Gemeinsamer Gegner

Irak-Krise: USA im Gespräch mit dem Iran

publiziert: Montag, 16. Jun 2014 / 09:46 Uhr / aktualisiert: Montag, 16. Jun 2014 / 21:57 Uhr
Irans Präsident Hassan Ruhani ist bereit für eine Zusammenarbeit.
Irans Präsident Hassan Ruhani ist bereit für eine Zusammenarbeit.

Washington - Die Krise im Irak bringt offenbar zwei Erzfeinde näher zusammen. Im Kampf gegen die Islamisten der Gruppierung ISIS, die im Irak auf dem Vormarsch ist, setzen die USA einem Bericht der Zeitung «Wall Street Journal» zufolge auf eine Kooperation mit dem Iran.

6 Meldungen im Zusammenhang
Wie das «Wall Street Journal» in der Nacht zum Montag unter Berufung auf US-Regierungsvertreter berichtete, wird mit dem Beginn der direkten Gespräche noch in dieser Woche gerechnet. Unklar sei allerdings noch, über welche diplomatischen Kanäle sich die US-Regierung mit Teheran austauschen wolle.

Einen Anlass könnten die Atomverhandlungen mit der Islamischen Republik bieten, die am Montag in Wien beginnen. Bei den Gesprächen würde es um die Sicherheitslage im Irak und Wege zur Vertreibung der Sunnitenmiliz ISIS gehen.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte sich zuvor offen für eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die Isis gezeigt. Allerdings müsse die Initiative von den Amerikanern ausgehen. Zwischen Washington und Teheran hatte unter anderem wegen des Atomstreits jahrelang eine Eiszeit geherrscht. Zuletzt gab es aber dort bereits eine Annäherung.

Die Gruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) hatte in den vergangenen Tagen Teile des Iraks unter ihre Kontrolle gebracht. Die radikalen Islamisten gingen dabei äusserst brutal vor. Die Armee startete nach eigenen Angaben am Wochenende eine Gegenoffensive.

Brisante Daten ergattert

Schon vor einigen Tagen sind den irakischen Truppen offenbar brisante Details zur Gruppierung in die Hände gefallen. Einem Bericht der britischen Zeitung «Guardian» zufolge sind die Truppen im Besitz von mehr als 160 Datenträger der Islamistenmiliz.

Diese enthalten laut einem Geheimdienstoffizier Namen und Kriegsnamen aller ausländischen ISIS-Kämpfer, von ISIS-Anführern, Codewörter, die Initialen von Informanten in Ministerien sowie die kompletten Finanzdaten der Organisation.

In den Besitz der Daten gelangten die irakischen Streitkräfte dem Bericht zufolge zwei Tage vor der ISIS-Offensive gegen Mossul. Ein Kurier des ISIS-Kommandanten Abdulrahman al-Bilawi habe im Dauerverhör den Namen seines Chefs gestanden. Wenige Stunden später sei Al-Bilawi tot gewesen.

In seinem Haus und bei seinem Kurier seien die Datenträger sichergestellt worden. Ihre Auswertung - unter anderem durch CIA-Agenten - sei noch im Gange.

ISIS verfügt über Milliardenvermögen

Die Daten zeigen offenbar, dass die ISIS seit der Eroberung Mossul über Vermögen in Milliardenhöhe verfügt. «Vor Mossul betrugen ihr gesamtes Bargeld und Anlagen 875 Millionen Dollar», sagte der Informant. «Danach, mit dem Geld, das sie in Banken geraubt haben und dem Wert der militärischen Versorgungsgüter, die sie geplündert haben, konnten sie weitere 1,5 Milliarden Dollar dazu addieren.»

Die USA haben wegen der Erfolge der ISIS einen Flottenverband um den Flugzeugträger «George H.W. Bush» in den Persischen Golf entsandt. Wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte, werden zudem die Sicherheitsvorkehrungen an der Botschaft in Bagdad erhöht. Zugleich werden einige Mitarbeiter der Vertretung vorübergehend abgezogen.

Treffen in Türkei

Die Gebietseroberungen der radikalislamischen Milizen im Irak und in Syrien alarmieren nicht nur die USA. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen will am Montag in Ankara mit dem türkischen Aussenminister Ahmed Davutoglu die Bedrohungslage besprechen.

Das Nato-Land Türkei grenzt sowohl an Syrien als auch an den Irak. Alle drei Länder haben zudem eine nach Autonomie strebende kurdische Minderheit, und die Türkei befürchtet ein Übergreifen der Konflikte.

Anfang der Woche hatten Isis-Kämpfer von Mossul, der zweitgrössten Stadt des Iraks, aus einen Vorstoss Richtung Bagdad unternommen. Soldaten, Freiwillige und kurdische Peschmerga-Truppen schlugen sie inzwischen gebietsweise zurück.

(bert/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Dubai - Im Atomstreit hat der Iran kurz ... mehr lesen
Der Iran unterbreitet im Atomstreit einen neuen Kompromissvorschlag.
Dutzende Kämpfer und Zivilisten wurden getötet. (Symbolbild)
Bagdad - Die nordirakische Stadt Tal ... mehr lesen
Die «USS Mesa Verde» hat 550 Marineinfanteristen an Bord.
Washington - US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat wegen der Irakkrise das Kriegsschiff «USS Mesa Verde» in den Persischen Golf entsandt. Die Verlegung solle Präsident Barack ... mehr lesen
Bagdad/Washington - Nach dem Vormarsch der Dschihadisten im Nordirak sind die ... mehr lesen
Die USS George H.W. Bush wird in den Persischen Golf verschoben.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Nuri al-Maliki fordert Zusammenhalt von seinem Volk. (Archivbild)
Samarra - Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki hat in einer Fernsehansprache an die irakische Bevölkerung appelliert, im Kampf gegen die Terrorgruppe Isis zusammenzustehen. ... mehr lesen
Es...
ist unfassbar, in welchem Zustand die irakische Armee zu sein scheint. Wer Mossul erobert, hat zwar unter topografischen Aspekten freie Fahrt bis Bagdad, bewegt sich aber auf der anderen Seite auch auf einem Präsentierteller. Selbst mit einer total veralteten aber noch halbwegs flugtauglichen Luftwaffe wäre ein solcher Vormarsch binnen weniger Minuten in Grund und Boden zu bomben.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Unsere Streitkräfte haben 460 Leute evakuiert», sagte ...
Gelungene Flucht  Nahe Falludscha - Hunderten Irakern ist am Freitag die Flucht aus der belagerten Stadt Falludscha gelungen. Es war nach irakischen Angaben die grösste Gruppe, die die seit Tagen umkämpfte Stadt verlassen konnte. Dort leben nach Schätzungen rund 50'000 Menschen. mehr lesen 
G7-Gipfel in Japan  Ise-Shima - Die G7-Staaten haben die Flüchtlingskrise als «globale Herausforderung» anerkannt und weltweites Wirtschaftswachstum als «dringende ... mehr lesen   1
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 1°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 2°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 5°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig Schneeregenschauer wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 2°C 9°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Genf 2°C 10°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten