Iranische Regisseurin bricht Tabu-Thema

publiziert: Mittwoch, 18. Aug 2004 / 08:52 Uhr

Teheran - Was tun, wenn der Ehemann sein Recht auf Sexualität erzwingt? Und wenn das Gesetz auf seiner Seite ist? Die iranische Regisseurin Nezaht Arabschahi stellt sich in ihrem Theaterstück genau diesen Fragen.

Frauen im Iran hoffen auf Gleichberechtigung.
Frauen im Iran hoffen auf Gleichberechtigung.
Inoffiziellen iranischen Statistiken zufolge leiden immer mehr iranische Mädchen und Frauen unter Psychosen, reagieren mit Selbstzerstörung oder Selbstmord auf ihre Situation in der männlich dominierten iranischen Gesellschaft. Oder sie fliehen in den Wahnsinn. "Viele Frauen werden hier verrückt, aber darüber spricht niemand", kritisiert die 46-jährige Nezaht Arabschahi, iranische Theatermacherin und Karate-Lehrerin.

Vergewaltigung

Sie will das Tabu nun an die Öffentlichkeit bringen. Mit ihrem Theaterstück "Vielleicht morgen" möchte sie der iranischen Gesellschaft die Verzweiflung vieler Mädchen und Frauen hinter vielen dicken Mauern von Wohnungen und Häusern vor Augen führen.

"Vielleicht morgen" erzählt die Geschichte von sieben Frauen, die von ihren Familien in die Psychiatrie eingewiesen wurden. In der Gruppentherapie treffen sie aufeinander, erzählen von dem alltäglichen Wahnsinn ihres Lebens - Vergewaltigung, Unterdrückung, ein Leben in ständiger Abhängigkeit von Männern: dem Vater, dem Bruder, dem Ehemann.

In der Psychiatrie darf der lautlose Schrei endlich eine Stimme bekommen, wird die Verzweiflung nicht mehr vom gesellschaftlichen Normen-Korsett zugeschnürt. In der Gruppentherapie verstehen die Frauen, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind.

Wenig Text

Wie schon in ihrem ersten Stück "Leere Hände" - die deutsche Übersetzung des japanischen Begriffs "Karate" - setzt Arabschahi auf körperlichen Ausdruck und wenig Text. Die von Karate-Figuren geprägte Choreografie steht für den Kampf gegen die Unterdrückung weiblicher Körperlichkeit.

Der Gesang wendet sich gegen das Verstummen der Frauen. Auch diesmal spielen Amateurinnen und Karate-Schülerinnen von Arabschahi: "Warum sollte ich professionelle Schauspielerinnen einsetzen? Meine Darstellerinnen erleben diesen Wahnsinn jeden Tag. Sie brauchen nicht zu spielen."

Menschenrecht

Die gebürtige Teheranerin möchte sich nicht als Feministin bezeichnen: "Mir geht es nicht um Sonderrechte für Frauen, sondern um ein Menschenrecht: Das Recht auf Gleichbehandlung."

Anders als westliches Politikverständnis sieht Arabschahi in ihrer Gesellschaftskritik keine politische Dimension: "Viele Iraner glauben, dass ihnen nur eine neue Regierung Gleichberechtigung bringen kann. Sie sehen nicht, dass das Problem viel tiefer in den undemokratischen Strukturen unserer eigenen Kultur liegt."

"Vielleicht morgen" soll in vier Monaten auf iranischen Theaterbühnen gezeigt werden. Wie bei ihrem ersten Stück hoffen Arabschahi und ihre Theatergruppe auch diesmal auf Auftritte ausserhalb des Heimatlandes.

(Katrin Matthaei/dpa)

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