Iren stimmen für Homo-Ehe
Dublin - Irland schreibt Geschichte: Vor 22 Jahren machten sich Homosexuelle in dem katholischen Land noch strafbar. Jetzt stimmte das Inselvolk im weltweit ersten Referendum zu diesem Thema mit grosser Mehrheit für die Einführung der Homo-Ehe.
Der Triumph des Ja-Lagers bedeutet für Irland eine Zeitenwende. Bis 1993 stand Homosexualität in Irland noch unter Strafe. Seit vier Jahren können Schwule und Lesben ihre Partnerschaften zwar eintragen lassen, eine wirkliche Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren blieb ihnen aber bisher verwehrt.
Ministerpräsident Enda Kenny hatte wie alle grossen Parteien für die Homo-Ehe geworben. Die Volksbefragung bestimme das künftige Bild des Landes und berühre Fragen von «Toleranz», «Respekt» und «Sensibilität».
Gegen die Zulassung der Eheschliessung für gleichgeschlechtliche Paare hatte sich vor allem die katholische Kirche eingesetzt. Doch mehrere Skandale um Kindesmissbrauch haben den Einfluss der einst in Irland übermächtigen Institution schwinden lassen.
Bis zu 80 Prozent Ja in Dublin
Schon kurz nach Beginn der Auszählung jubelten erste Verfechter der Homo-Ehe. «Die Stimmboxen sind geöffnet, es ist ein Ja», schrieb der für Gleichstellung zuständige Staatssekretär Aodhan O'Riordain im Kurznachrichtendienst Twitter. «In Dublin ist es ein Erdrutsch.»
Dem Sender RTE zufolge stimmten in einigen Bezirken der Hauptstadt Dublin bis zu 80 Prozent dafür. In ländlichen Gebieten war der Ausgang deutlich knapper.
Der Anführer der Nein-Kampagne, David Quinn, räumte die Niederlage bereits am Mittag ein. «Glückwunsch an die Ja-Seite. Gut gemacht», sagte er im Sender RTE. Der Sieg der Gleichstellungsbefürworter sei «sehr beeindruckend» ausgefallen.
Premier Kenny lobte die hohe Wahlbeteiligung. Allein 60'000 Menschen hatten sich eigens für die Abstimmung ins Wahlregister eingetragen. Viele junge Menschen waren extra aus dem Ausland angereist, um an dem Referendum teilzunehmen.
Befürworter jubeln
Im ganzen Land begannen Schwule und Lesben zu feiern. Die Regierung öffnete das Schloss von Dublin für die Verkündung des Ergebnisses am Nachmittag. Schon am Vormittag versammelten sich dort hunderte Menschen, viele hatten Regenbogenflaggen dabei.
Gesundheitsminister Leo Varadkar sprach von einer «sozialen Revolution». Einer der Veteranen der Schwulenbewegung in Irland, David Norris, sagte: «Das irische Volk hält dem Rest der Welt ein grosses Plakat mit der Aufschrift entgegen: Das ist der Weg nach vorn.»
«Ich bin so glücklich, ich könnte platzen», sagte die 44-jährige Grainne O'Grady vor einem Auszählungsbüro in Dublin. «Das ist erst der Beginn von etwas noch viel Grösserem», sagte der 29-jährige Niamh Fitzgerald, der aus England eingeflogen war. «Jeder hat ein Recht auf Religion, aber keine Religion hat das Recht, einem Land die Rechte zu diktieren.»
Schweizer LGBT-Verbände erfreut
Irland ist das weltweit 19. Land, das die Homo-Ehe einführt. In Europa sind es derzeit 13. Die Schweizer Lesben- und Schwulenverbände zeigten sich in einer Stellungnahme vom Samstag erfreut über das irische Abstimmungsergebnis. Sie forderten nun aber auch die Schweiz zum Handeln auf.
Die «bedingungslose Öffnung der Ehe und die Gewährung aller damit verbundenen Rechte» sei eine Grundforderung der Schweizer Lesben, Gay, Bisexuellen und Transgender (LGBT)-Verbände, hiess es. In der Schweiz können gleichgeschlechtliche Paare bislang nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, die der Ehe rechtlich nicht gleichgestellt ist.
(jbo/sda)
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