It’s Zubi Time!

publiziert: Samstag, 24. Jun 2006 / 09:45 Uhr

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Ein Torhüterproblem haben wir! Unser Problem ist der Goalie, dieser Fliegenfänger! Das waren die Aussagen einer grossen Anzahl Schweizer Fans vor Beginn der Weltmeisterschaften 2006.

In einer Umfrage der grössten Tageszeitung der Schweiz, die schon während der Qualifikation zur WM Pascal Zuberbühler hart an den Karren fuhr, sprach sich sogar eine kleine Mehrheit dafür aus, dem unerfahrenen Fabio Coltorti gegenüber dem erfahrenen Zubi den Vorzug zu geben.

Und jetzt? Jetzt ist Zubi der einzige Keeper, der nach der WM-Vorrunde noch kein Tor kassierte und die Fans skandierten in Stuttgart, Dortmund und Hannover seinen Namen. Aus zehntausenden Kehlen wurde «Zubi» gerufen. Welch eine Genugtuung für den Vielgescholtenen.

Es ist Zubi-Time und einer der Helden der Stunde heisst Pascal Superbühler. Das haben auch die Fans gemerkt und zollten mit ihren Zubi-Rufen Respekt und gleichzeitig auch Absolution für ihr Misstrauen ihm gegenüber. Und wer genau beobachtete, wie die Spieler während und nach der siegreichen Partie gegen Südkorea mit Zubi sprachen, wusste, bei wem man sich besonders für eine erfolgreiche Vorrunde bedankte.

Zubi ist nicht der Einzige, der jetzt wohl eine grosse Genugtuung verspürt: Hakan Yakin ist ebenfalls einer, der es seinen Kritikern zeigte und ohne Kredit bei Fans und Experten zur WM fuhr, aber dann auf dem Rasen überzeugte. Die beiden Schweizer sind in sehr guter Begleitung: Weitere Vielgescholtene haben ihrer Mannschaft sehr geholfen auf dem Weg zum Achtelfinale.

Der verspottete Ronaldo zum Beispiel, der zwar übergewichtig ist, aber dennoch den WM-Torrekord von Gerd Müller egalisierte. Oder der ins zweite Glied degradierte Spanier Raul und der als «alt und antiquiert» bezeichnete Viera. Und dass Zinedine Zidane nochmals die Gelegenheit bekommt, sich mit Bravour von der internationalen Bühne zu verabschieden, versöhnt alle Sympathisanten der zuletzt gescholtenen Altmeister des Fussballs.

Es ist das Hauptthema bei den Fans auf der Strasse und in Expertenrunden in Deutschland: Die Rückkehr zur Grandezza einiger Routiniers und Gebeutelten und der Erfolg der jungen neuen Generation bei den Spaniern, Deutschen, Argentiniern und Schweizern. Und interessanterweise haben in vielen erfolgreichen Teams mit einem tiefen Altersdurchschnitt diese vielkritisierten Routiniers einen dritten oder gar vierten Frühling erlebt. So wie Yakin und Zubi.

Dass es für Zubi auch gegen Südkorea so gut lief, hat jedoch nicht nur mit seinen guten Paraden und seiner sprichwörtlichen Ruhe und Souveränität zu tun. Das Schweizer System hat gegen Südkorea so gut gegriffen wie gegen die Franzosen. Die Schweizer spielten diesmal nicht wie gegen Frankreich Rasenschach. Dafür waren die Koreaner zu wuselig und beweglich.

Köbis Mannschaft agierte eher wie ein American Football Team: Man kämpfte um jeden Zentimeter Raum und hatte klare Zuordnungen. Der Wide Receiver, also der Ballfänger und Skorer hiess Alex Frei. Er wurde vom Quarterback, dem Spielmacher, lanciert. In der Nati waren dies im Korea-Spiel deren zwei: Yakin und Barnetta. Da gibt es aber auch die Cracks der Secondary (Cornerbacks), die Spieler des Rückraumes, welche die schnellen Flügelstürmer bei den Fernostasiaten abliefen (Degen, Spycher, zuvor in den ersten Gruppenspielen noch Magnin).

Und was ist mit den Linebackern? Diese Innenverteidiger namens Senderos, Müller und später auch Djourou waren in der Mitte grossartige Abräumer. Cabanas und Wicky spielten im defensiven Mittelfeld die Rolle der Running Backs, also der Läufer, die unentwegt aus der Tiefe des Mittelfeldraumes den Ball nach vorne tragen. Johan Vogel, der Chef des defensiven Mittelfeldes, wäre indes in einem American Football Team der Defensive End.

Was der Nati noch fehlt, ist der Kicker, der die Freistösse direkt verwandelt. Aber wer weiss, vielleicht werden Barnetta, Yakin, Frei oder Gygax gegen die Ukraine im Achtelfinale am Montag genau diesen Part übernehmen...

(Von Joël Wüthrich/news.ch)

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