Japan erster Olympiasieger durch 'sudden death'

Den hohen Favoriten und Titelverteidiger China traf der "schnelle Tod" schon in der ersten Disziplin am Boden, wo gleich zwei Mann patzerten (Teng Haibin mit nur 8,662!). Dabei waren die Chinesen mit der kompletten WM-Riege von 2003 und noch mit vier Mann aus dem Olympiasiegerteam 2000 angetreten, das damals einen Altersdurchschnitt von nur 20 Jahren aufwies und bis Peking 2008 das Gerippe bilden sollte.

Zwar rappelten sich die Chinesen wieder hoch, aber der Start-Rückstand von 1,8 Punkten liess sich nicht mehr wettmachen. So konnte ihnen IOC-Mitglied Wu Ching-Kuo, ein Taipeh-Chinese, keine Medaille überreichen. Die Szene entbehrt nicht einer gewissen Symbolik: Früher hatten die Chinesen noch Wettkämpfe boykottiert, wenn ein Taipeh-Sportler auf der Teilnehmerliste stand...

Wegen des frühen Ausfalls der Chinesen verlief der Wettkampf ungemein spannend. Zwei Geräte lang führten die Amerikaner, ehe Jason Gatson, ausgerechnet der Ring-Spezialist und WM-Finalist von 2003, an diesem Gerät ihre Hoffnungen knickte. Eine 9,125 war auch für die Amerikaner "tödlich".

Gleich drei Flops der Rumänen erweckten die US-Boys nochmals zum Leben. Die zweimaligen Europameister führte nach vier Disziplinen mit sechs Zehnteln (!) Vorsprung und hatten ihren ersten Olympiasieg in Griffweite, ehe der "sudden death" ausgerechnet Teamleader Marian Dragulescu (9,20 am Barren) und dann auch Ioan Suciu und Ravzan Selarui am Reck(9,20 und 8,90) am Reck erfasste.

So lagen nach fünf Disziplinen Rumänien, Japan und die USA nur einen Zehntelpunkt (genau 0,125) auseinander. Am Schluss jubelten die Japaner, die zuvor nie geführt, aber schon in der Qualifikation den besten Eindruck hinterlassen hatten. Dank sensationellen Reckübungen von dreimal 9,80 gewannen sie das Hitchcock-Finale mit noch fast einem Punkt Vorsprung.

Damit eroberten die Turner aus dem Land der aufgehenden Sonne nach einem Unterbruch von 28 Jahren erstmals wieder Mannschaftsgold. Beim letzten Triumph war noch Mitsuo Tsukahara, der Vater des jetzigen Olympiasiegers Naoya Tsukahara, dabei gewesen.

(rr/Si)