Die Genfer Philosophin Jeanne Hersch ist tot

Jeanne Hersch starb kurz vor dem 90. Geburtstag

publiziert: Montag, 5. Jun 2000 / 17:54 Uhr / aktualisiert: Montag, 5. Jun 2000 / 20:13 Uhr

GENF - Die Genfer Philosophin Jeanne Hersch ist in der Nacht auf Heute gestorben. Dies teilte die philosophische Fakultät der Universität Genf mit. Hersch wäre nächsten Monat 90 Jahre alt geworden.

Die vom deutschen Philosophen Karl Jaspers stark beeinflusste Denkerin hatte mit ihren dezidierten Stellungnahmen zu politischen Fragen der Zeit immer wieder für Aufsehen und Widerspruch gesorgt. Mit Stellungnahmen für Landesverteidigung und Kernenergie und gegen Drogenfreigabe erwarb sie sich den Ruf der «Rechtslastigkeit».
Hersch engagierte sich aber auch direkt in der Politik: in ihrer Arbeit bei der Unesco und als politische Beraterin und Delegierte, etwa beim Kulturforum der KSZE 1985. Bereits 1939 trat sie der Sozialdemokratischen Partei bei, die sie als «Schule des demokratischen Denkens» betrachtete.

Jaspers und Heidegger
Jeanne Hersch wurde am 13. Juli 1910 in Genf geboren. Ihre Eltern waren osteuropäische Intellektuelle jüdischer Abstammung. Sie studierte deutsche Literatur, hörte Karl Jaspers in Heidelberg und Martin Heidegger in Freiburg und arbeitete nach dem Abschluss zunächst als Gymnasiallehrerin.
1956 bis 1977 war sie Professorin für systematische Philosophie an der Universität Genf. 1966-68 leitete sie die Abteilung für Philosophie der Unesco in Paris und vertrat danach die Schweiz im Unesco-Exekutivrat. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderen den Preis der Stiftung für Freiheit und Menschenrechte.
Ihre Essays und Vorträge wurden in Buchform Bestseller. Kaum ein Thema blieb von ihr unbeachtet: von der Euthanasie bis zum Schwangerschaftsabbruch, von den Menschenrechten bis zu Europa, von bildender Kunst bis zur Kopp-Affäre.

Kritische Würdigungen
Für die Basler Philosophieprofessorin Annemarie Pieper war eine der imponierendsten Leistungen von Hersch, dass sie neben grossen Sinnfragen Alltagsbereiche wie Staunen, Angst, Freude philosophisch einem grossen Publikum nähergebracht habe. Aber mit ihren Meinungen zur Tagespolitik habe sie «manchmal wohl auch Fehler gemacht».
Von Jeanne Hersch bleibe ihm die Erinnerung einer sehr starken Präsenz, sagte der Genfer Literaturwissenschafter Jean Starobinski. Nie habe sie die Ethik von der Politik getrennt, was sehr kostbar sei. Auch wenn gewisse Stellungnahmen Herschs fragwürdig gewesen seien, habe sie sich immer ihre ethische Glaubwürdigkeit bewahrt.
Für Professor Jean Ziegler war Hersch eine grosse Philosophin. Er sei mit ihr jedoch nie einer Meinung gewesen. Hersch sei unter anderem gegen seine Berufung an die Universität Genf gewesen mit der Begründung, er sei ein linksextremer Agitator. Dennoch sagt Jean Ziegler: «Sie war eine aussergewöhnliche Frau.»

(news.ch)

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