Joe, der Slumlord

publiziert: Montag, 9. Mai 2011 / 11:08 Uhr / aktualisiert: Montag, 9. Mai 2011 / 12:22 Uhr
Joe, der nette Slumlord von nebenan
Joe, der nette Slumlord von nebenan

Die Krise ist vorbei - auf zur nächsten! scheint im Moment die Losung der Grossbanken zu sein. In der Schweiz fühlen sie sich von drohenden Eigenkapitalvorschriften bedrängt und zeigen panisch ins Ausland, wo sich Banken an überhaupt nichts halten müssen oder zumindest dieser Eindruck vermittelt wird.

6 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

L.A. Times zur Klage
Die L.A.-Times über die Klage gegen die Deutsche Bankl
latimes.com

Anders lässt sich zum Beispiel das Verhalten vom Deutsche Bank Chef Joe «Wir müssen mindestens 25% Eigenkapitalrendite machen» Ackermann nicht erklären, der mit seinen Gewinnforderungen demonstriert, dass er regulierende Staaten zwar hasst, sich aber darauf verlässt, im Notfall von den Steuerzahlern dieser Staaten gerettet zu werden. Anders ist das Himmelfahrtskommando, auf das er die Bank schickt, nicht zu erklären.

Denn dieses Ziel lässt sich nur mit hoch-riskanten oder völlig verantwortungslosen Methoden erreichen, Methoden, die, würden sie von einer Privatperson und nicht von einer System-Relevanten Bank angewandt, dieses Individuum als asozialen Egomanen mit soziopathischer Persönlichkeitsstruktur erscheinen liessen.

Vielleicht wäre es deshalb Zeit, dass solche Banken und ihre Praktiken angegriffen würden. Nicht von den Regierungen, denn diese scheinen ja völlig unfähig zu sein, das richtige zu tun. Wenn in England die ganze Bevölkerung leidet, mit Ausnahme der Bankerkaste, die mit ihren Lamborghinis und Audi R8s wie die Behämmerten durch die Innenstadt rasen (eben erst live mit erlebt) und es die «Volksvertreter» nur schaffen, das Volk und nicht die Banken leiden zu lassen, dann kann man die Kontrolle von oben scheinbar vergessen. Nicht zuletzt, weil diese auch im Rest der EU und in den USA gescheitert scheint.

Doch ausgerechnet in den USA, dem Ursprungsort der Krise, versucht nun die Staatsanwaltschaft von Los Angeles die Deutsche Bank als «Slumlord» (auf Deutsch gibt es dafür nur die plumpe Übersetzung «ausbeuterischer Eigentümer eines abbruchreifen Miethauses») für die Vernachlässigung und den Verfall von Strassenzügen verantwortlich zu machen. Ackermanns nette Bank hat viele Hausbesitzer wegen zu später Hypothekarzahlungen aus ihren Häusern raus werfen lassen - nicht wenige von diesen wurden illegalerweise auf die Strasse gesetzt.

Doch damit hörte es nicht auf. Die Bank vermietet danach einen Teil der Häuser, investierte aber nichts in deren Unterhalt oder in die Kontrolle der nicht vermieteten Immobilien, die in der Folge verslumten und zu Unterkünften für Prostituierte, Gang-Mitglieder und Drogensüchtige wurden, was für die betroffenen Wohngegenden verheerende Folgen hat. Die Mieter leiden währenddessen unter der Vernachlässigung: Notwendige Reparaturen werden nicht ausgeführt, die Häuser verkommen. Oder wie es ein Vertreter von Los Angeles ausdrückte: Die Deutsche Bank ist ein fürchterlicher Nachbar und Vermieter.

Die Deutsche Bank schiebt die Schuld natürlich an die lokal angeheuerten Sub-Unternehmer, die sogenannten «Loan-Services» ab, die für die saubere Abwicklung zuständig seien. Aber Los Angeles will dieses von vielen Banken betriebene Spielchen, die Schuld an die bekannterweise vielfach lausigen Auftragnehmer abzuschieben, nicht mehr akzeptieren.

Die Deutsche Bank und andere Banken zerstören mit ihrer Vernachlässigung Wohngegenden, beuten Mieter aus und vermindern so auch den Wert der Nachbarhäuser. Sie fördern mit ihrem Handeln die Kriminalität und sind dabei, aus schlichtem Desinteresse und Gier, Slums zu schaffen.

Doch nun werden die Irren aus der Teppichetage, für die scheinbar keine Moral und keine Gesetze gelten, verklagt: Los Angeles will für die angerichteten Schäden, die Verstösse gegen die Vorschriften und den geschuldeten, nicht geleisteten Unterhalt hunderte Millionen Schadenersatz und Strafzahlungen einklagen.

Neu ist hier, dass die Banken nicht für ihr eigentliches Geschäft, sondern die konkreten Folgen ihres Verhaltens zur Verantwortung gezogen werden sollen. Sicher, selbst wenn diese Klage Erfolg hat, könnte die Deutsche Bank diese Strafe locker zahlen. Doch der Fall wäre richtungsweisend und könnte einen Dammbruch hervorrufen, der sehr teuer werden und die 25%-Träume eines gewissen Joe aus dem Rheintal und vieler anderer Banker und Banken (auch die HSBC, die Bank of New York und U.S. Bank stehen auf der Liste der Staatsanwälte) empfindlich tangieren könnte. Wenn Banken tatsächlich die volle Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen müssten, würden wir vermutlich in einer anderen Welt leben.

Und nicht unbedingt in einer schlechteren.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von 3 Leserinnen und Lesern kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Dschungelbuch Wirtschaftsberichterstattung at its worst. Wer sich in diesen Tagen über den Prozess ... mehr lesen 1
Joe Ackermann mit seinem Weichpuppen-Praktikanten bei der Prozessvorbereitung.
Der Schweizer sprach an seiner letzten Hauptversammlung von einem «Tag der Wehmut, vor allem aber der Freude». (Archivbild)
Frankfurt - Der scheidende Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat sich nach zehn Jahren von den Aktionären verabschiedet. Auf seiner letzten Hauptversammlung in der ... mehr lesen 1
Etschmayer Josef «Joe» Ackermann wird in drei ... mehr lesen 1
Josef Ackermann: Der SNB-Präsident der Träume!
HSBC Filiale am Zürcher Paradeplatz.
Hongkong - Die britische HSBC ... mehr lesen
Frankfurt - Die Deutsche Bank hat sich im Investmentbanking besser gehalten als die Konkurrenz und bleibt auf Kurs auf das grosse Ziel von Bankchef Josef Ackermann. Im ersten Quartal wies die grösste deutsche Bank einen Gewinn von 3,0 (Vorjahr: 2,8) Mrd. Euro vor Steuern aus. mehr lesen 
Weitere Artikel im Zusammenhang
Zürich - Die Schweiz koppelt sich mit den höheren «Too big to fail»-Vorschriften ... mehr lesen
Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank.
Etschmeyer's at his best.
Schon interessant, wie wenig Resonanz von gewissen Forumsteilnehmer auf Etschmeyers Kolumne da ist :)
Etschmeyer's Höhenflug
hält doch schon ewig an!

Im Gegensatz zur Exil-Schweizerin habe ich bisher noch nie den Eindruck gehabt, dass es bei seinen Kolumnen etwas zu benörgeln geben könnte. Er trifft ausnahmslos mitten in den Kern der Sache, ohne darum herum zu reden - so, wie es gewisse 'Realitätsverweigerer'(?!?) hier jeweils auch tun ...
Etschmeyer's Höhepunkt
Etwas besseres habe ich von Etschmeyer noch nie gelesen.
Endlich getraut sich einmal wer die Wahrheit zu sagen.
Vielleicht rüttelt das ja mal auch die üblichen Realitätsverweigerer in diesem Forum auf, und denken mal nach.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle ... mehr lesen  
Künftig mindestens 500'000.-- und die ganze Schweiz inklusive: SwissPass, der schon bald mal GACH heissen könnte.
Urversion von IBM's Supercomputer WATSON: Basis für 'ROSS'... und unsere zukünftigen Regierungen?
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und ... mehr lesen  
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. Die Bedrohungen: Differentialgleichungen und ein ... mehr lesen
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Die zugrunde liegende Verbindung wurde geschlossen: Unerwarteter Fehler beim Senden..
Source: http://media3.news.ch/ajax/geonews.aspx?col=3&rubID=1185&label=&ts=10:45:22
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Basel 3°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 1°C 5°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen immer wieder Schnee
Bern -1°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 2°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Genf 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten