Im Alter von 96 Jahren gestorben:

John Gielgud: Der Letzte der britischen Theaterlegenden ist tot

publiziert: Montag, 22. Mai 2000 / 14:26 Uhr

London - Riesenerfolge als Shakespeare-Darsteller feierte er schon vor über 70 Jahren. Bereits damals galt John Gielgud als einer der ganz Großen des britischen Theaters. - Letzten Sonntag starb er im Alter von 96 Jahren auf seinem Landsitz in Aylesbury bei London.

Er wurde in einem Atemzug genannt mit Laurence Olivier, Michael Redgrave, Ralph Richardson und anderen, die er alle um viele Jahre überlebte. Nun hat auch der Letzte der britischen Theaterlegenden des 20. Jahrhunderts die Bühne für immer verlassen. Am Sonntag ist Gielgud im Alter von 96 Jahren in Aylesbury nördlich von London gestorben, wie seine Familie am Montag mitteilte. In Großbritannien galt er bis ins hohe Alter als der beste Shakespeare-Sprecher überhaupt. Als dieser vor allem wird er dort unvergessen bleiben. Seit den 70er Jahren widmete er sich aber verstärkt dem Film, wodurch er auch einem internationalen Publikum bekannt wurde. Dabei brillierte er in unzähligen Nebenrollen. Dies war typisch für Gielgud: Im Gegensatz zur Bühne ist er auf der Leinwand nie ein Superstar gewesen. Dazu wirkte er einfach zu steif. Man hätte ihn sich nie als leidenschaftlichen Kämpfer oder Liebhaber vorstellen können - er war übrigens auch nie verheiratet. Vielmehr war er die perfekte Verkörperung des englischen Butlers, den er ja auch oft gespielt hat. Gielgud war immer ganz «stiff upperlip», wie die Briten sagen - ein Mann mit steifer Oberlippe, also unterkühlt und weitgehend emotionslos. Solche Charaktere bekommen im Film keine Hauptrollen. Als Nebendarsteller aber erhielt Gielgud zahlreiche britische Auszeichnungen und für den Film «Arthur - kein Kind von Traurigkeit» 1981 sogar einen Oscar. John Gielgud wurde am 14. April 1904 als Sohn eines Börsenmaklers polnischer Abstammung und einer Schauspielerin in London geboren. Der Hang zu den Brettern, die die Welt bedeuten, wurde ihm von seiner Mutter in die Wiege gelegt. Deren Tante war Ellen Terry, Ende des 19. Jahrhunderts die Legende des britischen Theaters schlechthin und die große Liebe des Autors George Bernard Shaw. Der junge Gielgud besuchte die berühmte Londoner Schauspielschule Rada (Royal Academy of Dramatic Arts) und feierte sein Bühnendebüt schon als 17-Jähriger im Jahre 1921 am Londoner Old Vic, und zwar als Herold in Shakespeares «Heinrich V.». Acht Jahre später war er an diesem renommierten Theater bereits ein gefeierter Darsteller der großen klassischen Shakespeare-Rollen. Rund 500 Mal spielte Gielgud allein den «Hamlet». Damit schrieb er 1934 in London und 1936 in New York ein Stück Theatergeschichte. Seine Lieblingsrolle war nach eigenem Bekunden aber «Richard II.», doch war er ebenso erfolgreich als Romeo, König Lear, Macbeth, Marcus Antonius, Oberon oder Prospero. Letztere Figur aus Shakespeares Zauberlustspiel «Der Sturm» verkörperte der fast 90-Jährige 1991 noch einmal in dem umstrittenen Film «Prosperos Bücher» von Peter Greenaway. Dieser drehte zu dem Text von Shakespeare eine Sequenz von stark erotisch gefärbten Traumszenen. Zwtl: Grammy für Shakespeare-Rezitation auf Schallplatte Die Stärke Gielguds als Bühnendarsteller lag immer in seinen deklamatorischen Fähigkeiten. Dies war stets ein voller Ausgleich für seine steifen Bewegungen. Große Erfolge feierte er Ende der 50-er Jahre dann auch als Rezitator von Shakespeare-Rollen für Rundfunk und Schallplatte. Die Aufnahme «The Ages of Man» erlangte internationale Anerkennung und brachte Gielgud später sogar einen Grammy ein, den Oscar der amerikanischen Musikindustrie. Auch als Regisseur von Shakespeare-Stücken machte er sich einen Namen. Im Kino war er schon vor dem Zweiten Weltkrieg und dann auch in den 50er und 60er Jahren immer wieder einmal zu sehen, obwohl er diesem Medium anfangs eher ablehnend gegenüberstand. Für die Rolle Ludwig VII. in «Becket - Fluch der Macht» erhielt er 1964 sogar eine Oscar-Nominierung. Doch erst in den 70er Jahren, als er im fortgeschrittenen Alter dem Stress der Bühnenarbeit entgehen wollte, entdeckte Gielgud seine Liebe zum Film. Er war fortan in mehr oder weniger bedeutenden Nebenrollen in fast allen großen britischen Filmen der letzten Jahre zu sehen - «Mord im Orient-Express», «Die Stunde des Siegers», «Gandhi», um nur einige zu nennen. Schon 1953 wurde Gielgud zum Ritter geschlagen, durfte sich also Sir John nennen. 1996 wurde er von Königin Elizabeth II. auch mit dem traditionsreichen Order of Merit ausgezeichnet. Seine Freizeit hat er immer am liebsten auf seinem Landsitz in Aylesbury verbracht, wo er nun gestorben ist.

(sda)

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