Jubel und Wut im Irak

publiziert: Sonntag, 5. Nov 2006 / 22:08 Uhr

Bagdad - Das Todesurteil gegen Iraks früheren Machthaber Saddam Hussein offenbart einmal mehr die Spaltung des Landes. Während in Schiiten-Hochburgen wie Sadr City gefeiert wird, ist die Stimmung in den von Sunniten bewohnten Gegenden gedrückt.

Hussein versuchte, den Urteilsspruch mit «Lang-lebe-der-Irak»-Rufen zu übertönen.
Hussein versuchte, den Urteilsspruch mit «Lang-lebe-der-Irak»-Rufen zu übertönen.
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Saddam HusseinSaddam Hussein
Während Saddam Hussein verzweifelt versuchte, den Urteilsspruch mit «Lang-lebe-der-Irak»-Rufen zu übertönen, zeigte das irakische Staatsfernsehen Bilder vom gedemütigten Ex-Diktator und einem in Richterrobe gekleideten Sänger. Dieser stimmte Jubelgesänge an

«Gebt ihn uns, wir exekutieren ihn selbst», schreien Bewohner in der Schiiten-Hochburg Sadr City, einem Vorort Bagdads. «Das Urteil ist gerecht», ruft der 20-jährige Amdschad Hamid. «Gott, sei Dank, sind wir den Diktator los.»

Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr versuchen, die triumphierenden Massen im Zaum zu halten und verbieten Freudenschüsse. Saddam Hussein ist Sunnit und hatte während seiner Herrschaftszeit die Schlüsselpositionen mit Angehörigen dieser Bevölkerungsminderheit besetzt.

Kurden gegen jetztige Hinrichtung

Auch in den nördlichen Städten in der autonomen Kurdenregion, die lange unter der Herrschaft Saddam Husseins leiden mussten, begrüssen die Menschen das Urteil. Gleichzeitig möchten sie aber nicht, dass es vollstreckt wird, solange der zweite Prozess gegen den Ex-Diktator wegen des Massenmordes an Kurden durch Giftgas noch nicht beendet ist.

Durch die «Operation Anfal» waren 1987 und 1988 mehr als 180 000 Kurden getötet worden. «Wir wollen eine Aussetzung der Exekution, solange die anderen Prozesse noch weitergehen», sagt die Menschenrechtsaktivistin Berwa Ali.

Im Süden des Irak, wo tausende Schiiten nach einem gescheiterten Aufstand von den Schergen Saddam Husseins massakriert wurden, gibt es solche Zurückhaltung nicht. «Es wird dem Irak besser gehen, wenn Saddam hingerichtet und begraben ist, so dass die Terroristen aufhören, von seiner Rückkehr an die Macht zu träumen», sagt der 35-jährige Dschassim Hassan.

Dem 47-jährigen Kadhimia Mohammed Marhun kommen die Bilder vom Sturz des Diktators im April 2003 wieder in Erinnerung: «Ich war glücklich, als ich vom Fall der Statue hörte und ich war noch glücklicher als ich hörte, wie sie aufgehängt wurde.» Marhun hat während der Herrschaft von Saddam Hussein zwei Brüder verloren.

Amerikanischer Plan

Die Stimmung in den sunnitischen Städten hingegen schwankt zwischen Schwermut und Zorn: «Eine Hinrichtung des ehemaligen irakischen Präsidenten ist Teil des amerikanischen Plans. Er war das Symbol der Befreiung im Irak», sagt der Universitätsprofessor Musahim Allawi in Saddam Husseins Heimatstadt Tikrit.

Über das Urteil würden sich nur US-Präsident George W. Bush und der ehemalige israelische Ministerpräsident Ariel Scharon freuen, sagt der Student Kasim Najif.

(Von Sabah Jerges, AFP/sda)

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