Jugoslawien-Wahl: Serbische Opposition feiert Wahlsieg

Nach denen der Opposition vorliegenden Daten zu den Präsidentenwahlen sei ihm der Sieg über Amtsinhaber Slobodan Milosevic bereits in der ersten Wahlrunde sicher, sagte Kostunica am Montagmorgen.

Auf ihn würden über 54 Prozent der Stimmen fallen, auf Milosevic hingegen nur 33,8 Prozent. Auch nach Angaben der Serbischen Radikale Partei (SRS), Teil der serbischen Regierungskoalition, liegt Kostunica mit 51,3 Prozent klar vor Milosevic mit 38,8 Prozent.

Ein Sprecher der regierenden Sozialisten erklärte jedoch, nach Auszählung von 20 Prozent der Stimmen führe Milosevic mit 56,3 Prozent vor seinem Rivalen Kostunica, der auf nur 31,4 Prozent der Stimmen komme. Die offizielle Wahlkommission nannte noch keine Zahlen.

Den SRS-Angaben zufolge führte das Bündnis der Oppositionsparteien DOS auch bei den Wahlen zum jugoslawischen Parlament mit 43 Prozent. Die Koalition aus Sozialisten und der Jugoslawischen Vereinigten Linken (JUL) komme auf 35 Prozent, die SRS auf zehn Prozent und die oppositionelle Serbische Erneuerungsbewegung (SPO) auf lediglich sechs Prozent.

Bei den Kommunalwahlen in Serbien habe die Opposition ebenfalls viele Erfolge verbuchen können. Die Wahlbeteiligung habe insgesamt bei 70 bis 76 Prozent gelegen.

Drei Parteienvertreter in der zentralen jugoslawischen Wahlkommission wurden am Abend von der Polizei aus dem Gebäude vertrieben. Es handele sich um die Repräsentanten der DOS und der SRS sowie um den Abgesandten der SPO, sagte der Leiter des SRS- Wahlstabs zu Radio Index. Die Polizeiaktion sei unmittelbar vor der Auszählung der Stimmen von Briefwählern erfolgt.

Bereits kurz nach Schliessung der Wahllokale hatten sich am Sonntagabend in den Städten mehrere zehntausend Oppositionsanhänger versammelt. In der Innenstadt von Belgrad kam es kurzzeitig zu einer Konfrontation von Anhängern und Gegnern von Milosevic.

Die USA haben die Bürger Jugoslawiens zu ihrer hohen Wahlbeteiligung gratuliert und zugleich Wahlfälschungen durch das Regime von Präsident Slobodan Milosevic verurteilt. Nach glaubwürdigen Schätzungen hätten mehr als 70 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, sagte Aussenamtssprecher Richard Boucher.

Die US-Regierung berate sich über die Lage in Jugoslawien mit den Vereinten Nationen, der EU, Russland und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Nach einem Bericht der britischen Zeitung «Independent» vom Montag befinden sich Schiffe der NATO vor Jugoslawien. Das Verteidigungsministerium in London bestätigte, Grossbritannien habe eine Reihe von Schiffen in der Region.

(sda)