Tochter ging auf Distanz zu ihrem Vater

Justiz ermittelt gegen Jean-Marie Le Pen wegen Gaskammer-Äusserung

publiziert: Freitag, 3. Apr 2015 / 14:24 Uhr
Jean-Marie Le Pen spricht verharmlosend über die Gaskammer der Nazis.
Jean-Marie Le Pen spricht verharmlosend über die Gaskammer der Nazis.

Paris - Trotz mehrfacher Verurteilung hat sich der Gründer des rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, erneut verharmlosend über die Gaskammern der Nazis geäussert. Die Justiz leitete Ermittlungen gegen den 86-jährigen Europaabgeordneten ein.

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Der heutige Ehrenvorsitzende der FN hatte am Donnerstag erneut gesagt, dass die Gaskammern in den NS-Konzentrationslagern ein «Detail» der Geschichte seien. «Ich halte daran fest, weil ich glaube, dass das die Wahrheit ist», hob Jean-Marie Le Pen in den Sendern RMC und BFMTV hervor.

Zur Begründung führte er an, seine Äusserung betreffe «ein System», nicht die Opfer: «Der Krieg ist schrecklich».

Seine Tochter, FN-Chefin Marine Le Pen, ging auf Distanz zu ihrem Vater. Zwischen ihr und ihrem Vater gebe es in dieser Frage eine «tiefe Meinungsverschiedenheit», sagte Marine Le Pen. Dies gelte gleichermassen für den «Inhalt und die Form».

Auf die Frage, was sie gegen solche Erklärungen tun könne, sagte sie: «Nichts. Diese Äusserungen schaden nicht der Glaubwürdigkeit der FN sondern seiner Glaubwürdigkeit.»

Seit ihrem Antritt als FN-Chefin 2011 versucht Marine Le Pen, der Partei ein respektableres Image zu verschaffen. Mehrere Mitglieder, die sich rassistisch geäussert hatten, liess sie aus der Partei ausschliessen.

Mehrfach verurteilt

Der langjährige FN-Vorsitzende Jean-Marie Le Pen hatte die Gaskammern erstmals im September 1987 als «Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs» bezeichnet. Anschliessend wiederholte er dies mehrfach, unter anderem 1997 in München und 2009 vor dem EU-Parlament, dem er seit 1984 ununterbrochen angehört. Mehrfach wurde er deswegen verurteilt.

Die französische Justiz leitete nun erneut Ermittlungen gegen den FN-Gründer ein. Ermittelt werde wegen des Bestreitens eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, verlautete am Donnerstagabend aus Justizkreisen in Paris. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve verurteilte die Äusserungen von Jean-Marie Le Pen als «unwürdig» und «unerträglich».

Parteiführung geht auf Distanz

FN-Generalsekretär Nicolas Bay machte am Freitag deutlich, dass die Gaskammer-Äusserung der politischen Botschaft seiner Partei schadeten. Le Pens Aussagen entsprächen «überhaupt nicht der Linie» der FN, kritisierte Bay im Radiosender Europe 1.

Er und FN-Vize Florian Philippot schlossen nicht aus, dass Jean-Marie Le Pen deshalb nicht als FN-Kandidat für die Regionalwahlen im Dezember aufgestellt werde. Einen Parteiausschluss des FN-Gründers hielten beide aber ebenfalls für undenkbar. Der 86-Jährige hatte im Januar deutlich gemacht, dass er bei den Regionalwahlen die FN-Liste in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur anführen will.

 

(jbo/sda)

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