Kampfansage an Schulschwänzer: Blaumachen wird in Frankreich unmöglich

publiziert: Dienstag, 1. Apr 2003 / 11:07 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 1. Apr 2003 / 13:43 Uhr

Paris - Mit SMS, Strichcode und höheren Geldstrafen geht es in Frankreich bald hartnäckigen Schulschwänzern an den Kragen. Paris ist dabei, strikte Massnahmen gegen jugendliche Müssiggänger in einer Schulreform zu verankern.

Hunderte Schulen vor allem im Süden des Landes testen bereits die neueste Methode, um die Eltern zu informieren: Fehlt der Sprössling beim morgendlichen Schulgong, summt bei Mama oder Papa das Handy. Die Schule warnt per SMS: "Monsieur, Madame, Ihr Sohn ist heute nicht zum Unterricht erschienen."

Die Vorteile gegenüber einem mahnenden Brief liegen auf der Hand: Geringe Zustellungskosten, die Beschwerde ist nicht tagelang unterwegs, bevor sie im Briefkasten landet, und der Schüler kann sie nicht abfangen.

Den 14-jährigen Fabrice aus Grasse hat es in der ersten Woche, in der seine Schule den neuen Handyalarm testete, gleich zwei Mal erwischt: "Mein Vater war schon im Büro, wusste aber fünf Minuten nach Schulbeginn, dass ich schwänze."

Knapp 82 000 notorische Schwänzer

Die Reform des Familienministers Christian Jacob sieht eine Reihe von Massnahmen vor, die von Herbst an für volle Klassenzimmer sorgen sollen. Im vergangenen Schuljahr zählte man in Frankreich, wo Ganztagsunterricht vom vierten Lebensjahr an die Regel ist, 81 700 notorische Schulschwänzer.

Als Schwänzer gilt, wer im Monat mehr als vier halbe Tage unentschuldigt fehlt. Erst dann werden nach jetzigem Stand die Eltern systematisch kontaktiert. Von September diesen Jahres an sollen die Schulen aber schon nach einem halben Tag die Eltern informieren.

Strichcodes in Marseille

In einem Gymnasium in Marseille bleiben von den 1600 Schülern täglich 18 Prozent ohne Entschuldigung dem Unterricht fern. Hier versuchen die Lehrer der zahlreichen Fehlstunden mit einem Strichcode zumindest bürokratisch Herr zu werden.

Erscheint ein Schüler nicht zum Unterricht, genügt es, mit einem Spezialstift den jeweiligen Code des Jugendlichen einzulesen und schon ist das Sekretariat informiert. Das System erlaubt allerdings lediglich eine schnellere Bearbeitung.

Absenzen gehen ins Geld

Das Streichen des Kindergeldes für Familien mit schulschwänzenden Kindern, eine Sanktion, die in Frankreich seit 1966 praktiziert wird, soll zwar im September wegfallen. Im Schuljahr 2001-2002 mussten noch 2 900 Familien auf die staatliche Finanzspritze verzichten, weil ein Kind nicht regelmässig die Schulbank drückte.

Im Gegenzug erhöht die Regierung nach den Sommerferien aber das Bussgeld. Die Erziehungsberechtigten müssen dann bis zu 750 Euro (1100 Franken) statt bisher 150 Euro Strafe zahlen.

Individuelle Suche

Vorher soll jedoch individuell und gemeinsam mit den Familien nach anderen Lösungen gesucht werden. In den neuen Notzentren, die in allen Departements entstehen sollen, werden Psychologen, Eheberater und Erzieher die Familien beraten.

Ob die Technik langfristig Aufsicht und Hilfslehrer im Kampf gegen notorische Schulschwänzer ersetzen kann? Vielleicht mit dem Software-Programm EduSMS, das bei den Schulen jetzt schon weggeht wie warme Croissants: Ein Mausklick und schon können die Eltern ihren Sprössling per Handy zur Ordnung rufen.

(Janina Wierlemann/dpa)

 
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