Katholische Theologen kritisieren Papst-Rede

publiziert: Samstag, 16. Sep 2006 / 08:57 Uhr

Berlin - Kaum haben sich Wogen des Karikaturenstreits geglättet, entfachen nun die Äusserungen von Papst Benedikt XVI. zum Islam eine Protestwelle unter Moslems überall auf der Welt. Kritik kommt aber auch von katholischer Seite.

«Der Papst hätte seine Aussagen differenzieren müssen.»
«Der Papst hätte seine Aussagen differenzieren müssen.»
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«Sehr problematisch» nennt der katholische Theologieprofessor und Islamexperte Hans Zirker die Regensburger Rede des Oberhauptes der katholischen Kirche. Dieser könne nicht einfach ein solches Zitat wiedergeben, «als wenn das ein unschuldiger Satz wäre».

Der Papst hätte seine Aussagen differenzieren müssen, sagt Zirker. Klarstellungen fordern auch andere Theologen wie der Schweizer Hans Küng und im christlich-islamischen Dialog engagierte Moslems.

Provokativer Kaiser

Am Dienstagabend hatte der Papst in einem Vortrag an der Universität Regensburg den byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos angeführt, der mit einem persischen Theologen diskutierte.

«Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten», hielt der christliche Kaiser demnach seinem moslemischen Gesprächspartner vor.

Der Papst nannte dies eine «erstaunlich schroffe» Art und Weise, die Frage nach dem «Verhältnis von Religion und Gewalt» zu stellen. Er kam auch auf die «Bestimmungen über den heiligen Krieg» zu sprechen, die im Koran niedergelegt seien und warf indirekt die Frage auf, ob islamischer Glaube und Vernunft vereinbar seien.

Warum der Papst sich in dieser Weise über den Islam geäussert hat, bleibt für Zirker rätselhaft. Die Rede passe nicht zum sonstigen Werben von Benedikt XVI. für Verständigung zwischen den Kulturen und Religionen.

Kritik von Theologen

Dass Mohammed vorgeschrieben habe, den Islam durch Feuer und Schwert zu verbreiten, sei, «ein christliches Klischee», sagt der ehemalige Theologieprofessor der Universität Essen. «Das trifft die weitaus differenziertere Realität des Islam nicht.»

Der katholische Theologe und Islamexperte Adel Theodor Khoury erklärte dazu: «Ich hätte mir ein paar Worte der Differenzierung gewünscht». Auch Hans Küng fordert eine Klarstellung: «Ich glaube, dass das missverständlich ist und der Differenzierung bedarf.»

Auch deutsche Kirchenkreise bewerten die Rede inoffiziell kritisch. Der Papst habe sich in Regensburg die Freiheit genommen, noch einmal in der Rolle als Professor aufzutreten, hiess es. Dies sei aber in dieser Form nicht mit seiner Rolle als Kirchenoberhaupt vereinbar.

Islamische Welt empört

Mit dem Selbstverständnis weiter Teile der islamischen Welt ist der Inhalt der Papst-Rede offenbar auch nicht vereinbar. Viele Moslems reagieren wütend, weil sie meinen, ihr Glaube sei erneut verunglimpft worden.

Der algerische Islamgelehrte Mustapha Cherif, Mitgründer einer christlich-islamischen Freundschaftsgruppe in Frankreich, fordert eine Klarstellung zu den Aussagen. Selbst der sonst sehr am Dialog interessierte Präsident der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, bezichtigte den Papst der «Kreuzfahrermentalität».

(Andreas Gorzewski, AFP/sda)

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