Celebrate Kinderlosigkeit

Kein Baby an Bord

publiziert: Montag, 29. Jun 2015 / 15:06 Uhr / aktualisiert: Montag, 29. Jun 2015 / 16:16 Uhr
Regenbogenfamilienplanung.
Regenbogenfamilienplanung.

Ist es wegen dem Regenbogen-Filter? Ich entwickle langsam eine Intoleranz gegen Toleranzen.

Eigentlich wollte ich eine hässige Kolumne über den albernen Regenbogen-Filter schreiben, den jetzt viele meiner Facebook-Freunde installiert haben. Nachdem sie im Winter noch alle «Charlie» waren sind jetzt plötzlich alle voll die Regenbogenfamilie. Bestimmt gibt es welche, die ihr «Je suis Charlie»-Profilbild tolerant eingefärbt haben und damit vor allem zeigen wie manipulierbar sie sind und jedem fremdbestimmten Meinungstrend folgen.

Natürlich befürworte ich die Homo-Ehe. Das hat nichts mit Toleranz zu tun sondern eher mit Ignoranz. Soll doch jeder tun und lassen können, was er will. Das gilt auch bei der Familienplanung. Im Gegensatz zu homosexuellen Pärchen, erwartet man jedoch von heterosexuellen Paaren, dass sie Kinder haben. Sollten. Müssen.

Die Toleranz der Gutmenschen hört gerne auf beim Thema bewusste Kinderlosigkeit. Mir wurde schon mit einer einsamen Zukunft gedroht, einem verbitterten Dasein abseits der Gesellschaft, einem reumütigen Greisentum, das sich vor Schuld an der kinderlosen Existenz selbst richtet, um wenigstens als Organspender doch noch für die Gesellschaft nützlich gewesen zu sein.

Einfach keine Kinder zu wollen, wird einem oft übel genommen, als ob man im Spiel des Lebens beschissen hätte. So im Sinn: Was hat meine Existenz überhaupt für eine Berechtigung, wenn daraus kein neues Leben entsteht? Ich glaube, Mutter Erde ist ganz froh darüber, dass sie nicht noch ein hungriges Maul zu stopfen hat. Sie kann jetzt schon nicht alle ernähren.

Kinderlosigkeit sei egoistisch, ist ein vielzitierter Vorwurf. Doch was ist egoistischer als ein Mini-Me von sich haben zu wollen! Ich jedenfalls brauch keine kleine Kopie von mir, die mich ständig dran erinnert, dass ich mir grosse Sorgen machen muss. Um die Zukunft des Kleinen, die Welt von morgen, die Situation von heute.

Das Leben sei nicht vollkommen ohne Kinder, lautet ein weiteres Argument. Doch will ich die Bürde meines Glücks wirklich auf die zarten Schultern eines Kindes laden? Diese Erwartung kann ein Kind ja nur enttäuschen, weil es das vollkommene Glück nur in Hollywood-Filmen gibt - genauso wie Zombies. Und was ist, wenn der Kinderwunsch zum Alptraum wird? Das Kind sich nicht in dieser Welt zurecht findet oder ganz einfach ein unsympathisches Arschloch ist, das die Mitmenschen quält? Es gibt keine Geld zurück-Garantie. 

Natürlich will man auch nicht mehr ohne Kinder sein, wenn man erst welche hat. Ich war auch mal gegen Hunde, aber jetzt könnte ich auch nicht mehr ohne sein ...

Bei diesem Vergleich ernte ich jeweils grosse Empörung und den Vorwurf, dass man Kinder nicht mit Hunden vergleichen könne. Abgesehen davon, dass man alles mit allem vergleichen kann, ist es halt auch nur meine beschränkte Erfahrung bezüglich Verantwortung tragen für ein Lebewesen.

Den lieblosesten Grund geboren zu werden, ist das AHV-Argument. Es sind nicht die Kinder, die meine AHV bezahlen werden, ich zahle sie selbst. Nicht meine Schuld, wenn das Pensionskassensystem auf Volksvermehrung baut.

Meine Entscheidung, auf Kinder zu verzichten, muss weder verstanden werden noch steht sie zur Diskussion. Auch wenn ich damit gesellschaftlich geächtet werde, als hätte ich ein Waisenhaus in Brand gesteckt.

(jz/news.ch)

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