Wahlen in Grossbritannien

Keine Aufbruchstimmung mehr: Labour-Sieg gilt als sicher

publiziert: Donnerstag, 31. Mai 2001 / 13:45 Uhr

London - Die Briten wählen am 7. Juni - und Meinungsforscher, Kommentatoren und andere Politprofis sind ausnahmslos überzeugt, es gehe nur darum, wie hoch der 48-jährige Premierminister Tony Blair mit seiner Labour-Partei gewinnt.

Vier Jahre nach dem Sieg vom Mai 1997, als Labour mit 418 der 659 Unterhaussitze die Konservativen (165 Sitze) nach 18 Regierungsjahren demütigte, wird nur über das vermutliche Ausmass der Tory-Niederlage geredet.

Rund 44,5 Millionen Briten werden am kommenden Donnerstag an die Wahlurnen gerufen. Ob jetzt noch weniger als die zuletzt 71,4 Prozent diesem Ruf folgen, wird den Wahlausgang nicht unwesentlich beeinflussen: Jede Einbusse der Wahlbeteiligung um einen Prozentpunkt schlägt sich den Experten zufolge im Verlust von zehn bis 15 Labour-Mandaten nieder.

Für den 40-jährigen William Hague, den Führer der oppositionellen Konservativen, geht es vor allem darum, den Vorsprung von Labour zu verringern. Sollte sich dieser hingegen noch vergrössern, so muss Hague damit rechnen, dass seine Zeit als Parteivorsitzender nach vier Jahren schon wieder vorbei ist.

Keine Begeisterung

Labour, vor der Wahl von 1997 von Blair nach Jahren im linken Abseits endgültig in die politische Mitte gerückt, hat die Chance, erstmals auch eine volle zweite Legislaturperiode lang zu regieren. Das liegt vor allem daran, dass Herausforderer Hague zwar intelligent ist und bei Wortgefechten im Parlament oft brillanter abschneidet, die Wähler aber nicht begeistern kann.

Der junge Glatzkopf Hague gilt als unheimlicher Streber, seit bekannt wurde, dass er schon als Schüler unter der Bettdecke die Parlamentsprotokolle las. Das Foto des damals noch langhaarigen 16- Jährigen, der sich 1977 bei einem Parteitag feurig ins Herz von Margaret Thatcher redete, verfolgt Hague noch heute. Der Eindruck damals wie heute: naseweis und vorlaut.

Peinliche Affären

Anders als 1997, als das Land sich zur grossen Wende und zur begeisterten Abkehr von der durch John Major verlängerten Thatcher- Ära bereit erklärte, ist von Aufbruchstimmung keine Spur. Blairs Regierung war angetreten, nach Jahren der Tory-Kungelei «reiner als rein» zu sein - doch auch sie hat eine Reihe peinlicher Affären durchlitten. Blairs Intimfreund Peter Mandelson musste in vier Jahren gleich zwei Mal als Minister zurücktreten. Die Regierung hat auch eine Reihe ihrer Wahlversprechen nicht einlösen können: Unter anderem die Sanierung des maroden staatlichen Gesundheitswesens, die Verringerung der Klassengrössen für die Fünf- bis Siebenjährigen in den Schulen und den besseren Kampf gegen Jugendkriminalität.

Habenseite der Regierung

Auf der Habenseite der Regierung stehen zwei Dinge. Erstens hat die Regierung durch Regionalparlamente in Schottland, Wales und Nordirland einen wichtigen Schritt in Richtung Dezentralisierung gemacht. Zweitens - und vor allem - geht es dem Land wirtschaftlich gut. Labour als Garant für eine boomende Wirtschaft: Das ist ein ganz neues Gefühl für die Briten.

Die Inflation ist niedrig (Durchschnitt sei 1997 2,4 Prozent), das Wachstum überdurchschnittlich (2,75 Prozent im laufenden Jahr), die Arbeitslosigkeit so gering wie noch nie seit 1975, die Staatsverschuldung sinkt von Jahr zu Jahr. Dieser positiven Bilanz setzen Hague und die Konservativen eine Wahlkampagne entgegen, in der sie sich als beste Sachwalter der nationalen Interessen anpreisen. Sie beschuldigen Labour der verdeckten Steuererhöhungen, wehren sich vehement gegen den von Blair befürworteten Beitritt zum Euro und warnen vor einem europäischen «Superstaat» und einer Regierung aus Brüssel.

(sda)

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