Keine Medaille für Christoph Schärer

publiziert: Sonntag, 29. Apr 2007 / 18:49 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 29. Apr 2007 / 19:50 Uhr

Für Christoph Schärer ist an den EM in Amsterdam der Traum vom Medaillen-Hattrick geplatzt. Der Reck-Dritte von 2004 und 2006 musste sich nach einem Fehler beim Flugteil «Winkler» mit dem 8. Platz begnügen.

Christoph Schärer rutschte auf den achten Platz ab.
Christoph Schärer rutschte auf den achten Platz ab.
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Erfolgreichste Teilnehmerin war Vanessa Ferrari mit zweimal Gold. Die nur 1,43 grosse und 34 kg schwere Italienerin musste aber erfahren, dass auch für sie die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Die 16-jährige Welt- und Europameisterin im Mehrkampf, die mit fünf Medaillen kokettiert hatte, holte in den Gerätefinals nur noch den Titel am Boden. Dagegen stürzte sie am Stufenbarren und am Schwebebalken, und im Sprung hatte sie sich gar nicht für den Endkampf qualifiziert. Damit blieb die Bilanz des «Wunderkindes» aus Brescia, das von einem Nuklear-Ingenieur trainiert wird, trotz allem in irdischen Dimensionen.

Überhaupt war Amsterdam nicht die EM der Favoriten und Top-Stars. So musste der Rumäne Marian Dragulescu, je sechsfacher Welt- und Europameister, ebenso mit leeren Händen nach Hause zurückkehren wie Jordan Jovtschev.

Der 33-jährige Bulgare holte schon viermal WM-Gold, wartet aber weiterhin auf seinen ersten EM-Titel. So passte es in den Rahmen, dass mit Maxim Dewiatowski (Russ) einer Mehrkampf-Weltmeister wurde, der ausser bei den Junioren-EM 2002 (Sieg im Mehrkampf) noch nie auf einem Podest stand.

Schweizer Bilanz mittelmässig

Auch bei den Schweizern lief vieles nicht nach Wunsch. Ein 16. und ein 21. Rang von Claudio Capelli und Niki Böschenstein sowie Christoph Schärer als einziger Turner in einem Final sind eine mittelmässige Bilanz, zumal in Amsterdam sich nicht weniger als 13 Nationen in die Medaillen teilten und sich in den zwölf Wertungen elf verschiedene Turner und Turnerinnen Gold umhängen lassen durften.

«Ich bin mit dem Erreichten nicht zufrieden», gab Cheftrainer Sandor Kiraly unumwunden zu. «Es war mehr geplant, und es wäre auch mehr möglich gewesen. Einzig Claudio Capelli erfüllte die Erwartungen. Die Übungen mit den erhöhten Ausgangswerten sind noch nicht stabil genug.»

Realistischerweise musste Kiraly auch eingestehen, dass selbst bei einer optimalen Übung von Christoph Schärer eine Medaille wohl ausser Reichweite gelegen hätte. Zu gut turnten Ex-Weltmeister und Ex-Europameister Aljaz Pegan (2.), Olympiasieger Igor Cassina (3.) und insbesondere Fabian Hambüchen, der Europameister von 2005.

Der beste deutsche Kunstturner der Neuzeit entschädigte sich damit für den entgangenen Titel im Mehrkampf. Zwei Geräte vor Schluss hatte er noch mit 1,2 Punkten Vorsprung geführt, ehe er am Pauschenprferd und an den Ringen strauchelte.

Schärer: «Kritik am Verband»

Christoph Schärer war nach der missglückten Reckübung enttäuscht, aber gefasst: «Irgend etwas mit dem Raumgefühl stimmte nicht, so dass ich zu nahe an die Stange geriet.» Er konnte zwar einen Sturz verhindern, aber die Abzüge waren so gravierend, dass nur noch der letzte Platz übrig blieb. «Sonst», meinte Schärer, «wäre ich wohl Vierter geworden. Ein 8. Rang kann am Reck ebenso 'passieren' wie eine Medaille.»

Noch grösser als die Enttäuschung war sein Ärger. Unverholen machte er diesem Luft und sprach Klartext: «Die Stimmung in der Mannschaft war nicht gut. Ich sehe nicht ein, warum ich nur am Reck eingesetzt worden bin. Ich musste den Entscheid akzeptieren, aber er hat mich gestört. Das ist eine klare Kritik am Verband.»

Die Positionskämpfe im Hinblick auf die Selektion für die WM im September in Stuttgart haben begonnen. Schärer ist nicht irgendwer: Er ist der Captain und einzige Schweizer Medaillengewinner in diesem Jahrtausend.

Pech hatten Niki Böschenstein und Claudio Capelli, dass sie am Barren und Boden als 9. und 10. die Final-Qualifikation um winzige 25 Tausendstelpunkte verpassten. Und die Leistung von Capelli (mit Leistenzerrung und Rückenschmerzen) im Mehrkampf war markant besser, als im nackten Resultat eines 16. Ranges zum Ausdruck kommt.

«Ohne den Sturz im Pferdsprung wäre ein Spitzenplatz möglich gewesen», bedauerte Capelli, «der Abstand zum 6. Platz betrug nur acht Zehntel.» In diesem Bereich wäre wohl auch Ariella Kaeslin aufgrund ihrer Resultate im letzten Herbst einzuordnen gewesen, wenn...

Amsterdam. Europameisterschaften. Gerätefinals. Männer. Reck:
1. Fabian Hambüchen (De) 16,025. 2. Aljaz Pegan (Sln) 15,675. 3. Igor Cassina (It) 15,575. 4. Dimitri Karbanenko (Fr) und Yann Cucherat (Fr) 15,25. 6. Roman Kulesza (Pol) 14,875. 7. Umit Samiloglu (Tür) 14,60. 8. Christoph Schärer (Sz) 14,05.

(smw/Si)

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