Klimagipfel – oder die Geschichte des Sisyphus

publiziert: Freitag, 10. Dez 2010 / 10:16 Uhr
Renate Schubert ist Professorin für Nationalökonomie an der ETH Zürich. Sie ist als Repräsentantin des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen) an der Klimakonferenz in Cancun dabei.
Renate Schubert ist Professorin für Nationalökonomie an der ETH Zürich. Sie ist als Repräsentantin des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen) an der Klimakonferenz in Cancun dabei.

Das Jahr nähert sich seinem Ende, die Weihnachtsmärkte florieren, der erste Schnee ist schon wieder getaut… Und natürlich gibt es auch wieder einen Klimagipfel.

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Beim diesjährigen Klimagipfel tagen die 194 Vertragsparteien der UN-Klimarahmenkonvention in Cancun. An einem Ort also, für dessen künftige Existenz niemand garantieren kann. Steigt nämlich der Meeresspiegel bei einer globalen Erwärmung von mehr als 2° Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau, ist der Fortbestand von Cancun zumindest stark gefährdet.

Dramatischer als in Sisyphus’ Geschichte

Es ist also mittlerweile eine gute Tradition, dass man kurz vor Weihnachten auch mal wieder über den globalen Klimawandel spricht. Dagegen ist ja eigentlich nichts einzuwenden… Es scheint aber ebenso eine Tradition zu sein, dass die Gipfel ohne konkrete Ergebnisse enden. Und die Wahrscheinlichkeit für ein Abbremsen der globalen Erwärmung bei 2°Celsius wird immer geringer. So kommt einem die Geschichte des Sisyphus in den Sinn, der letztlich erfolglos versucht, einen schweren Felsblock einen Hang hinaufzurollen.

In Sachen Klima ist die Dramatik allerdings noch viel grösser als bei Sisyphus: Nicht nur, dass es nicht gelingt, den Felsblock nach oben zu hieven – das heisst eine international abgestimmte Klimapolitik mit einer wirksamen Obergrenze für künftige CO₂-Emissionen durchzusetzen – , der Stein wird auch bei jedem Zurückrollen grösser und schwerer. Je länger die CO₂-Emissionen nicht weltumspannend reduziert werden, desto schwieriger wird es, die Stabilität von Ökosystemen und Gesellschaften trotz Temperaturanstieg aufrecht zu erhalten. Und immer teurer wird es auch, wie der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon unlängst festhielt.

Normen und Werte klaffen auseinander

Nach den vielen Enttäuschungen über den Gipfel 2009 in Kopenhagen sind die Erwartungen an den Cancun-Gipfel in diesem Jahr ausgesprochen bescheiden. Auch dieses Mal sieht es nicht so aus, als könnten sich Industrie- und Entwicklungsländer aus allen Teilen der Welt auf abgestimmte und wirksame gemeinsame Klimaschutz-Strategien einigen. Unter anderem hat dies damit zu tun, dass die Normen und Werte der beteiligten Länder auseinander klaffen. Während etwa für die USA international koordinierte Massnahmen nur akzeptabel sind, wenn es ein schlagkräftiges Kontrollsystem gibt, ist es für China undenkbar, sich im Rahmen eines internationalen Abkommens von anderen Ländern in die Karten schauen zu lassen.

Klimaschutz durch das Volk

Wollen wir wenigstens verhindern, dass Sisyphus’ Stein immer grösser wird, müssen wir rasch handeln. Nationalstaatliche Regierungen scheinen dazu nicht in der Lage zu sein. Andere Akteure haben jedoch schon längst das Zepter übernommen. Viele Initiativen von Konsumentinnen und Konsumenten, von Unternehmen, von Landwirten, von Städten etc. zielen auf geringere Klimawirkungen unseres Handelns. Neben der «guten Tradition» der vorweihnachtlichen Klimagipfel sollten deshalb solche Initiativen national und international gepflegt werden. Dazu gehören ein verlässlicher staatlicher Regulierungsrahmen und die Bereitschaft der Politik, den Klimaschutz durch das «Volk» zu akzeptieren.

(Prof. Renate Schubert/ETH-Zukunftsblog)

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