«Kniefall vor dem Despoten» oder der «richtige Weg»?

publiziert: Freitag, 21. Aug 2009 / 10:39 Uhr / aktualisiert: Freitag, 21. Aug 2009 / 11:25 Uhr

Bern - Die Entschuldigung von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz beim libyschen Staat vom Donnerstag kommt bei den Zeitungskommentatoren unterschiedlich an. Während die einen den «Kniefall vor dem Despoten» bedauern, sehen die anderen darin «den pragmatischen und richtigen Weg».

Bundespräsident Hans-Rudolf Merz war nach Tripolis gereist um die diplomatischen Wogen zu glätten.
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Pragmatisch betrachtet könne das Resultat durchaus als Erfolg betrachtet werden, schreibt das «St. Galler Tagblatt». «Aber der Preis ist hoch.» Mit seiner Entschuldigung habe Merz zwar eine diplomatische Krise beigelegt, aber auch das Ansehen der Schweiz strapaziert. Am Mittwoch habe der Bundesrat auf dem diplomatischen Spielfeld - mit dem UBS-Vergleich - ein Tor erzielt. «Gestern dagegen eine Eigentor.»

«Kniefall vor dem Despoten»

Für den «Landboten» ist die Entschuldigung von Merz ein «Kniefall vor dem Despoten» - mit Konsequenzen. «Denn die von Gaddafi stets eingeforderte und jetzt erfolgte 'Entschuldigung' ist nichts anderes als eine Einladung an alle anderen Diktatoren dieser Welt, es Gaddafi gleichzutun. Und die damit verbundene Botschaft: Die Schweiz ist erpressbar.»

Rückendeckung erhält Merz hingegen von der «Berner Zeitung». Mit dieser «symbolischen Geste» habe der Bundespräsident den «pragmatischen und richtigen Weg gewählt, weil er ein Ende des Konflikts ermöglicht».

Bittere Pille, aber nötig

«Die Schweiz entschuldigt sich beim libyschen Revolutionsführer dafür, dass in der Republik Genf vor dem Gesetz alle gleich sind», urteilt die «Neue Zürcher Zeitung». Diese «Pille» sei zwar bitter, aber nötig. Der «Canossagang nach Tripolis» sei Merz nicht zu verübeln, denn das Resultat stimme.

Auch die «Neue Luzerner Zeitung» wehrt sich gegen den Vorwurf des Kniefalls und der Erpressbarkeit. Die Schweiz habe sich schliesslich bereit erklärt, den Fall durch ein eigens zusammengestelltes Schiedsgericht beurteilen zu lassen.

Für die Westschweizer Zeitungen zeigt diese Affäre, wie isoliert die Schweiz auf dem internationalen Parkett ist. Kein befreundetes Land sei ihr zu Hilfe geeilt, stellt «Le Temps» fest. Und für «Le Matin» scheint die Schweiz so schwach, dass «selbst wenn dieses kleine Land Recht hat, es sich geschlagen geben muss.»

(fest/sda)

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