Hakan Yakin, Alex Frei und Murat Yakin per Foulpenalty schossen
vor 23 500 Zuschauern die Schweizer Tore im St-Jakob-Park. Der erst
20-jährige Roman Wallner war im 38. Duell zwischen den beiden
Alpenländern zweimal für die Equipe von Trainer Hans Krankl
erfolgreich.
Die Schweiz beherrschte den Gegner auf den Spielfeld dank der
technischen und läuferischen Vorteile deutlich und hätte fünf oder
sechs Tore erzielen müssen. Der erste Heimsieg gegen Österreich
seit 34 Jahren (1:0 in Bern) stand aber trotz dem 0:1-Rückstand
nach elf Minuten nie in Frage. Österreich hinterliess einen zu
biederen und behäbigen Eindruck, um die Schweiz in echte
Verlegenheit zu bringen.
Die Spieler von Köbi Kuhn haben die Hauptprobe 18 Tage vor dem
Start zur EM-Qualifikation gegen Georgien in Basel bestanden.
Leistungsbereitschaft und auch spielerische Qualitäten waren im
erstmals rhombusartig gegliederten Mittelfeld ersichtlich. Auch
Stéphane Chapuisats Rückkehr darf als erfolgreich bewertet werden,
obwohl dem YB-Stürmer kein Tor glückte.
Schweizer Team scheint gefestigter
Vor einem Jahr und einer Woche war Köbi Kuhn mit seiner
Mannschaft mit dem 2:1-Auswärtssieg in Wien als neuer Nationalcoach
gestartet und war der neue Hoffnungsträger der Nation. Die Euphorie
verflog aber rasch. Die Nationalmannschaft präsentierte sich als
heterogene Truppe. Nun scheint sie gefestigter, obwohl Blaise
N'Kufo das Team wenige Stunden vor der gemeinsamen sportlichen
Präsentation und der Werbung für die Euro 2008 verliess. Der
Stürmer von Hannover 96 fühlte sich von Kuhn übergangen. Dieses
unverständliche Verhalten kann nur mit dem Ausschluss aus der
Nationalmannschaft sanktioniert werden.
Schlechte Chancenauswertung
Die Schweiz bestand den letzten Test vor dem ersten Ernstkampf
wieder erfolgreich. Nicht berauschend zwar, doch ansatz- und
einstellungsmässig gut. Die Einheimischen bestimmten die Gangart
klar, kombinierten variabel und oft direkt und erarbeiteten sich
fast ein Dutzend erstklassiger Torchancen. Nur die Effizienz im
Abschluss war mager. Die Partie hätte 5:2 oder 6:2 ausgehen müssen.
Hakan Yakin der Beste
Zu gefallen wusste vor allem Hakan Yakin als «hängende Spitze».
Das ist die Rolle, in der der Basler einer Mannschaft am meisten
bringt. Er markierte mit einem platzierten Schuss (19.) nicht nur
den Ausgleich zum 1:1, er leistete auch zu Freis herrlichem 2:1 die
Vorarbeit und schlug manch öffnenden und präzisen Pass. Vogel war
in seinem 50. Länderspiel ebenso ein Gewinn fürs Team wie GC-
Antreiber Cabanas, der mit seiner forschen Spielweise viel Elan ins
Teamgefüge brachte. Im Angriff harmonierten Alex Frei und Stéphane
Chapuisat gut. Abstriche bei ihrer Leistung müssen sie sich nur im
Abschluss gefallen lassen.
Löchtrige Schweizer Abwehr
Die Abwehr verdient keine Lorbeeren. Wenn gegen einen harmlosen
Gegner zwei Tore aus drei Chancen eingefangen werden, sind
Verbesserungen angesagt. Die beiden Aussenverteidiger, Haas und
Fournier, haben defensive Defizite und offenbarten Stellungsfehler.
Und auch Murat Yakin, der etwas angeschlagen mitwirkte (Adduktoren)
und Henchoz zeigten sich -- wie beim ersten Gegentor -- nicht
unüberwindlich. Patrick Müller fühlt sich in der Abwehr wohler als
im Mittelfeld, wo im die Spielpraxis fehlt. Den vierten Mann neben
Vogel, Cabanas und Hakan Yakin fürs gestaffelte Mittelfeld muss
Kuhn bis in 18 Tagen noch finden. Er könnte Celestini heissen oder
auch Wicky.
Österreich klar schwächer
Bei Österreich ragte nur einer heraus: Doppeltorschütze Wallner
von Rapid. Der Mannschaft fehlt einiges, nicht nur ein Spielmacher
wie der nicht berücksichtigte Andreas Herzog. Wenig Inspiration und
Ideen präsentierte Kranks Team, technisch war es klar unterlegen.
Man braucht kein Prophet zu sein, um zu behaupten, dass Österreich
in der EM-Ausscheidung gegen Gegner wie Holland und Tschechien Mühe
bekunden wird.
Freis Prachtstreffer
Mit der ersten Chance kam Österreich dennoch gleich zur Führung.
Roman Wallner nutzte eine doppelte Unsicherheit im Schweizer
Abwehrzentrum und markierte im 38. Duell das 100. Verlusttor der
Schweiz gegen den östlichen Nachbarn. Mit einem präzisen Schuss von
der Strafraumgrenze glich Hakan Yakin in der 19. Minute aus. Er
profitierte von einer ungenügenden Kopfballabwehr von Gerd Wimmer
von Hansa Rostock, einem von sechs Bundesliga-Söldnern im Team von
Trainer Hans Krankl. Hakan Yakin hat damit schon sein achtes Tor im
18. Länderspiel erzielt.
Herrlich in Vorbereitung und Abschluss der Schweizer
Führungstreffer durch Alex Frei in der 41. Minute: Mit dem rechten
Fuss nahm der Servette-Stürmer den genauen Pass von Hakan Yakin an,
zog den Ball an Jürgen Panis vorbei und vollendete linksfüssig in
den rechten Angel. Murat Yakins 3:1 nach einem Foul von Hiden an
Frei entschied die einseitige Partie endgültig, ehe Wallner der
Schweizer Abwehr ein zweites Mal entwischte.
Schweiz - Österreich 3:2 (2:1)
St.-Jakob-Park, Basel. -- 23 500 Zuschauer. -- SR Rosetti (It).--
Tore: 11. Wallner 0:1. 19. Hakan Yakin 1:1. 41. Frei 2:1. 76. Murat
Yakin (Foulpenalty) 3:1. 81. Wallner 3:2.
Schweiz: Stiel; Haas (82. Meyer), Henchoz (46. Wicky), Murat
Yakin (91. Keller), Fournier (76. Magnin); Cabanas, Vogel, Müller;
Hakan Yakin (66. Celestini); Frei, Chapuisat.
Österreich: Manninger; Wimmer (46. Kitzbichler), Baur, Hiden,
Panis (46. Pürk); Cerny, Aufhauser, Wagner, Weissenberger; Linz
(73. Kahraman), Wallner (82. Flögel).
Bemerkungen: Schweiz ohne N'Kufo (aus Verärgerung über seine
Nichtselektion abgereist).
56. Abseitstor von Frei annulliert.
50.
Länderspiel von Vogel; Länderspiel-Debüts der Verteidiger Meyer und
Keller. Müller in der 2. Halbzeit in der Abwehr.
Österreich ohne
Stranzl, Brunmayr und Haas (alle verletzt), Herzog (ausser Form)
und Vastic (Verzicht); Cerny in der 2. Halbzeit Aussenverteidiger.
Verwarnungen: 36. Wimmer, 58. Cerny (beide Foul).
(ba/sda)