Kohls Sieg vor zehn Jahren - ein Rückblick

publiziert: Dienstag, 28. Nov 2000 / 09:40 Uhr

Berlin - Die Wiedervereinigung hatte es möglich gemacht. Vor zehn Jahren - am 2. Dezember 1990 - waren die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands erstmals wieder aufgerufen, gemeinsam ein Parlament und damit eine Regierung zu wählen. Die deutsche Einheit war gerade acht Wochen alt.

Vor zehn Jahren - Sternstunden für Helmut Kohl.
Vor zehn Jahren - Sternstunden für Helmut Kohl.
Jener Tag brachte für Helmut Kohl, den CDU-Chef und «Kanzler der Einheit», einen Sieg, aber nicht gerade einen Triumph. Das gute Abschneiden sei vorsehbar gewesen, schrieb der «Corriere della Sera» aus Mailand nach der Wahl.

Für Kohl habe sie «den verdienten Preis für ein Jahr ausserordentlicher innenpolitischer und internationaler Erfolge» gebracht. Mindestens genauso beachtenswert war das gute Abschneiden der Liberalen des Aussenministers Hans-Dietrich Genscher.

Mit 43,8 Prozent hatten CDU und CSU unter Kohl klar gewonnen -im Westen (44,3 Prozent) ebenso wie im Osten (41,8) Prozent, die damals noch getrennt ausgezählt wurden. Genschers FDP konnte mit elf Prozent ein hervorragendes Ergebnis verbuchen, das in Ostdeutschland mit 12,9 Prozent noch besser ausfiel.

Abgestraft wurden die Sozialdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine. Er erhielt die Rechnung für seine Skepsis bei der Wiedervereinigung. Das SPD-Gesamtergebnis von 33,5 Prozent, das schlechteste seit langem, war vor allem durch magere 24,3 Prozent im Gebiet der bisherigen DDR bedingt.

Viele Anhänger der SPD waren ohnehin gleich zu Hause geblieben. «Jetzt das moderne Deutschland wählen», hatte Lafontaine geworben. Der Erinnerung an seine immer wieder geäusserten immensen Bedenken bei der Wiedervereinigung und deren riesigen wirtschaftlichen Risiken entkam er allerdings nicht. «Wir schaffen die Einheit, und wir finanzieren sie», versicherte dagegen Kohl. Und er prophezeite: «Ich sage voraus, dass die neuen Bundesländer in drei, vier Jahren oder vielleicht in fünf Jahren, aber bestimmt nicht später, blühende deutsche Landschaften sein werden.» Das kam in jenen Tagen an, wurde ihm aber später noch oft vorgehalten, als in Ostdeutschland die marode Wirtschaft zusammenbrach und die Arbeitslosigkeit Rekordwerte erreichte. An jenem Wahl-Tag war die Zuversicht noch ungebrochen. Kohl war bei seinen Wahlkampf-Auftritten begeistert empfangen worden.

Doch für Kohl sind «die Bäume nicht in den Himmel gewachsen», wie Beobachter schon damals hervorhoben. Es gab keine grossen Gewinne für die Union. Ankündigungen von einer absoluten Mehrheit bewahrheiteten sich nicht.

«Kaum je hatte ein grosses Ereignis auf den ersten Blick so wenig sichtbare Folgen», schrieb das infas-Institut in seiner Analyse. Die Wahlbeteiligung war für das historische Ereignis erstaunlich gering: Im Westen waren 78,5 Prozent zur Wahl gegangen, in Ostdeutschland 75,1 Prozent.

Die politischen Veränderungen im Westen des nun vereinigten Deutschlands waren im Vergleich zur vorangegangenen nationalen Wahl relativ schwach. Die Wähler hatten der regierenden Koalition aus CDU/CSU und FDP den Vorrang gegeben. Die Entscheidung war «über zwei Kandidaten und ein Thema» zu fällen gewesen, wie die Forschungsgruppe Wahlen hervorhob: «Helmut Kohl und Oskar Lafontaine und ihre unterschiedliche politische Haltung zur Frage der Vereinigung beider deutscher Staaten». Diese Entscheidung war klar ausgefallen.

Gelitten haben darunter gerade die westdeutschen Grünen, die -im Osten nicht präsent - zu ihrem Erschrecken an der Fünf-Prozent- Hürde scheiterten. Bestätigt wurden in Ostdeutschland zum ersten Mal die Reform-Kommunisten der PDS, die sich dort und nur dort mit 11,1 Prozent behaupteten.

(news.ch)

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