Kopf-an-Kopf-Rennen in Australien

publiziert: Montag, 4. Okt 2004 / 09:02 Uhr

Sydney - Bei der Parlamentswahl vor drei Jahren hatte der australische Regierungschef John Howard noch leichtes Spiel: Seine strikte Flüchtlingspolitik war höchst populär und sein Kontrahent Kim Beazley von der Labor-Partei sehr umstritten.

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Wenn die Australier am 9. Oktober wieder an die Urnen gehen, sind die politischen Karten jedoch völlig neu gemischt.

Umfragen sehen den 65-jährigen Konservativen und seinen 22 Jahre jüngeren Herausforderer Mark Latham Kopf an Kopf.

Labor müsste nur 8 der 150 Sitze im Abgeordnetenhaus zu Canberra hinzugewinnen, um die Regierung zu übernehmen. Mit den Themen Wirtschaft und Sicherheit will sich hingegen Howard eine vierte Amtszeit sichern.

Ängste vor hohen Zinsen

Die Konjunktur boomt, für dieses Jahr werden rund 4 Prozent Wachstum erwartet. Die Arbeitslosigkeit liegt bei gerade 5,7 Prozent, der Haushalt ist im Plus. Zugleich schürt der Jurist aus Sydney Ängste unter den Millionen von verschuldeten Hausbesitzern, Labor werde nur höhere Zinsen bringen.

Daneben preist sich Howard als Garant für die Sicherheit des Landes an und verweist auf Milliardenausgaben für Verteidigung und Strafverfolgung, scharfe Anti-Terror-Gesetze, verstärkten Grenzschutz - und das enge Bündnis mit den USA.

Doch war die Entscheidung, sich mit rund 2000 Soldaten am Irak-Krieg zu beteiligen, unter den Australiern höchst umstritten. Gerade das Verhältnis zu Washington trennt Howard und Latham am deutlichsten.

Einmal nannte der Labor-Chef George W. Bush den "inkompetentesten und gefährlichsten US-Präsidenten" bisher. Die australischen Truppen will er im Falle eines Wahlsieges bis Weihnachten aus Irak abziehen.

Innenpolitisches wichtiger

Allerdings sind Beobachter überzeugt, dass nicht Sicherheit oder Aussenpolitik, sondern Innenpolitisches wie Gesundheitsversorgung und Bildung sowie Wirtschaftsthemen wie die Zinsfrage den Ausgang der Wahl bestimmen.

"Diese Abstimmung wird zu einem gewichtigen Teil von den durch Hypotheken belasteten Wählern in den Grossstädten entschieden, jene Mandate in den Vororten, die Howard bei den vergangenen beiden Wahlen wieder an die Regierung brachten", sagt der Wahlanalytiker des Fernsehsenders ABC, Antony Green.

Der Direktor der privaten Denkfabrik Sydney Institute, Gerard Henderson, pflichtet bei: "Wenn die Leute in die Wahlkabine gehen und nicht wissen, ob sie über Irak oder die Zinsen abstimmen sollen, werden sie sich vermutlich für die Zinsen entscheiden."

Nur noch ein Jahr im Amt?

Wenn Howard bei seinen Wahlkampfthemen erneut den richtigen Riecher besessen hat und er seine vierte Amtszeit antreten sollte, dann fragen sich viele in Australien, ob er sie auch zu Ende bringen wird.

Finanzminister Peter Costello wird jedenfalls als Kandidat gehandelt, den Posten des Regierungschefs zu übernehmen. "Eine Option ist, dass Howard ein Jahr im Amt bleibt und es dann an Costello weitergibt", sagt Gerard Henderson.

(Von Frank Brandmaier/dpa)

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