Kostenwahrheit bei AKWs gefordert

publiziert: Samstag, 3. Mrz 2007 / 10:05 Uhr

Bern - Atomstrom ist billig. Würden die tatsächlichen Kosten berechnet, wäre er teurer, sagt Massimo Filippini. In einem Interview der «Neuen Luzerner Zeitung» fordert der ETH-Professor für Energiewirtschaft Kostenwahrheit.

Atomkraftwerke: Teuer - und bald auch überflüssig?
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Um die Wettbewerbsfähigkeit von Atomkraftwerken zu bestimmen, sollten sowohl die internen als auch die von der Gesellschaft getragenen externen Kosten berücksichtigt werden, sagt Filippini.

«Heute scheint dieses Vorgehen bei den Investitionsentscheidungen zu fehlen».

In die Berechnung der externen Kosten sollte auch der mögliche, aber sehr selten auftretende Schaden durch einen Grossunfall einfliessen - und die gesellschaftliche Abneigung dagegen, fordert Filippini.

Klar unterversichert

Hinzu kämen die Kosten für die Haftpflichtversicherung. Heute sei jedes Atomkraftwerk auf eine Milliarde Schaden versichert.

Das Bundesamt für Zivilschutz schätze die möglichen Schäden bei einem Atom-GAU auf bis zu 4200 Milliarden Franken. «Also sind Kernkraftwerke klar unterversichert», sagt Filippini.

Die Endlagerkosten würden beim Preis von Atomstrom zwar einberechnet. Niemand wisse aber, ob die eingerechneten Kosten ausreichten, weil offen sei, wie teuer die Endlager tatsächlich zu stehen kämen.

Technische und ökonomische Probleme

Atomkraftwerke würden erst wirklich eine Option, wenn diverse technische und ökonomische Probleme gelöst seien, zum Beispiel der Schutz vor Terrorismus und eine adäquate Endlagerung, sagt Filippini. Auch dürfe man nicht vergessen, dass Uran keine erneuerbare Energiequelle sei.

Filippini zeigt sich auch skeptisch, was die Konsumenten betrifft. Eine Untersuchung habe ergeben, dass die Mehrheit der Konsumenten bereit sei, 10 Franken pro Monat mehr zu bezahlen, um nur Elektrizität aus erneuerbaren Ressourcen zu konsumieren.

«Es könnte sein, dass man Kraftwerke baut, welche die Mehrheit der Konsumenten gar nicht wünscht», gibt Filippini zu bedenken.

Wenn die Märkte weiter liberalisiert würden, könnten die Kunden ihre Stromlieferanten und die Stromtechnologie frei wählen. «Es ist durchaus möglich, dass die Pläne der Politik und der Branche bei geöffnetem Markt dereinst gar nicht mehr aktuell sind».

(rr/sda)

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