Rückkehr nach Russland möglich

Kremlkritiker Chodorkowski trifft seine Eltern

publiziert: Samstag, 21. Dez 2013 / 11:44 Uhr / aktualisiert: Samstag, 21. Dez 2013 / 21:43 Uhr
Michail Chodorkowski war 2003 festgenommen worden.(Archivbild)
Michail Chodorkowski war 2003 festgenommen worden.(Archivbild)

Nach zehn Jahren Haft hat sich der russische Regierungskritiker Michail Chodorkowski in Deutschland erstmals wieder in Freiheit mit seinen Eltern getroffen. Der 50-Jährige empfing Mutter Marina und Vater Boris am Samstag im Berliner Hotel «Adlon».

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Michail ChodorkowskiMichail Chodorkowski
Er hat ein Visum, das ihn dazu berechtigt, ein Jahr lang in Deutschland zu bleiben. An diesem Sonntag will sich Chodorkowski im Berliner Mauermuseum am Checkpoint Charlie zu seinen Zukunftsplänen äussern.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte seinen prominentesten Kritiker am Freitag aus humanitären Gründen begnadigt. Nach der Freilassung reiste Chodorkowski gleich nach Berlin. An der Lösung war auch der ehemalige deutsche Aussenminister Hans-Dietrich Genscher beteiligt.

Grosses Medieninteresse

Seit der Ankunft des Kremlkritikers im Hotel "Adlon" direkt am Brandenburger Tor wartet ein grosses Aufgebot an Kameraleuten und Fotografen vor der Luxusherberge. Am Samstagvormittag landeten Mutter und Vater in Berlin.

Sie kamen mit einer Linienmaschine aus Moskau. Im "Adlon" traf Chodorkowski auch seinen ältesten Sohn Pawel. Der 27-Jährige, der in New York lebt, bedankte sich bei allen, die seinen Vater in den letzten zehn Jahren unterstützt hätten. Er freue sich über die Anteilnahme.

Chodorkowskis Mutter, die an Krebs leidet, war vor einiger Zeit bereits zur Behandlung in einem Berliner Spital. Berichte, wonach der einstige Milliardär nur in der Vermutung nach Berlin kam, dass seine Mutter immer noch in Deutschland ist, wurden aus der Umgebung der Familie aber dementiert.

Ehefrau lebt offenbar in der Schweiz

Chodorkowskis Frau Inna lebt in der Schweiz. Das Paar hat gemeinsame Kinder. Der älteste Sohn stammt aus seiner ersten Ehe.

"Nach zehn Jahren jetzt ist das ein unglaubliches Gefühl der Freiheit", sagte Chodorkowski in einem kurzen Anruf bei der russischen regierungskritischen Zeitschrift "The New Times". Er sei allen dankbar, die geholfen hätten, damit er das Straflager verlassen könne. "Das Wichtigste ist jetzt: Freiheit, Freiheit, Freiheit."

Regulär hätte Chodorkowski nach zwei international umstrittenen Urteilen im August 2014 in Freiheit kommen sollen. Der frühere Chef des Ölkonzerns Yukos war unter anderem wegen Steuerhinterziehung, Geldwäscherei und Diebstahls verurteilt worden.

Chodorkowski will sich für Häftlinge einsetzen

Menschenrechtler haben ihm bereits eine führende Rolle beim Aufbau der Zivilgesellschaft in Russland angeboten. Chodorkowski kündigte an, sich für andere Häftlinge in Russland einsetzen.

"Es gibt noch viel zu tun, die Freilassung der Geiseln, die noch im Gefängnis sind, vor allem Platon Lebedew." Lebedew war Geschäftspartner des einstigen Ölmilliardärs, der mit ihm unter anderem wegen Steuerbetrugs verurteilt worden war.

US-Aussenminister John Kerry begrüsste die Freilassung. Die USA hätten sich wiederholt besorgt über mutmassliche Verstösse in Gerichtsverfahren und eine selektive Strafverfolgung in Russland gezeigt, erklärte Kerry in Washington. Zugleich rief er Moskau auf, Reformen fortzusetzen, die zu einem transparenten, unabhängigen und glaubwürdigen Justizsystem in dem Staat führten.

Chodorkowski "hat Recht, nach Russland zurückzukehren"

Die frühere deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger forderte ein dauerhaftes Bleiberecht für Chodorkowski in Deutschland. Wenn er dies wolle, sollte die Bundesregierung ihm einen Aufenthalt ermöglichen, sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Samstag).

Nach Angaben des Kremls hat Chodorkowski jedoch jederzeit das Recht, nach Russland zurückzukehren. "Er ist frei, nach Russland zurückzukehren. Absolut", sagte ein Sprecher der russischen Regierung am Samstag. Er äusserte sich nicht dazu, ob Chodorkowski in seiner Heimat wieder politisch aktiv werden darf.

Der 50-jährige Kreml-Kritiker habe vor seiner Begnadigung zwei Briefe an Präsident Putin geschrieben, sagte der Sprecher der Nachrichtenagentur AFP: einen kurzen offiziellen und einen weiteren, langen und persönlicheren.

(bert/sda)

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