Krieg im Völkerrecht wird «bewaffneter Konflikt»

publiziert: Dienstag, 18. Jul 2006 / 16:07 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 31. Aug 2006 / 21:08 Uhr

Dresden - Der Krieg ist aus der Sprache von Juristen weitgehend verschwunden. Völkerrechtler reden inzwischen eher von «bewaffneten Konflikten».

Verstösse gegen das Völkerrecht sind bisher meist ohne Folgen geblieben.
Verstösse gegen das Völkerrecht sind bisher meist ohne Folgen geblieben.
17 Meldungen im Zusammenhang
Vergangenheit sind auch die Formalien, mit denen militärische Auseinandersetzungen dereinst begonnen wurden. Nach den Worten des Dresdner Völkerrechtsprofessors Ulrich Fastenrath gab es seit dem Zweiten Weltkrieg keine einzige Kriegserklärung mehr, die nach früherem Verständnis am Anfang eines Kriegs stehen musste.

«Von einem bewaffneten Konflikt spricht man dann, wenn sich zwei Staaten mit militärischen Mitteln bekämpfen», sagt Fastenrath. In Afghanistan sei dies spätestens mit Beginn der US-Luftschläge der Fall gewesen.

«Kollateralschäden»

Die Folge: Es gilt «Kriegsrecht» oder wie man heute sagt, «humanitäres Völkerrecht», das sind vor allem verschiedene Haager und Genfer Abkommen, die den Schutz der Zivilbevölkerung und das Verbot bestimmter Waffen regeln.

Allerdings dürfen die Kriegsparteien bei ihren Angriffen auch zivile Opfer in Kauf nehmen - das Völkerrecht verbietet solche «Kollateralschäden» nicht generell.

Grundsatz der Verhältnismässigkeit

Zwar lautet der oberste Grundsatz, dass nur militärische Ziele angegriffen werden dürfen. «Wenn ein Staat jedoch seine Kasernen mitten in die Innenstadt baut, dann muss er auch mit Zivilopfern rechnen», sagt Fastenrath

Hier gilt der Grundsatz der Verhältnismässigkeit. Der Angreifer muss abwägen, wie er Zivilisten nach Möglichkeit schonen und trotzdem seine militärischen Ziele erreichen kann. «Ein Angriff auf ein Militärhauptquartier rechtfertigt sicherlich ein grösseres Risiko für Zivilpersonen als eine Attacke gegen ein einzelnes Geschütz», erläutert Fastenrath.

Friedensvertrag ausser Mode

Ein Krieg wird heute durch Einstellung der Kämpfe beendet, der Friedensvertrag ist nach Fastenraths Worten aus der Mode gekommen. Verstösse gegen das Kriegsvölkerrecht sind bisher meist ohne Folgen geblieben.

Fastenrath sprach am Montag auf eine entsprechende Frage hin im Zusammenhang mit dem aktuellen bewaffneten Konflikt zwischen Israel und Libanon von einem Krieg. «Das ist klar als Krieg zu bezeichnen im Libanon.»

Gaza-Offensive kein Krieg

Nicht im Gaza-Streifen, da der kein eigener Staat sei. «Wenn Bomben abgeworfen werden, ist das klar eine militärische Auseinandersetzung, die unter den alten Begriff Kriegsrecht fällt.» Auch Terrorakte könnten ein Mittel der Kriegsführung sein, allerdings seien sie meist keine zwischenstaatliche Auseinandersetzung, sondern eine zwischen Gruppierungen.

«Aber wenn Israel gegen das Territorium eines anderen Staates vorgeht, fällt das unter das Kriegsrecht nach alter Art und die entsprechenden Regelungen sind anwendbar.»

(ht/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
«Medien müssen zu Perspektivenwechsel fähig sein», sagt Daniel Thürer.
Daniel Thürer, Professor für ... mehr lesen
Jerusalem - Nach dem verheerenden ... mehr lesen
Annan: Sicherheitsrat soll sich Forderung nach einer Waffenruhe anschliessen.
Die erste von Dubrovnik Airline gecharterte Maschine landete in Zürich-Kloten.
Bern - In Zürich sind drei Flugzeuge mit Rückkehrern aus dem umkämpften Libanon gelandet. In den Maschinen reisten insgesamt 335 Personen zurück in die Schweiz. mehr lesen
New York - In einer offenen Debatte ... mehr lesen
Die Schweiz unterstützt die Bemühungen von Generalsekretär Kofi Annan, sagte der Schweizer Botschafter Peter Maurer.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die EU sei «äusserst besorgt» über die Lage in Nahost.
Beirut - Angesichts der humanitären ... mehr lesen
Beirut - Die israelische Luftwaffe hat ... mehr lesen
23 Tonnen Bomben seien auf den Bunker abgeworfen worden. (Archivbild)
Die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah hat neben Hunderten von toten und verletzten Zivilisten in Beirut, Haifa und Gaza eine ... mehr lesen 
Bern - Angesichts der eskalierenden ... mehr lesen
Es fehlt an medizinische Gütern, Wasser und Nahrungsmitteln. (Archivbild)
Syrien wolle offenbar in den Libanon zurück.
Jerusalem - Die USA haben Syrien ... mehr lesen
Beirut - Bei neuen israelischen ... mehr lesen
Wieder kamen Zivilisten ums Leben.
Auch der Flughafen Beirut wurde wieder beschossen.
Beirut/Jerusalem - Trotz ... mehr lesen
Beirut/Jerusalem - Der Norden Israels ... mehr lesen
Die Angriffe Israels dauern nun schon sieben Tage an.
Unter den Opfern sind viele Zivilisten.
Beirut - Israel hat es abgelehnt, eine ... mehr lesen
Bern/Beirut - Etwa 40 Schweizer ... mehr lesen
Dutzende Schweizer harrten im Beiruter Hafen aus.
Scheich Nasrallah versucht die Libanesen hinter sich zu scharren.
Beirut - Bei einem israelischen ... mehr lesen
 
Die zugrunde liegende Verbindung wurde geschlossen: Unerwarteter Fehler beim Senden..
Source: http://media3.news.ch/ajax/geonews.aspx?col=3&rubID=1185&label=&ts=10:45:22
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 1°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Basel 3°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 1°C 5°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen immer wieder Schnee
Bern -1°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 2°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Genf 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wolkig, aber kaum Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten