Kroatischer Ex-General in Spanien festgenommen

publiziert: Donnerstag, 8. Dez 2005 / 14:09 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 8. Dez 2005 / 16:59 Uhr

Belgrad - Der kroatische Ex-General und mutmassliche Kriegsverbrecher Ante Gotovina ist in Spanien festgenommen worden.

Anto Gotovina wurde einst in Kroatien verehrt.
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Das sagte die Chefanklägerin des UNO-Tribunals in Den Haag, Carla Del Ponte, in Belgrad. Sie dankte den kroatischen und spanischen Behörden für die Zusammenarbeit und kündigte an, dass Gotovina umgehend an das Tribunal in den Niederlanden ausgeliefert werden soll. Gotovina war untergetaucht, seit 2001 gegen ihn eine Anklage vor dem Haager Tribunal erhoben wurde.

Dem kroatischen General werden Kriegsverbrechen im Krieg gegen Serbien (1991-1995) zur Last gelegt. Es geht um die «Operation Sturm», mit der kroatische Armeeeinheiten unter seiner Führung im August 1995 die bis dahin serbisch kontrollierte Region Knin zurückeroberten und damit dem vierjährigen serbisch-kroatischen Krieg ein Ende setzten.

Zivlisten getötet

Im Verlauf der Offensive wurden nach Ermittlungen der Haager Ankläger mindestens 150 serbische Zivilisten getötet. Hunderte weitere gelten bis heute als vermisst. Mehrere zehntausend Menschen wurden in die Flucht getrieben.

Zu den im Februar 2004 vom Haager Tribunal veröffentlichten Anklagepunkten zählen Verfolgung aus politischen, ethnischen und religiösen Motiven, Mord, Vertreibung, Plünderung und Verletzung des Kriegsrechts.

Vor spanisches Gericht

Nach seiner Festnahme auf Teneriffa soll der mutmassliche kroatische Kriegsverbrecher Ante Gotovina zunächst dem Nationalen Gerichtshof in Madrid vorgeführt werden. Dies teilten die spanischen Justizbehörden mit.

Der zuständige Richter Félix Degayón werde den 50-jährigen Ex-General noch im Laufe des Tages über die ihm zur Last gelegten Verbrechen informieren. Dieser Schritt sei nach spanischem Recht zwingend, hiess es.

Anschliessend werde der Richter die Überstellung Gotovinas an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verfügen. Ein Auslieferungsverfahren sei nicht notwendig. Der Ex-General, der auf Grund eines internationalen Haftbefehls festgenommen wurde, sollte zunächst mit einer Militärmaschine nach Madrid geflogen und dann nach Den Haag gebracht werden, hiess es weiter.

Gefälschte Papiere

Gotovina war am Mittwochabend während des Abendessens in einem Hotel im Touristenort Playa de las Américas im Süden der Kanaren-Insel Teneriffa gefasst worden. Er habe gefälschte Ausweispapiere bei sich gehabt, hiess es. Die spanische Polizei sei ihm bereits seit mehreren Tagen auf den Fersen gewesen.

Der Ex-General habe sich auf verschiedenen Inseln des Archipels versteckt gehalten, hiess es weiter. Ihm werden Kriegsverbrechen gegen serbische Zivilisten 1995 zur Last gelegt.

Belastung für Diplomatie

Der Fall Gotovina belastete die Verhandlungen über einen EU-Beitritt Kroatiens. Die EU-Kommission begrüsste denn auch seine Festnahme.

Erweiterungskommissar Olli Rehn sagte in Brüssel: «Es ist fundamental wichtig, dass alle Beschuldigten vor Gericht gestellt werden.» Nur so könne es zur Versöhnung auf dem westlichen Balkan kommen und das Internationale Tribunal in Den Haag seine Arbeit erfolgreich beenden.

Weiterhin auf der Flucht sind die vom Kriegsverbrechertribunal angeklagten früheren bosnischen Serbenführern Radovan Karadzic und Ratko Mladic.

(ht/sda)

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