Kurzarbeit ist out - besonders in Krisen

publiziert: Mittwoch, 20. Okt 2004 / 12:11 Uhr

Bern - Unternehmen in der Schweiz führen immer weniger Kurzarbeit ein. Dieses Instrument wurde in den Krisenjahren 2002 bis 2003 viermal weniger benutzt als zu Beginn der 90er-Jahre.

Ökonom Yves Flückiger: "Das Humankapital ist weniger wert als früher."
Ökonom Yves Flückiger: "Das Humankapital ist weniger wert als früher."
Die Zahlen sind beeindruckend: Im März 1993 wurde die Kurzarbeit von mehr als 3900 Unternehmen mit insgesamt 56 500 Angestellen eingeführt, um die konjunkturellen Schwierigkeiten zu meistern und einen Stellenabbau zu vermeiden. Die Arbeitslosenquote betrug damals 4,9 Prozent, ohne Arbeit waren 151 000 Personen.

Ende September 2004 sah es anders aus. Die Schweiz zählte zwar fast dieselbe Zahl an Arbeitslosen, aber nur 1191 Unternehmen reduzierten die Arbeitszeit.

Nichts konnte bisher diesen Rückgang erklären; keine wissenschaftliche Studie hat sich diesem Phänomen angenommen. In einer neuen Analyse zur Arbeitslosigkeit in der Schweiz beschränkte sich die Credit Suisse darauf festzustellen, dass die Reduzierung der Arbeitszeitpläne ein "wirkungsloser Dämpfer" war.

Lieber Erfahrung als Loyalität

Yves Flückiger, Wirtschaftsprofessor an der Universität in Genf, verweist auf den Paradigmawechsel in den Personalabteilungen: "Das Humankapital ist weniger wert als früher. Die Gesellschaft kauft ein, wenn sie ein Bedürfnis hat und trennt sich wieder, wenn es der Konjunktur schlecht geht."

In den 70er- und 80er-Jahren legten die Unternehmen noch viel Wert auf Weiterbildung und Loyalität. "Heute ist es die Erfahrung, die belohnt wird. Arbeitgeber bevorzugen eher Mitarbeitende, die bereits in vielen Betrieben tätig waren, als treue Angestellte."

Vor der Krise in den 90er-Jahren vermieden die Konzerne Entlassungen, um von den Investitionen in die Bildung der Angestellen profitieren zu können. "In den verganenen Krisen war das Humankapital immer noch wie ein Darlehen", erklärt Flückiger.

Das änderte sich in den letzten Jahren radikal. "Die Unternehmen investieren weniger in die Weiterbildung. Sie entlassen vermehrt und stellen danach jüngeres Personal ein", beobachtet Flückiger.

Jahresarbeitszeit im Trend

"Doch auch die Art zu arbeiten hat sehr geändert", sagt Hans Reis vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Die Angestellten seien "viel flexibler" geworden.

Die Maschinenindustrie beispielsweise arbeitet mit Jahreszeitplänen. Dadurch besteht die Möglichkeit, Saisontiefs zu überbrücken. Die wöchentliche Arbeitszeit kann dann verkürzt und später wieder verlängert werden.

Dass sich die Struktur des schweizerischen Industrienetzes in den vergangenen zehn Jahren geändert hat, beobachtet auch Suzanne Blank, Verantwortliche für die Wirtschaftspolitik bei der Gewerkschaft Travail.Suisse: "Zwischen 20 000 und 30 000 Stellen sind in der Industrie verschwunden".

Die Unternehmen hielten es also nicht für nötig, die Kurzarbeit einzuführen, statt Stellen zu streichen. Aber das sei Ansichtssache, sagt Blank und bedauert, dass die Unternehmen immer schneller Stellen streichen. "Die Gewerkschaften sind inzwischen praktisch die einzigen, die sich darüber empören."

(Philippe Gumy/Si)

 
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