Landon Wilson: Vom «Goon» zum «Eunuch»?

publiziert: Donnerstag, 27. Jul 2006 / 10:50 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 27. Jul 2006 / 12:01 Uhr

Der neue HC Lugano-Ausländer Landon Wilson muss sich fast wie ein «Eunuch» vorkommen: Sein Stil ist das «Rock’n’Roll»-Hockey mit viel Körpereinsatz. So mag er es! Doch seit seiner sechsten Gehirnerschütterung fährt bei jedem Einsatz auf dem Eis die Angst mit: Eine weitere könnte das sofortige Karriereende bedeuten.

Sehr gerne hätte Arno Del Curto Landon Wilson beim HCD behalten, aber seit seiner Gehirnerschütterung im November 2005, seiner sechsten insgesamt in der Karriere, ist Landon Wilson nicht mehr der gleiche Spieler. Wilson hatte die HCD-Fans und seinen Trainer zu Beginn der Saison 05/06 begeistert: Loses Mundwerk, sympathische Ausstrahlung, starke Präsenz auf dem Eis.

Gehirnerschütterung: «Feind Nummer 1»

Aber dann kam sie, die Gehirnerschütterung, die Feindin aller Eishockeyspieler. Berühmte Stars wie zum Beispiel Pat Lafontaine mussten wegen wiederholter Gehirnerschütterungen eine Super-Karriere beenden und Eric Lindros sieht sich ebenfalls dieser Gefahr ausgesetzt, dass die nächste die letzte sein könnte und einen Fortgang der Karriere danach nicht mehr möglich erscheint. So ergeht es nun auch Landon Wilson.

Der HC Lugano hat sich dennoch für einen Vertrag mit ihm entschieden. Die Gründe: Wilson ist vielseitig begabt. Was er aber besonders gut kann, sind zwei Sachen: Tore schiessen und Strafen kassieren. Er machte sich in der AHL und NHL einen Ruf als guter Skorer, aber auch als «Goon» (=Provokateur und harter Spieler). Dies bewies er auch beim HCD letzte Saison. Trotz Ausfall einiger Partien war er schlussendlich der zweitbeste Skorer im Team und sammelte die meisten Strafen.

Zahlen lügen nie …

Zahlen lügen selten, besonders nicht im Eishockey. Fühlen wir mal folgenden Zahlen auf den Zahn: 348 (Spiele), 51 (Tore), 60 (Assists), 111 (Punkte), 331(Strafminuten). Diese Zahlen gehören in die NHL-Statistik und sind Bestandteil der «Bewerbungsunterlagen» von Landon Wilson. Nackte Zahlen sagen nicht viel aus über einen Spieler, aber hier kann man sich durchaus auf sie verlassen. Was sofort auffällt sind die vielen NHL-Einsätze, die 111 Punkte und die satte Anzahl von 331 Strafminuten in der NHL.

Wieder ein ehemaliger Erstrundendraft

Diese Statistik kann sich sehen lassen und zeigt, dass der gute Läufer Wilson nie vor aggressivem Stil auf dem Eis zurückschreckte. In seiner besten NHL-Saison (2000/01 in Phoenix), generierte er in 70 Einsätzen nicht nur honorable 31 Punkte, sondern auch gleich 92 Strafminuten. Somit war er teamintern in dieser Saison 2001 die Nummer 2 unter den «Bösen». Auch in der AHL liess er nichts anbrennen und war ein häufiger Gast auf der Strafbank: 1997/97 spielte er eine halbe Saison in Providence, beim Farmteam der Boston Bruins, eine halbe Saison in Boston.

In der AHL holte er sich in einer halben Spielzeit bei 42 Einsätzen rekordverdächtige 149 Strafminuten und in Boston auch gleich nochmals in 40 Spielen 49 Penalty-Minuten. Er war in frühen Jahren gar noch aggressiver und verbrachte noch öfter seine Arbeitseinsätze in der Penalty-Box. In der Universitätsliga USHL hatte Wilson in 42 Spielen 248 Strafminuten und 65 Punkte gesammelt (!). Das war 1992/93, im Jahr als er 18jährig von den Toronto Maple Leafs als sehr hoher Draft gezogen wurde (Erstrundendraft, Nummer 19 overall!). Wahrscheinlich war seine sprichwörtliche Motivation, die ihn bei allen Scouting Reports so auszeichnet, etwas übertrieben.

Stärken und Schwächen

Die Stärken des US-Boys liegen aber eindeutig nicht nur im aggressiven Spiel ohne Scheibe, sondern auch beim Spiel mit dem Puck am Schläger. Wilson kann (fast) alles: Er ist zwar ein guter Spielmacher, aber dennoch ein «Playmaker des armen Mannes». Wilson ist ebenfalls sein sehr guter Läufer, jeweils fleissig und polyvalent. Seine Vielseitigkeit ist aber auch ein wenig seine Schwäche: Er kann fast alles, aber nirgends ist er wirklich Weltklasse.

In der AHL und der NHL war Wilson deshalb einer der willkommenen Wasserträger, der dann und wann an einem guten Tag auch seine Rolle ausbauen konnte und dominierend aufspielte. Auf seinem Tacho stehen jeweils viele Kilometer nach einer Partie. Darüber kann man sich sicher sein. Seine «Europa-Kompatibilität» bewies er bereits vor seinem HCD-Engagement in Finnland vorletzte Saison mit dem Spitzenteam Espoo Blues: In 37 Spielen buchte er 18 Punkte und, ja schon wieder, 80 Strafminuten.

In den «Zwischenwelten»…

Colorado (NHL), Providence (AHL), Boston (NHL), Providence, Boston, Phoenix (NHL), Springfield (AHL), Phoenix, Pittsburgh (NHL), Espoo Blues (Finnland). Was sagt uns diese Kurzzusammenfassung der wichtigsten Karriere-Etappen Wilsons? Der nun 30jährige Hockeyprofi aus dem Staate Missouri (St. Louis) durfte sich oft nach sehr starken Leistungen in der AHL als «Upgrader» in der NHL beweisen. Er musste jedoch genau gleich oft wieder ins Farmteam zurückgeschickt werden. Meistens absolvierte er eine halbe Saison in der AHL, danach eine halbe in der NHL oder umgekehrt. Zwei Jahre oder Saisons in Folge beim gleichen Team kamen selten vor. 2000/01 hatte er es «geschafft», eine ganze Saison für nur einen Verein im Einsatz zu sein, als er seine beste Saison in der NHL absolvierte (skorte für Phoenix 31 Punkte).

Die letzte NHL-Saison konnte er bei den Pittsburgh Penguins zusammen mit dem grossen Mario Lemieux bestreiten (2003/04), wobei er dort von Phoenix nach 35 Saisonspielen nach Pittsburgh transferiert wurde und dort nur in der Saison-Schlussphase 19 Spiele bestreiten konnte. Aber immerhin kamen so diese 348 NHL-Einsätze zusammen. Mehr als jeder Schweizer und viele andere NLA-Top-Legionäre je auf dem Buckel hatten oder haben werden.

Eishockey.ch- Scouting Report Landon Wilson

JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren Notenschlüssel.
7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4= NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1= NLA-unwürdig

Technik/Skating: 5,5
Mentale Stärke: 5
Physis: 6,5
Kondition: 5,5
Disziplin: 4
Taktisches Verständnis: 5,5
Schusstechnik: 5,5
Killer Instinkt: 5,5
Belastbarkeit: 5
Zukunftsaussichten: 5

Total: Note 5,4

(Joël Wüthrich, Working Press Basel-Montreal/eishockey.ch)

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