«Langstrasse vs. Reeperbahn»

publiziert: Donnerstag, 14. Feb 2008 / 00:00 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 14. Feb 2008 / 08:30 Uhr

Innerhalb von vier Tagen empfängt der FCZ im Letzigrund zwei Schwergewichte. Gegen den HSV spielen die Zürcher im UEFA-Cup um den internationalen Bonus, am nächsten Sonntag gegen Basel um die Meisterschaft.

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Ohne Dissonanzen verlief die Vorbereitung auf den ersten von zwei Programmhöhepunkten nicht. Das 0:1 beim Tabellenletzten in St. Gallen war selbstredend kein ideales Signal. Zu reden gaben nicht nur die Fehlpfiffe des Schiedsrichters, sondern auch das Verhalten der Zürcher. Alain Rochat sah Rot, Coach Bernard Challandes (nicht zum ersten Mal) ebenfalls, Sportchef Fredy Bickel tobte - der Meister verlor die Orientierung in corpore.

Am Abend vor dem Spiel gegen Hamburg räumte Bickel Fehler ein: «In St. Gallen sind wir alle zusammen nicht souverän aufgetreten. Wir müssen die Fehler zuerst bei uns suchen. Der Rückschlag kam im dümmsten Moment.» Sechs der letzten sieben Partien hat der FCZ verloren. In die Reihe der Schwarzmaler mag sich Bickel gleichwohl nicht setzen. «Klar, wir erspielen uns zu wenig Chancen. Aber das Team ist relativ neu. Es läuft nicht alles falsch.»

Reaktion erwartet

Nach der Blamage in St. Gallen erwartet Bickel nun eine Reaktion der Equipe: «So weit müssen wir sein, das jetzt umzusetzen.» Sich selber schliesst er übrigens mit ein. Er müsse früher spüren, wann er bei explodierenden Werten auf der «Emotionen-Skala» einzugreifen habe. Challandes ist in diesem Bereich offensichtlich auf besänftigenden Support angewiesen - der Trainer verliert nicht als Letzter die Nerven.

Zur allgemeinen Beruhigung der (sportlichen) Lage könnten die Rückkehrer Tico und Yassine Chikhaoui beitragen. Die Frage wird im Falle Chikhaouis sein, wieviel Substanz ihn der Afrika-Cup gekostet hat. Aber die technische Klasse und den fast unerschöpflichen Ideenreichtum des Tunesiers benötigt der FCZ eher heute als morgen. Sollte ihn Challandes einsetzen, wird er im Sturm spielen.

Den Blick ins Statistikbuch können sich die Zürcher ersparen. Europacup-Duelle mit Bundesligisten sind für Schweizer Teams in der Regel eine einseitige Angelegenheit. In den letzten 30 Jahren setzten sie sich gegen die Deutschen nur in zwei von 14 Fällen durch - letztmals vor sechs Jahren, als Lucien Favre mit Servette Hertha Berlin ausschaltete. Der FCZ erreichte das Feld der Top 16 seit 1999 nicht mehr.

Abrechnung oder Rende-vouz mit den Deutschen?

Zum zweiten Mal innert zwei Monaten ist im Letzigrund ein Vertreter der gehobenen Bundesliga-Klasse zu Gast. An das letzte Rendez-vous erinnert sich kein Zürcher gerne: 0:5 verlor der FCZ gegen Leverkusen. «Wir haben noch eine Rechnung zu bezahlen. Das sind wir dem Publikum und den Sponsoren schuldig», gibt Bickel zu bedenken. Die Konstellation ist so oder so anders, die Niederlage gegen Bayer war am Ende der Gruppenphase folgenlos.

Fest steht, dass sich der FCZ heute Abend eher über als nur am Limit bewegen muss, wenn er in einer Woche nicht nur eine Hamburger Hafenrundfahrt im Sinn hat. Die Norddeutschen halten seit Wochen an der Spitze mit. Der Rückstand auf das zweitplatzierte Werder beträgt lediglich drei Punkte. Unter der straffen Führung des holländischen Trainers Huub Stevens ist der Begriff «Konstanz» in der Hansestadt kein Fremdwort mehr.

Auf dem Feld bestimmt ein zweiter Holländer das Geschehen: Rafael von der Vaart. Der 25-Jährige ist kein Uwe Seeler, aber zumindest die aktuelle HSV-Seele. Er vereinigt alle fussballerischen Qualitäten. Van der Vaart ist ein Skorer, ein exzellenter Vorbereiter und Antreiber gleichermassen. In der Liga ist er kaum zu stoppen.

Kein Alleinunterhalter

Deshalb bemühen sich in Europa diverse Klubs um den HSV-Regisseur. Noch hat er sich nicht entschieden: «Das ist offen. Wenn kein guter europäischer Verein kommt, bei dem alles passt, dann werde ich bleiben.» Alleinunterhalter ist «VdV» gleichwohl nicht. Afrika-Cup-Sieger Mohamed Zidan oder der kroatische Top-Stürmer Ivica Olic veredeln die Offensive, in der eigenen Zone steht Stevens eine unerhört robuste Equipe zur Verfügung.

Mit idealen Bedingungen für «Schönwetterfussball» kann der FCZ zweifelsfrei nicht kalkulieren. Beim Schweizer Meister ist diese Erkenntnis zumindest in der Marketingabteilung schon lange nicht mehr neu. Mit dem Slogan «Langstrasse vs. Reeperbahn» wurde für die Partie in der Schweiz geworben. Das war's aber schon mit den Gemeinsamkeiten der Städte in der Phantasie der Marketingleute. Abgerechnet wird aber nur im sportlichen Milieu.

(Sven Schoch, Zürich/Si)

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