Lassen wir uns nicht in die Zeit vor 1874 zurückkatapultieren - nein zur CVP-Initiative

publiziert: Samstag, 13. Feb 2016 / 09:44 Uhr / aktualisiert: Samstag, 13. Feb 2016 / 23:16 Uhr
Ein klares nein zum Darbellayer «Geschenk» ist nötig.
Ein klares nein zum Darbellayer «Geschenk» ist nötig.

Die Heiratsstrafe-Initiative der CVP will eine konservativ-religiöse Definition der Ehe in der Bundesverfassung verankern. Dies ist nicht nur aus heutiger Sicht anachronistisch, schon die Verfassung von 1874 schob derartigen Begehrlichkeiten einen Riegel vor. Lasst uns nicht hinter diese Zeit zurückfallen, stimmen wir nein zur scheinheiligen CVP-Initiative.

4 Meldungen im Zusammenhang
Die Heiratsstrafe-Initiative der CVP wurde längst als trojanisches Pferd entlarvt. Sie gibt in ihrem Titel vor, eine Ungerechtigkeit beseitigen zu wollen. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass nur zwei Prozent der verheirateten Paare am oberen Ende des Einkommensspektrums gegenüber Alleinstehenden mit denselben Einkommen steuerlich schlechter fahren, und dies auch nur bei den Bundessteuern. Bei den Kantonssteuern werden Verheiratete vom Steuersystem typischerweise eher begünstigt. Die Initiative verunmöglicht zudem die Individualbesteuerung, die am einfachsten verhindern könnte, dass der Zivilstand zu einer steuerlichen Besser- oder Schlechterstellung führt.

Der perfideste Inhalt des Darbellayer-Geschenkes ist aber die Definition der Ehe als «die auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau». Die Christdemokraten wollen eine konservativ-religiöse Ehedefinition in die Verfassung reinschmuggeln und so die Ausweitung der Ehe auf gleichgeschlechtliche Paare verunmöglichen. Sie behaupten gar, dass diese Definition nötig sei, damit die Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft angesehen werden könne. Das ist absurd, unsere Bundesverfassung kam bisher bestens ohne Ehedefinition aus, dennoch gibt es seit 1907 das Schweizerische Zivilgesetzbuch, das alle nötigen Details regelt und laufend neuen gesellschaftlichen Realitäten angepasst wurde.

Die Bundesverfassung garantiert lediglich das Recht auf Eheschliessung. Dies war bereits in der Fassung vom 1874 als grundlegendes Freiheitsrecht verankert: «Das Recht zur Ehe steht unter dem Schutze des Bundes. Dieses Recht darf weder aus kirchlichen oder ökonomischen Rücksichten noch wegen bisherigen Verhaltens oder aus andern polizeilichen Gründen beschränkt werden.» Bemerkenswert ist, dass insbesondere auch religiösen Beschränkungen des Eherechts ein Riegel geschoben wurde. Die Religiös-konservativen haben den Kulturkampf aber auch 142 Jahre später noch nicht aufgegeben.

Nein zum Darbellayer-Geschenk

Die Freidenker haben darauf reagiert und liessen in den katholisch dominierten Kantonen Zug, Luzern und Wallis Plakate mit folgendem Slogan aushängen: «Liebe CVP: religiöser Fundamentalismus gehört in die Versenkung, nicht in die Verfassung. Am 28. 02. 16 nein zur scheinheiligen Ehe-Initiative». Darauf angesprochen, meinte CVP-Präsident Christoph Darbellay gegenüber dem katholischen Medienzentrum, er reagiere gelassen auf Provokationan. Lassen wir uns nicht täuschen: die Provokation kommt von der CVP: sie will uns in die Zeit vor 1874 zurückkatapultieren. Lassen wir das nicht zu! Verweigern wir das Darbellayer-Geschenk. Stimmen wir Nein!

(Andreas Kyriacou/news.ch)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die BDP-Delegierten haben sich am Samstag in Weinfelden TG deutlich ... mehr lesen
Die Initiative gegen die Heiratsstrafe stösst auf Kritik.
SP-Präsident Christian Levrat bezeichnet die Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe der CVP als «Schwindel».
Bern - Die Zustimmung für die ... mehr lesen
Bern - Die CVP-Initiative gegen die ... mehr lesen
Die CVP-Initiative gegen die «Heiratsstrafe» wird von den Gegnern scharf kritisiert.
Ich vertraue
der CVP und der Bibel mehr als diesen Freidenkern.
Die Bibel selbst verurteilt die Homosexualität sowohl im AT als auch im NT.
Die Evangelisten des NT lebten nahezu zeitgleich mit Jesus und hielten sein Wirken präzise fest.
Daher ist es nur perfide Propaganda in Zusammenhang mit dem Neuen Testament das Adjektiv "konservativ" reinzuschmuggeln.
Dem Stimmberechtigten ist hoffentlich klar, dass das irdische Leben kurz ist, verglichen mit der Ewigkeit.
Wo will er diese verbringen? In kochendem Teer oder im Paradies?
Deshalb
soll er unterscheiden zwischen dem, was heilig, und dem, was nicht heilig ist, zwischen dem, was unrein, und dem, was rein ist.
(Levitikus 10:10)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, ...
Die Klage des türkischen Möchtegern-Alleinherrschers Recep Erdogan gegen den Deutschen Satiriker Jan Böhmermann führte zur Einsicht, dass es für moderne Staaten an der Zeit ist, ihre Strafgesetzbücher zu entschlacken... mehr lesen 2
Am 6. April wurde in Bangladesch erneut ein Online-Aktivist von religiösen Extremisten auf offener Strasse regelrecht abgeschlachtet. Das Land, das sich 1971 bei seiner Gründung eine ... mehr lesen 1
Nazimuddin Samad ist seit 2013 der 10. Online-Aktivist, der in Bangladesch umgebracht wurde.
Plakate im öffentlichen Raum laden dazu ein, den Satz «Jesus ist.» zu vervollständigen. Vertreter der Landeskirchen und der Uni-Theologie werden als Mitglieder des Patronatskomitee präsentiert und verleihen so der Missionskampagne einen offiziösen Touch. mehr lesen   4
Die Heiratsstrafe-Initiative der CVP will eine konservativ-religiöse Definition der Ehe in der Bundesverfassung verankern. Dies ist nicht nur aus heutiger Sicht anachronistisch, schon die Verfassung von 1874 schob derartigen Begehrlichkeiten einen Riegel vor. Lasst uns nicht hinter diese Zeit zurückfallen, stimmen wir nein zur scheinheiligen CVP-Initiative. mehr lesen   1
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 6°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 2°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 4°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten