Lateinamerika hofft auf neue Beziehungen zu USA

publiziert: Donnerstag, 6. Nov 2008 / 17:38 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 6. Nov 2008 / 19:45 Uhr

Rio de Janeiro - An den historischen Wahlsieg von Barack Obama knüpfen viele Lateinamerikaner die Hoffnung auf ein Ende der Differenzen mit dem grossen Bruder im Norden.

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Der erste schwarze Präsident der USA könnte eine Annäherung an die sozialistisch regierten Länder Kuba, Venezuela und Bolivien betreiben. «Obama entstammt einer diskriminierten und versklavten Bevölkerungsgruppe», begründet Boliviens indianischer Präsident Evo Morales diese Erwartungen.

«Mein grösster Wunsch ist das Ende des Kuba-Embargos. Zusammen mit dem Abzug von US-Truppen aus bestimmten Ländern wird das die Beziehungen Boliviens zu den USA gewiss verbessern.»

Ende der Ära Bush

Kubas früherer Staatschef Fidel Castro nannte Obama intelligenter und kultivierter als dessen republikanischen Gegner John McCain.

Auch der Venezolaner Hugo Chávez, für den der scheidende Präsident George W. Bush schlicht «Der Teufel» ist und der sich dem Iran und Russland angenähert hat, setzt auf bessere Beziehungen zu den USA. Dafür biete der Wahlsieg Obamas alle Chancen.

In die gleiche Kerbe hauen auch gemässigte Linke wie die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet und ihr brasilianischer Kollege Luiz Ignacio Lula da Silva.

«Sein Hauptanliegen sind soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Und was er unter Begriffen wie Hoffnung und Wandel zusammenfasst, sind die gleichen Grundsätze, die uns auch in Chile bewegen», sieht Bachelet Schnittmengen mit Obama.

Gute Nachbarschaft statt Interventionismus

Bereits im Wahlkampf hatte Obama eine Annäherung an Lateinamerika angekündigt. In einer Rede vor Exil-Kubanern entwickelte er im Mai eine Vision, die an die Bemühungen von Präsident Franklin Roosevelt aus den 1930er Jahren anknüpfte, eine Ära bewaffneter Interventionen im vermeintlichen Hinterhof der USA durch eine Politik der guten Nachbarschaft zu ersetzen.

So will der künftige Präsident Demokratisierungen von unten etwa durch eine Lockerung des Reiseverbots von und nach Kuba ermutigen. Obama schliesst auch einen Dialog mit Chávez und dem kubanischen Staatschef Raúl Castro nicht aus.

Andererseits hat Obama deutliche Worte gegen Chávez gefunden und ausserdem eine Lockerung des 46 Jahre alten Handelsembargo gegen den kommunistischen Erzfeind Kuba an hohe Bedingungen geknüpft. Zudem hat er die Entscheidung Kolumbiens gutgeheissen, gegen linke Rebellen im Nachbarland Ecuador vorzugehen.

Die meisten lateinamerikanischen Staaten haben den Vorstoss verurteilt. Darüber hinaus will Obama die Zusammenarbeit mit Mexiko im Kampf gegen die Drogen ausdehnen.

Und Brasilien nimmt ihm übel, dass der im Land mit der grössten schwarzen Bevölkerungsgruppe ausserhalb Afrikas äusserst populäre Obama, brasilianischen Biosprit mit Strafzöllen belegen will.

Keine Taube

«Wir wissen von Obama, dass er in der Aussenpolitik keine Taube ist», weist Michael Shifter von der Washingtoner Denkfabrik Inter-American Dialogue in die Zukunft. Vor allem die Annäherung Venezuelas an den Iran und Russland dürften dem künftigen Präsidenten Sorgen bereiten.

Hoffnungen auf ein Ende der Eiszeit im Verhältnis zu Lateinamerika könnten aber auch deshalb platzen, weil sich Obama zunächst einmal um die Wirtschaftskrise und die Kriege im Irak und in Afghanistan kümmern muss.

(von Stuart Grudgings, Reuters/sda)

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