«Le Beaujolais Nouveau est arrivé» - Der junge Rote des Jahres 2000

Die Tradition, den neuen Wein am dritten Donnerstag im November in Bistros von London bis New York, Moskau oder Zürich zu öffnen, wird in diesem Jahr ein halbes Jahrhundert alt. Ganz offiziell legte ein Dekret vom 13. November 1951 dieses Ritual für den Primeur fest.

Der unkomplizierte Wein aus dem Beaujolais, der etwa acht Wochen nach der Lese entkorkt werden darf, ist diesmal dynamischer Vorreiter eines rekordverdächtigen Millenniums-Jahrgangs. Der Erntebeginn am 28. August war der früheste in der Region bei Lyon in den vergangenen 30 Jahren. Der Frühling 2000 war wärmer und sonniger als üblich, und die Temperaturen das ganze Jahr hindurch spürbar über dem Durchschnitt.

Die Winzer im Beaujolais haben stabile Preise für ihren jungen Wein versprochen, der sich nicht zur Lagerung eignet und am besten bis zum Januar 2001 mit einer deftigen Wurst- und Käseplatte genossen wird.

Klar, dass die Franzosen selbst Weltmeister sind, wenn es um den Konsum des Beaujolais Nouveau geht, über den viele Weinkenner nur die Nase rümpfen, da es für sie einfach noch kein «richtiger» Wein ist. Im Jahr 1999 blieben 33 Millionen Flaschen im Lande, das waren 55 Prozent der gesamten Produktion.

Kommerzieller Schnickschnack oder nicht, die Primeur-Welle betört inzwischen auch Asien. Mit einem steilen Zuwachs um 29 Prozent hat Japan (1999) den grössten Schluck nach vorn getan. Und diesmal wird Südkorea offiziell unter die Länder eingereiht, die am Stichtag mit Wein versorgt sind.

Aroma

Ein sehr ausdrucksstarkes und komplexes Aroma habe der wirklich von der Sonne verwöhnte Jahrgang 2000, ergab ein vorzeitiges Degustieren in so manchen französischen Weinkellern. An «reife Frucht» erinnert der Beaujolais des Jahres, dem ein Hauch von Brombeer-Geschmack oder dem der Schwarzen Johannisbeere nachgesagt wird, beides sehr intensiv schmeckende Früchte.

Im Internet werden in jetzt 15 Sprachen Gründe dafür geliefert, sich vorab das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen - oder für Abscheu vor diesem «unfertigen Wein» (www.beaujolais.net).

Wie im vergangenen Jahr sind es 60 Millionen Flaschen (452 000 Hektoliter), die - nach oftmals langem Flug - ab diesem Donnerstag entkorkt werden dürfen. Das machte ein Drittel der Produktion in der Weinregion Beaujolais aus.

(bb/sda)