Legenden zur Bundesratswahl vom 6. Dezember

publiziert: Sonntag, 3. Dez 2000 / 08:59 Uhr

Bern - Lange Nächte in der Bellevue-Bar oder diskrete Zettel unter der Hotelzimmertür: Um die letzten Stunden und Tage vor Bundesratswahlen ranken sich etliche Legenden. In Bern herrscht wieder einmal Hochsaison für echte und vermeintliche Königsmacher.

Der Klatsch-Index an der Gerüchtebörse unter der Bundeshauskuppel dürfte bis Dienstagabend einen Höchststand erreichen. Es werde sehr viel geredet, nicht nur über politische Profile sondern mitunter auch über Nebensächliches wie Jupe-Längen, sagt Ruth Grossenbacher.

Die ehemalige CVP-Nationalrätin hatte der Newcomerin Ruth Metzler mit diskretem Lobbying den Weg in den Bundesrat geebnet. Grossenbacher hat jedoch weder Zettel unter Hotelzimmertüren durchgeschoben, noch Nächte an der Bellevue-Bar durchwacht. Ersteres sei Legende, letzteres nicht ihr Stil, sagt sie.

Wer für jemanden lobbyiere, «muss es subtil tun». Zum Beispiel durch das Vermitteln informeller Kontakte ausserhalb der steifen Hearings. Den Ratskollegen aber beim abendlichen Drink um jeden Preis ein Stimm-Versprechen abzuringen, bringe nichts.

Im Gegenteil: «Abmachungen vom Dienstagabend können am Wahltag im Sand verlaufen», sagt Grossenbacher. Unter den Parlamentariern herrsche ein ungeschriebenes Gesetz: «Man sagt nicht offen, wen man schlussendlich wählt». Zudem sei die Dynamik mehrerer Wahlgänge letztlich kaum vorhersehbar.

Aus eigener Anschauung kennt dies SP-Doyen Helmut Hubacher, dessen Kandidatin Liliane Uchtenhagen 1983 in einem Überraschungscoup ausgebootet wurde. Gewählt wurde schliesslich Otto Stich, den Freisinnige mit Hilfe dissidenter SP-Genossen über Nacht als inoffiziellen Gegenkandidaten lanciert hatten.

Er habe die Gegenbewegung hinter den Kulissen gespürt, aber nicht mehr abwehren können, sagt Hubacher im Rückblick. Zwar war diese «Nacht der langen Messer» ein spektakuläres Ereignis für die Geschichtsbücher, doch die «Lust, eigenwillig zu reagieren», sei im Parlament immer wieder dagewesen.

Trotzdem stellt Hubacher, der 34 Jahre im Nationalrat sass, Veränderungen fest. Im «gemütlichen» Ratsbetrieb von früher habe man noch Zeit für einen abendlichen Jass in den jeweiligen Stammbeizen gehabt. Heute sei der Parlamentsbetrieb anspruchsvoller und die Zeit knapper: «Jeder ist ständig irgendwo unterwegs».

Die Bedeutung des persönlichen Lobbyings nehme deshalb zu, ist Hubacher überzeugt. Das glaubt auch der ehemalige FDP-Nationalrat Ernst Mühlemann, der erstmals nicht mehr bei Bundesratswahlen dabei ist. Die Frage, wer denn heute die Königsmacher sind, beantwortet Mühlemann sibyllinisch: «Es gibt solche, die es sind und solche, die es zu sein glauben». Für Politbeobachter Iwan Rickenbacher sind es Interessensvertreter aller Schattierungen, die diesmal die Fäden zu ziehen suchen. Die Fraktionsspitzen ihrerseits müssten sich darauf konzentrieren, «die Entscheidfindung zu organisieren.» Allen Strategien und Druckversuchen zum Trotz: Letztlich nehme jede und jeder der 246 National- und Ständeräte für sich in Anspruch, einen eigenständigen Entscheid zu fällen, sagt Ernst Mühlemann.

(sda)

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