Leica in der Existenzkrise

publiziert: Mittwoch, 13. Apr 2005 / 12:01 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 13. Apr 2005 / 12:28 Uhr

Solms - Seine Leica war für den legendären Fotografen Henri Cartier-Bresson "wie ein dicker, heisser Kuss". Unzählige Profis und Amateure bekommen glänzende Augen, wenn sie von den hochklassigen Objektiven und der technischen Präzision der Kameras schwärmen.

Klassiker: Eine 35mm Leica Sucherkamera.
Klassiker: Eine 35mm Leica Sucherkamera.
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"Die Leica ist der Ferrari der Fotografen", rühmt etwa der Präsident des Deutschen Verbandes für Fotografie, Georg Holzmann. Doch die Liebhaber müssen um den Mythos bangen: Das Traditionsunternehmen aus dem mittelhessischen Solms ringt ums Überleben, weil es neue Techniktrends verpasst hat.

Nun ist Leica noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht: Der operative Verlust im Geschäftsjahr 2004/2005 (31. März) liege bei 12,8 Mio. Euro, teilte Leica in Solms mit. Bislang hatte das Unternehmen mit einem Fehlbetrag von zehn Mio. Euro gerechnet.

Als Ursachen wurden Kosten für die Arbeiten an einem Sanierungsplan, höhere Aufwendungen für eine Vertriebsgesellschaft in Japan sowie zusätzliche Rückstellungen für mögliche Risiken aus Abnahmeverpflichtungen gegenüber Lieferanten genannt.

Kreditlinien gekündigt

Die Umsätze sind in allen Teilen der Welt rückläufig. Die Banken kündigten teilweise ihre Kreditlinien, seit Februar verhandelt die Leica Camera AG mit den sechs Geldgebern. Über eine mögliche Zwischenlösung lässt sich Sprecher Gero Furchheim nichts entlocken: "Noch haben wir keine Zahlungsschwierigkeiten, alle Rechnungen werden rechtzeitig und in vollem Umfang bezahlt."

Bei einer ausserordentlichen Generalversammlung am 31. Mai sollen Kapitalmassnahmen beschlossen werden. Wie das Rettungspaket aussehen könnte, davon dringt nichts nach aussen. "Innovationen, verbesserte Distribution und verstärkte Kommunikation", kündigt Furchheim vage an.

Der Streichung weiterer Stellen dagegen erteilt er zunächst eine Absage: "Das Management hat keine Entlassungen beschlossen und sieht das auch nicht an vorderster Stelle." Trotz dieses Hoffnungsschimmers seien die Mitarbeiter verunsichert, sagt Betriebsratsvorsitzender Edgar Zimmermann. "Sie wissen nicht, wie es weitergeht." Es ist nicht die erste Sanierungsrunde bei Leica.

Bereits kurz nach dem Börsengang 1996 war die Firma in Schwierigkeiten geraten, der Aktienkurs sinkt seit Jahren kontinuierlich. Allein in den vergangenen vier Jahren hat der Kamera- und Ferngläserhersteller rund 400 Stellen abgebaut.

1050 Beschäftigte arbeiten derzeit weltweit noch für das Unternehmen, 415 davon in Solms. Die Hand gefertigen Apparate werden ausser in Mittelhessen auch in Portugal produziert. Wegen der Restrukturierungen der vergangenen Jahre habe Leica keine Reserven aufbauen können, sagt Furchheim: "Wir haben zu wenig Speck."

Leica hat sich nach Ansicht von Kritikern zu spät auf die neue Pixel-Welt eingelassen. "Sie haben an der traditionellen analogen Kameratechnik festgehalten und den digitalen Vormarsch verschlafen", bemängelt Holzmann.

Digitales Geschäft ausbauen

Die Firma räumt zwar Fehler ein, argumentiert aber auch mit den bisher "kurzen Lebenszyklen" im Digitalmarkt, die der Leica-Philosophie von Langlebigkeit und Qualität entgegenstünden.

"Jetzt wird aber nicht mehr alle sechs Monate eine neue Pixel-Grenze durchstossen, da lohnt sich eine Investition auch für einen längeren Zeitraum", sagt Furchheim. Das digitale Geschäft soll künftig über die Hälfte des Umsatzes ausmachen, bisher liegt der Anteil unter 20 Prozent.

Die "Ur-Leica" wurde 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt. Mit dem handlichen Apparat eroberte der Schnappschuss die Fotografie, die Leica - eine Abkürzung für Leitz Camera - avancierte zum Verkaufsschlager.

(Julia Ranniko/dpa)

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