Leimer zwei Schritte vor dem Titelgewinn

Bei der ins Rahmenprogramm des Grand Prix der Vereinigten Arabischen Emirate integrierten Schlussveranstaltung der GP2-Serie wird sich der Titelkampf aller Voraussicht nach auf ein Duell reduzieren. Auf dem letzten Abschnitt seines Weges zum ersehnten Titel hat Leimer auf dem Yas Marina Circuit wohl nur noch einen Konkurrenten zu fürchten - den Briten Sam Bird, der in der Gesamtwertung lediglich sieben Punkte zurückliegt.

Das Handicap des drittklassierten Brasilianers Felipe Nasr ist mit 31 Punkten wohl zu gross, und die Chancen des viertplatzierten Stefano Coletti sind mit der Marge von 44 Punkten nur noch theoretischer Natur. Zu gewinnen gibt es in der GP2-Serie pro Wochenende mit zwei Rennen im Maximum 48 Punkte. Coletti, Teamkollege des Berner Oberländers Simon Trummer, hatte das Zwischenklassement nach einem Drittel des Saison-Pensums überlegen angeführt, war danach aber nicht in der Lage, den hohen Level seiner Performance aufrechtzuerhalten. Der auf die Dominanz folgende Absturz nahm sogar dramatische Züge an. Der Italiener brachte in den letzten zwölf Rennen nur noch einmal, als Dritter auf dem Nürburgring, etwas Zählbares zustande.

«Fokus auf Rennwochenende»

Der seit über zehn Jahren vom Solothurner Geschäftsmann Rainer Gantenbein finanziell unterstützte Leimer weiss um seine gute Ausgangslage, versucht die Gedanken an den möglichen Titelgewinn aber auszublenden. «Ich richte den Fokus aufs Rennwochenende und nicht aufs Gesamtklassement», sagt der 24-Jährige aus Rothrist. Auch den Druck sieht er nicht übermässig auf sich lasten. «Es gibt keinen Grund, nervös zu werden, wenn du die Chance bekommst, das Ziel zu erreichen, für das du so hart gearbeitet hast.» Zum Selbstbewusstsein trägt wohl auch die Erinnerung an den letzten Abstecher des GP2-Trosses in die Hauptstadt der Emirate bei. Beim Saisonfinale vor zwei Jahren, dessen Ergebnisse nicht in die Gesamtwertung einflossen, hatte Leimer die Hauptprüfung für sich entschieden.

Die GP2-Meisterschaft ist bekanntermassen die Vorstufe zur Formel 1. Erfolgreiches Wirken macht einen Fahrer selbstredend zum Thema für den Aufstieg in die Elite-Klasse. Leimer hat einen Startplatz in der Formel 1 längst offiziell zu seinem Ziel erklärt. Wie es um seine Möglichkeiten steht, ist schwierig abzuschätzen - selbst als Gesamtsieger in der GP2-Serie. In Kontakt steht Leimer «mit mehreren Formel-1-Teams». Um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen, müsste Mäzen Gantenbein nochmals tief in die Tasche greifen. Der Preis für ein Cockpit bei einem Rennstall der «Mittelklasse» wird auf fünf bis fünfzehn Millionen Franken geschätzt.

Als Gesamt-Erster der 2005 als Nachfolgerin für die Formel 3000 ins Leben gerufenen GP2-Serie würde Leimer Nachfolger anerkannter Grössen wie Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado und Romain Grosjean. Einen Titel ähnlicher Strahlkraft hatten vor Leimer erst zwei Schweizer gewonnen. Clay Regazzoni und Marc Surer waren 1970 respektive 1979 Europameister in der Formel 2 geworden. Die 1967 gegründete Serie wurde 1985 von der Formel 3000 abgelöst.

(ig/Si)