Federer und Wawrinka fehlen

Leistungsdichte statt Stars in Gstaad

publiziert: Donnerstag, 17. Jul 2014 / 16:10 Uhr
Vorjahressieger Michail Juschni aus Russland.
Vorjahressieger Michail Juschni aus Russland.

Ein Jahr nach den (kurzen) Festspielen mit Federer und Wawrinka stehen die Schweizer Tennisprofis am Crédit Agricole Suisse Open in Gstaad bloss in der zweiten Reihe. Der Titelhalter Michail Juschni (Russ/ATP 19) führt das Spielerfeld an.

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Die Gstaader Organisatoren haben es nicht leicht. Die Absage von Aushängeschild Stanislas Wawrinka (ATP 4) vor zwei Wochen, offiziell wegen Übermüdung, erwies sich als harter Schlag. Der Turnierdirektor Jean-François Collet spricht von einer «grossen Enttäuschung», denn «wir hatten auf Wawrinkas Präsenz gesetzt». Die Verpflichtung eines anderen Zugpferds erwies sich als nicht mehr möglich. David Ferrer, die Nummer 7 der Welt, wurde angefragt. Der Spanier, der vor zwei Jahren in Gstaad ebenfalls im letzten Moment abgesagt hatte, mochte aber nicht in die Bresche springen. So beginnt das Gstaader Turnier zum fünften Mal in acht Jahren ohne einen Top-10-Star.

Die Hiobsbotschaften rissen in der letzten Woche vor dem Turnier nicht ab. Zuerst stiegen Nicolas Almagro (Knie) und Feliciano Lopez (Übermüdung) aus. Und am Donnerstagnachmittag teilte die Association of Tennis Professionals (ATP) auch noch mit, dass der Spanier Roberto Bautista Agut (ATP 18), der Turniersieger von Stuttgart letzte Woche, nicht ins Berner Oberland reisen wird. Bautista Agut wäre als Nummer 1 gesetzt gewesen; er besitzt das Potenzial zum Top-10-Spieler.

Warum Wawrinka fehlt

Warum aber fehlen Stanislas Wawrinka und Roger Federer diesmal in Gstaad? Immerhin betonten sie vor einem Jahr unisono, wie gut es ihnen im Saanenland stets gefällt und wie wohl sie sich am Schweizer Sandplatzturnier immer fühlen. Eine andere Tatsache ist indes, dass nicht nur Federer und Wawrinka derzeit den Fokus auf die amerikanischen Hartplatzturniere legen, an denen es im August in Toronto, Cincinnati und am US Open um insgesamt 4000 Weltranglistenpunkte geht und nicht um bloss 250 wie in Gstaad. Ausserdem bestreiten Federer und Wawrinka in dieser Saison mit zwei Davis-Cup-Heimspielen und den Swiss Indoors im Oktober ausreichend Auftritte vor den heimischen Fans und den nationalen Sponsoren.

Auch in Bezug auf die Weltrangliste wäre für Wawrinka heuer in Gstaad nicht viel dringelegen. Weil der Romand heuer an ATP-250-Turnieren schon einen Turniersieg (Chennai) und einen Halbfinal (Queen's) in der Wertung hat, hätte er in Gstaad den Final erreichen müssen, um überhaupt Punkte gutzumachen. Dazu kommt, dass sich «Stan the man» in den letzten Jahren in der Gstaader Höhenlage alles andere als wohl gefühlt hat.

Aufgepasst auf den Österreicher

Trotz der vier Absagen von designierten Gesetzten und ohne Schweizer Aushängeschilder verheisst das Gstaader Turnier hochklassiges Tennis. Die Leistungsdichte ist mit 15 Akteuren aus den Top 100 des Rankings noch immer ansprechend. Die Akteure, die es in die Setzliste schafften, feierten in den vergangenen zwölf Monaten fast alle mindestens einen Turniersieg. Die Rolle des Topfavoriten nimmt nach den happigen Absagen nun wieder Vorjahressieger Michail Juschni ein. Seit dem Triumph in Gstaad gewann der Russe im Oktober auch noch das ATP-500-Turnier in Valencia.

Hinter Juschni reihen sich die Spezialisten ein. Der Spanier Marcel Granollers gilt als Experte für Tennisturniere in Höhenlage. Er hat schon in Gstaad triumphiert und letztes Jahr zum zweiten Mal auch in Kitzbühel gewonnen. Fernando Verdasco, auch er ein Spanier, gewann im Frühling das Turnier in Houston und befindet sich wieder im Aufschwung. Der Argentinier Federico Delbonis setzte sich in Sao Paulo durch, und der Franzose Gilles Simon, der erstmals im Saanenland an den Start geht, gewann das Turnier in Metz. Robin Haase, der Vorjahresfinalist, rutschte dank der vielen Absagen ebenso in die Setzliste wie der 20-jährige Österreicher Dominic Thiem, der als Nummer 55 der Welt ins Berner Oberland reist. Thiem ist im Moment so gut klassiert wie noch nie. Am Masters-1000-Turnier von Madrid hatte er als Qualifikant Stanislas Wawrinka eliminiert. Thiem ist derzeit eine der grössten europäischen Hoffnungen und der jüngste Spieler im Ranking unter den Top 60.

Und das Motto JeKaMi (jeder kann mitmachen) gilt in Gstaad auch nach den Forfaits von Wawrinka, Bautista Agut, Almagro und Lopez nicht. Akteure wie Filippo Volandri, der zweimalige Turniersieger Thomaz Bellucci oder der Belgier David Goffin müssen übers Wochenende in die Qualifikation - oder an ein anderes Turnier ausweichen.

Schweizer Hoffnung Yann Marti

Dank Wildcards spielen auch ohne Federer und Wawrinka mindestens zwei Schweizer im Hauptfeld mit. Am ehesten zu einem Exploit in der Lage scheint Yann Marti, ein 26-jähriger Walliser aus Siders. Marti kam letzte Woche in Stuttgart als Qualifikant gegen Landsmann Henri Laaksonen, der für Gstaad ebenfalls eingeladen ist, zum ersten Sieg auf der ATP-Tour. Und in der zweiten Runde stand er beim 6:7 (13:15), 5:7 gegen Guillermo Garcia-Lopez (ATP 31) der Sensation nahe. Marti schlug gegen den in Gstaad als Nummer 5 gesetzten Spanier im ersten Satz bei 6:5 zum Satzgewinn auf, vergab im dramatischen Tiebreak drei Satzbälle, führte im zweiten Satz 5:2 und vergab hintereinander drei weitere Satzbälle.

«Dieses Spiel gibt mir, obwohl ich es verloren habe, viel Selbstvertrauen. Ich habe nun die Bestätigung, dass ich gut genug bin, um solche Spieler schlagen zu können. Mein Ziel ist es, mich so schnell wie möglich den Top 100 anzunähern.»

(pad/Si)

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