Libanon hat Hariri nicht vergessen - Syrien in der Defensive

publiziert: Freitag, 10. Feb 2006 / 12:57 Uhr / aktualisiert: Freitag, 10. Feb 2006 / 13:34 Uhr

Beirut - Als eine Autobombe vor einem Jahr Libanons Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri in Beirut in den Tod riss, war das nicht einfach ein weiteres Attentat in der langen Serie unaufgeklärter politischer Morde des Landes. Diese Bombe löste ein Erdbeben aus, unter dessen Folgen die Region heute noch leidet.

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Gleichzeitig markiert der 14. Februar 2005 den Anfang vom Ende der syrischen Dominanz in Libanon. Umgehend verdächtigten viele Libanesen ihre Schutzmacht Syrien, die seit dem Bürgerkrieg (1975-1990) mit Truppen und Geheimagenten im Nachbarland für «Sicherheit» sorgte, sie habe den Mord an Hariri geplant oder doch zumindest nicht verhindert.

Abzug der Syrer

Zweieinhalb Monate nach dem Attentat beugten sich die Syrer schliesslich dem Druck anti-syrischer Proteste in Beirut, die von politischem Druck aus Paris und Washington begleitet wurden. Die letzten syrischen Truppen verliessen Ende April das Nachbarland - noch vor den Parlamentswahlen, bei denen Hariris Sohn Saad und seine Mitstreiter für die Zukunfts-Partei seines Vaters Sitze hinzugewinnen konnten.

Nur Indizien

Auch ein Jahr nach der Explosion ist nicht klar, wer an dem Komplott alles beteiligt war. Der Berliner Oberstaatsanwalt Detlef Mehlis, der den Fall im Auftrag der UNO untersuchte, förderte jedenfalls Indizien zu Tage, die eine syrische Verwicklung in die Tat nahe legen. Das UNO-Ermittlerteam, das den Mord aufklären soll, hat zudem mehrere Syrer auf der Liste der Verdächtigen. Und selbst den syrischen Präsidenten Baschar el Assad würden sie gerne verhören.

Assad unter Druck

Der sieht sich derweil Angriffen von allen Seiten ausgesetzt. Sein früherer Vizepräsident Abdul Halim Chaddam ruft aus dem Exil zum Sturz des Assad-Regimes auf. Die neue Regierung in Beirut unter Ministerpräsident Fuad Siniora macht Syrien für vieles verantwortlich, was in Libanon heute noch schief läuft. Und diejenigen Kräfte in Libanon, die die Syrer in den vergangenen Jahren nicht als Beschützer, sondern als Besatzer empfunden hatten, machen sie auch für die gesamte Attentatsserie der vergangenen 14 Monate verantwortlich, der vor allem syrien-kritische Politiker und Journalisten zum Opfer fielen.

«Kein wirkliches Problem»

Assad versucht unterdessen, zu retten, was zu retten ist. Er festigt seine Beziehungen zu Iran und kehrt, um die Unterstützung «der arabischen Strasse» zu gewinnen, den Nationalisten heraus. Gleichzeitig spielt er die Spannungen zum Nachbarland herunter und erklärt: «Es gibt nur einige wenige Gruppierungen in Libanon, die gegen Syrien stehen und es gibt kein wirkliches Problem zwischen beiden Staaten.»

Volle Rechte für Kurden

Syriens Führung bemüht sich auch im Inneren um Unterstützung. «Sie haben begriffen, dass sie jetzt nur noch das syrische Volk retten kann», kommentiert ein Regimekritiker die Freilassung Oppositioneller und die Ankündigung, dass alle syrischen Kurden ihre vollen Rechte als Staatsbürger erhalten sollen. Immer noch wird an der Aufklärung des Attentats gearbeitet. Mehlis hat sich zwar zum Jahresende aus dem Verfahren zurückgezogen. Doch auch sein Nachfolger, der Belgier Serge Brammertz, gilt als gründlicher Fahnder.

(Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa/sda)

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