Überarbeitet und ausgebaut

Liebermanns 'Medea' in Bern uraufgeführt

publiziert: Samstag, 2. Jun 2001 / 13:20 Uhr

Bern - Im September 1995 hatte der Schweizer Komponist Rolf Liebermann in der Staatsoper Hamburg seine Oper «Freispruch für Medea» herausgebracht. Am Freitag wurde eine überarbeitete Fassung in Bern uraufgeführt.

1999 starb Liebermann in Paris, aber zuvor hatte er seine «Medea»-Oper noch einer Überarbeitung unterzogen, hatte an den bestehenden zwei Akten Retuschen angebracht und den Schluss in einem neuen dritten Akt ausgebaut und damit plausibler gemacht. Diese neue dreiaktige Fassung unter dem vereinfachten Titel «Medea» gelangte nun am Stadttheater Bern zur Uraufführung.

Schnell und kurz

Es ist immer noch eine schnelle, kurze Oper. In eineinhalb intensiven Stunden erzählt Liebermann basierend auf dem Roman und Libretto von Ursula Haas die antike Tragödie der kolchischen Priesterin, der Hüterin des Goldenen Vlieses, die von Jason und den Argonauten überfallen wird, die dem Eroberer freiwillig folgt und in fremden griechischen Landen erniedrigt wird, bis sie aus Rache und Verzweiflung ihre Kinder tötet.

Liebermann hat das Orchester verkleinert, um sein Werk auch für durchschnittliche Theater aufführbar zu machen, die Charaktere pointierter herausgearbeitet und vor allem die Partie des Kreon, Jasons Geliebtem, aufgewertet. Der Schwerpunkt liegt damit wieder stärker bei der antiken Tragödie und seiner reichen Tradition als beim Emanzipationsdrama von Ursula Haas.

Die Musik ist geprägt von extremen Kontrasten: Harte Akzente und schnelle Figuren stehen entspannten Zwischenaktmusiken gegenüber. Die Singstimmen führt Liebermann oft in unwegsames Gelände, in extreme Lagen und grosse Sprünge, in irrlichternde Wechsel von schnellen Figuren und langen Tönen.

Orchester übertönt Sänger

Das Orchester mit viel Schlagwerk, signalhaft auftauchenden Blechbläsern und tiefem Holz ist meistens eine sehr präsente Konkurrenz für die Sänger. Dagegen kann auch der Dirigent Daniel Klajner nicht viel tun. Das komplexe Geschehen hatte er souverän im Griff, das Berner Sinfonieorchester hat in modernen Partituren allerdings auch schon eine bessere Figur gemacht. Noch nicht überall waren die Spieler mit den ausgeweiteten Ausdrucksbereichen dieser Tonsprache so richtig warm geworden.

Unter dem oft dicht besetzten Orchester litt logischerweise die Textverständlichkeit, wofür die Sänger wenig konnten. Einzig beim Bass von Scott Wilde in der Rolle des Jasons wünschte man sich mehr Durchschlagskraft in der Tiefe, der Countertenor Peter McCoy als Kreon und vor allem Joanna Porachova als Medea erfüllten die Anforderungen an ihre Rollen souverän.

Würfelnde Götter

Problematisch an der Berner Uraufführung war indessen vor allem die Inszenierung von Philippe Godefroid und Françoise Terrone. Phantastische Fantasy-Traumwelten mit sehenswerten Kostümen und einer in den Lichtwechseln glänzend schillernden Bühne entfernten das Geschehen vom Zuschauer, statt Identifikationen zu schaffen und den rituellen Charakter vieler Szenen zu unterstreichen.

Die möglichen Anspielungen auf die aktuelle Fremden- und Frauenfeindlichkeit liessen sie bleiben, sondern schufen ein Quartett gelangweilter olympischer Götter, die in guter antiker Manier die Geschicke der Sterblichen leiten. Alles ist ihr Würfelspiel. Damit aber nehmen sie der «Medea»-Tragödie viel von ihrer Kraft und Grösse.

Notiz: Weitere Vorstellungen: 11., 16., 19., 21., 23., 25., 27. Juni

(bb/sda)

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