Literatur-Nobelpreis erstmals an Chinesen

Dies gab die Schwedische Akademie in Stockholm am Donnerstag bekannt. Zur Begründung hiess es, der 60-Jährige habe «ein Werk von universaler Gültigkeit, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum» geschaffen und der chinesischen Romankunst und Dramatik damit neue Weg eröffnet.

Gao Xingjian lebt seit 1988 in Paris und ist französischer Staatsbürger geworden. Nach schriftstellerischen Anfängen in den 60- er Jahren musste er während der Kulturrevolution alle eigenen Arbeiten zerstören und wurde in «Erziehungslagern» interniert.

Seit 1979 konnte er in China und im Ausland veröffentlichen, wurde aber 1986 erneut mit Verboten belegt. 1989 trat er aus Protest gegen das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking aus der Kommunistischen Partei aus.

Gao Xingjians Romane, Theaterstücke und anderen künstlerischen Arbeiten werden der Avantgarde zugerechnet. Er selbst nennt als Vorbilder unter anderem die Dramatiker Bertolt Brecht und Samuel Beckett. In seinem Werk verbindet der Erzähler, Übersetzer, Dramatiker, Regisseur, Kritiker und Künstler Einflüsse des abendländischen Theaters und des chinesischen Volkstheaters. Als ein Hauptwerk gilt der Pilgerroman «Der Berg der Seele», in dem mehrere Hauptgestalten einander als Aspekte eines einzigen Ichs spiegeln.

Im vergangenen Jahr hatte die Schwedische Akademie den deutschen Autor Günter Grass mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Gao Xingjian erhält seinen Preis wie alle anderen Nobelpreisträger traditionsgemäss am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896) überreicht.

(sda)