Macht der HDTV-Bildschirm glücklich?

publiziert: Freitag, 28. Dez 2007 / 11:29 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 30. Dez 2007 / 13:03 Uhr

Zürich - Mit dem Start des hochaufgelösten Fernsehens HDTV am 3. Dezember in der Schweiz hat die grösste Revolution der Flimmerkiste seit über 50 Jahren begonnen. Das TV der Zukunft entfaltet seine Pracht aber nur auf neuen Bildschirmen.

Ein Flachbildschirm alleine macht das Bild nicht schärfer.
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Schon einmal schauten die Zuschauer in die Röhre: Verlockt von den Werbetrommeln der Unterhaltungselektronik zur Fussball-WM hatten viele im vergangenen Jahr einen Flachbildfernseher gekauft in der Hoffnung, die Stars gestochen scharf zu sehen.

Die Enttäuschung war gross: Auf den grossen neuen Bildschirmen erschienen die Spieler körnig. Der Ball hatte am Rande plötzlich Ecken und Kanten. Zudem waren gewisse LCD-TVs so langsam, dass ein schnell geschossener Ball mit einem Schweif wie ein Komet über den Bildschirm flitzte. «Aus einem schlechten Bildsignal kann auch der beste Fernseher kein gutes Bild machen», sagt ein TV-Verkäufer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Schuld an dem miserablen Eindruck war die seit Grossmutters Zeiten verwendete Technik, mit der Fernsehbilder gesendet werden.

Die so produzierten Bilder wurden nun einfach bei den neuen Flachbild-TVs auf eine viel grössere Fläche auseinandergezogen. Je gedehnter die Bilder, desto unschärfer flimmerten sie über die Mattscheibe.

Zerlegt und zerhackt

Bei der in Europa verwendeten Standard-Fernsehnorm besteht ein TV-Bild aus 576 horizontalen Bildzeilen zu je 720 Bildpunkten. Um Übertragungskapazitäten zu sparen, wird seit 1936 ein ganzes Bild in zwei Teile zerlegt und so gesendet.

< Dies geschieht mit dem Zeilensprungverfahren (engl. interlaced), bei dem zuerst die ungeraden Zeilen 1, 3, 5 ... übertragen werden und danach die geraden Zeilen 2, 4, 6 und so weiter. Dies ist dank der Trägheit des menschlichen Auges möglich. Aus 50 Halbbildern pro Sekunde formt das Gehirn 25 Vollbilder.

Bei Standbildern ist dieses Verfahren kein Problem. Nur wenn sich zwischen dem ersten und dem zweiten Halbbild etwas ändert, stimmen die beiden Halbbilder nicht mehr überein. Dann wirken Bewegungen abgehackt und unscharf.

Dies gilt nicht nur bei fliegenden Bällen, sondern auch bei Kameraschwenks, und strengt das Gehirn an. Zuschauer bekommen bei Halbbildern eher Kopfschmerzen als bei Vollbildern. Das Fernsehen wird nicht umsonst Flimmerkiste genannt.

Neue Bildschirme braucht das Land

Hier bringt das hochaufgelöste TV (HDTV) die grösste technische Neuerung seit der Einführung des Fernsehens in der Schweiz in den 1950er Jahren. Die Bildauflösung steigt bis auf das Fünffache, was einen massiven Gewinn an Schärfe und Farbtreue nach sich zieht. Details erscheinen, die vorher im Grauschleier verborgen blieben. Die Jahrzehnte alte Röhrentechnologie ist hierbei überfordert. Ein moderner Breitbildschirm daher nötig, um die neue HD-Pracht sichtbar zu machen.

Die Wahl des Geräts wird allerdings zur Qual. Bei jedem TV-Händler strahlen den Kaufwilligen Dutzende Breitbildfernseher an. Zudem stehen die Kunden vor einer Vielzahl von Logos, die durch den Technikdschungel helfen sollen. HD-ready oder Full HD? 720p oder 1080p? Plasma oder LCD? Da sagte der Käufer schnell ojemine.

Vorteil für HD Suisse

Die Mindestanforderung für ein HDTV-Gerät ist die Darstellung von 720 Zeilen mit je 1280 Pixeln im Breitbildmodus 16:9 (HD-ready). Die SRG hat sich beim anfangs Dezember gestarteten HD Suisse für dieses Format entschieden. Andere Sender wie Sat.1 und ProSieben, die bereits seit zwei Jahren HDTV übertragen, setzen indes auf das Format 1920x1080.

Das sieht auf den ersten Blick nach viel mehr Pixeln und besseren Bildern aus. Aber nur auf den ersten Blick. Denn HD Suisse übersträgt pro Sekunde 50 Vollbilder, während es bei Sat.1 und ProSieben nur 25 Bilder pro Sekunde sind. Unter dem Strich sendet HD Suisse nur 11 Prozent weniger Pixel pro Sekunde als die beiden deutschen TV-Stationen.

Diesen Vorteil verspielen Sat.1 und ProSieben bei bewegten Bildern wieder, aus denen ja das Fernsehen mehrheitlich besteht, urteilt Albrecht Gasteiner vom HDTV-Forum Schweiz. Denn die 50 Vollbilder von HD Suisse ergäben nicht nur eine flüssigere Darstellung von Bewegungen, sondern verhinderten auch Flimmern.

Besonders Zeitlupe und Standbilder würden enorm an Schärfe und Detailganauigkeit gewinnen. Hauptgrund für die Unterschiede sei, dass die 25 Vollbilder von Sat.1 und ProSieben in Halbbilder zerlegt ausgestrahlt würden - mit den oben beschriebenen Nachteilen.

Full-HD nicht überflüssig

Dennoch seien die von der Industrie stark beworbenen Full-HD-Bildschirme keineswegs überflüssig, sagt Gasteiner. Diese lohnen sich vor allem für Leute, die auf einem grossen Bildschirm Heimkino ab Blu-ray Disc oder HD DVD geniessen wollen.

Die höchste HDTV-Qualitätsstufe mit 50 Vollbildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 1920x1080 Pixeln gibt es derzeit noch nicht. Denn die Datenmenge ist so gewaltig, dass sie weder auf einer heutigen Disk aufgezeichnet noch übertragen werden kann. Es dürften noch einige Jahre vergehen, bis die Entwicklung so weit ist.

Zudem machen mehr Pixel nicht alleine glücklich. Entscheidend für die Bildqualität ist auch die in den Fernsehern eingebaute Elektronik. Auch die Empfangsgeräte fürs digitale TV-Signal (Satellit oder Kabelnetz) spielen eine Rolle.

(von Johannes Brinkmann/sda)

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