Appenzell - Begonnen hat er mit Postkarten, heute arbeitet Martin Noël (47) mit Holz, oft in sehr grossen Formaten. Das Museum Liner Appenzell zeigt Arbeiten Noëls aus den vergangenen zwölf Jahren, vorwiegend aus Holz.
Diabelli - Variationen (2000) von Martin Noël. Er schneidet in die farbige Oberfläche hinein, legt die Holzmaserung frei. Oder er entfernt ganze Farbflächen: Zurück bleibt die durch die Schnitte strukturierte nackte Holzfläche mit ihren Astlöchern.
Reduktion ist sein Ausdrucksmittel: Die Ausstellung beginnt mit weissen Tupfen auf dem Fenster der Eingangshalle. Konfetti nennt sie Noël. Die Konfetti in vielen bunten Farben finden sich auch auf Holzstöcken wieder, ausgeschnitten.
Museumsdirektor Peter Dering hat Noëls sehr reduzierte Bilder entsprechend sparsam gehängt - ausser in einem Raum mit vielen Kleinformaten - mit raffinierten Blickachsen und spannenden Durchblicken.
1998 sah Noël vom World Trade Center auf geborstene Platten hinunter - nach einem ersten Attentat, damals in der Tiefgarage des Centers. Mit Lederknieschonern und Papier versehen kauerte Noël auf dem Plaster und fuhr mit dem Stift den Linien der Brüche nach.
Entstanden ist eine Serie, aus der in Appenzell zwölf Werke gezeigt werden: mattgraue Holzplatten mit weissen Brüchen. Kein Relief hier: Die Brüche sind zugespachtelt.
Eine weitere Serie ist eine Hommage an den Künstler Otto Freundlich, dem Pionier der abstrakten Formensprache, der 1943 im Konzentrationslager Maidanek starb. Die unregelmässigen Rechtecke mit subtilen Reliefspuren erinnern an diesen bedeutenden Vertreter entarteter Kunst.
Die Ausstellung Martin Noël - Blau und andere Farben läuft bis zum 29. Juni.
(pt/sda)
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