Martin St. Louis: 'Little Big Man'

publiziert: Mittwoch, 9. Jun 2004 / 14:39 Uhr

Kennen Sie den weltberühmten Film 'Little Big Man', der Dustin Hofmann zum Hollywood-Superstar machte? Der Held des Streifens war ein kleiner, verkannter Mann, der sich mit Mut und Glaube an sich selbst im Leben durchsetzte. Genau so ist auch die Geschichte von Martin St. Louis, Stürmer des Stanley-Cup-Gewinners Tampa Bay Lightning.

Martin St. Louis.
Martin St. Louis.
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Vor zwei Jahren kannten nur die NHL-Insider den flinken und quirligen Spieler, der sich wie eine Kopie von "Theo Fleury" in der NHL verdingte und den Durchbruch suchte.

Gewiss, er war schnell und technisch versiert. Gewiss, er war kämpferisch einwandfrei, aber er ist kleingewachsen und wurde nie gedraftet. Heute aber ist er Stanleycup-Sieger, Topskorer der Regular Season 2003/04 und Topskorer der Playoffs 2004.

Martin St. Louis’ Geschichte liest sich wie ein Märchen von Cinderella: Einst verkannt und herumgeschoben von Team zu Team, nicht gedraftet und eine "Aschenputtel-Ausgabe der NHL", wurde der Franko-Kanadier wachgeküsst und wird nicht nur Topskorer der NHL-Playoffs 2004, sondern auch ins World Cup-Nationalteam Kanadas berufen! Was für eine Entwicklung.

Das verkannte Genie

Wer hätte gedacht, diesen sympathischen, wieselflinken, quirligen Rechtsaussen einmal in der NHL, geschweige denn an der Spitze der Skorer dieser Eliteliga zu sehen? Damit hat Martin St. Louis als punktbester Spieler zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall schon einmal die "Art Ross Trophy" gewonnen.

Aber der Reihe nach: Am 18. Juni 1975 wurde "Klein-Martin" das erste Mal aktenkundig – im Krankenhaus von Laval in der kanadischen Provinz Quebec vor den Toren Montreals.

Wie wir mittlerweile alle wissen, werden die Kinder in dieser Gegend mit Schlittschuhen an den Füssen, Schlägern in der Hand und Pucks neben dem Bett geboren, doch anfangs konnte sich St. Louis Junior nicht entscheiden, ob Football oder Eishockey sein weiteres Leben bestimmen sollte.

Glücklicherweise entschied er sich für das schnelle Spiel auf dem Eis. Seine etwas zu geringe Körpergrösse – 1,73 cm sind in der NHL kein Gardemass – verhinderte, dass er von den Vereinen gedraftet wurde.

Tore und Vorlagen

Während seiner Zeit auf dem College in Vermont jagte er für das dortige Team in der Eastern College Athletic Conference dem Puck hinterher und bestach in seinen 138 Spielen mit 91 Toren und 176 Vorlagen.

Dabei führte er in allen 4 Spieljahren die Skorerliste seines Klubs an. Ihm fehlten am Ende nur vier Punkte, um einen neuen ECAC Rekord aufzustellen.

Daraufhin wagte er 22-jährig 1997 den Schritt Richtung Profiliga. Er unterzeichnete einen Vertrag bei den Cleveland Lumberjacks aus der IHL (International Hockey League), absolvierte dort 56 Partien, in denen er sich für 50 Punkte {16 T, 34 V} verantwortlich zeigte.

Am 19. Februar 98 verpflichtete er sich in Calgary, spielte aber den Rest der Saison im American Hockey League Farmteam Saint John Flames und scheiterte erst im Finale um den Calder-Cup an den Philadelphia Phantoms. Seine guten Play–Off-Leistungen im Farmteam (20 Sp. 5 T.; 15 V.) liessen ihn die nächste Saison in der Oberklasse – der NHL – beginnen.

Sein erstes NHL–Spiel machte der damals 23-Jährige am 9. September 1998 gegen den Marco Sturm Klub San Jose. Sein erstes Tor gelingt ihm gegen Roman Turek (bei den Dallas Stars) am 20 Oktober 1998. Drei Tage später durfte er seinen ersten Assist in Nashville bejubeln.

Zurück ins Farm-Team

Nach 13 Spielen NHL Erfahrung muss er zurück auf die Farm und bleibt dort auch die ersten 17 Spiele (26 Pkte bei 15 Toren) des kommenden Jahres. Seine guten Leistungen liessen seine Flamme in Calgary aber wieder aufleuchten.

Er verbuchte in den verbleibenden 56 Partien 3 Tore und 15 Vorlagen. Doch nun suchte er ein anderes Betätigungsfeld und fand dies im sonnigen Süden bei den Tampa Bay Lightnings. Am 31. Juli 2000 setzte er seinen Namen unter einen Vertrag, den beide Seiten bis zum heutigen Tag nicht bereut haben.

Sein 100. Tor für Tampa schoss er schon im Februar im 2004 gegen die Philadelphia Flyers in die Maschen. Sein zweiter Assist am 29. März gegen Ottawa bedeutete für ihn die 150. Vorlage seiner Karriere. Dass er auch Defensivqualitäten besitzt, beweist ein Blick auf seine +/- Wertung.

Auch diese Kategorie führte er ligaweit nach der Regular Season mit + 35 an. In den Playoffs schraubte er diesen Wert noch höher! In 26 Matches bekam der NHL Topskorer mindestens zwei Punkte gutgeschrieben – in keinem dieser Spiele blieben die Lightnings punktlos.

Im Durchschnitt ein Drittel auf dem Eis

Sie gewannen 23 Mal, trennten sich in drei Partien nach 60 Minuten unentschieden und verlor zwei in der Verlängerung. St. Louis war nach Wayne Gretzky (Dez.`86 + Jan`87) erst der zweite Spieler der in zwei aufeinanderfolgenden Monaten (Jan. + Feb. 04) zum besten Stürmer gekürt wurde.

Im Durchschnitt stand er in dieser Saison so lange auf dem Eis wie noch nie: 20:34 Min. - das erhöht seinen gesamten Schnitt auf 17:38 Min./Spiel. Die Fans honorierten seine Leistungen schon zur Hälfte der abgelaufenen Spielzeit indem sie ihn zum ersten Mal in das All-Star-Team der "Eastern Conference" wählten.

Genauer gesagt bekam er 79 707 Stimmen, welche ihn auf den 2. Platz unter den Aussenstürmern katapultierte und ihn somit in die Startreihe des vielbeachteten All-Star-Games 2004 in Minneapolis hievte.

"Art Ross Trophy" als Krönung

Seine tollen Vorstellungen auf dem Eis fördern und fordern auch noch eine andere Seite des Kufencracks Martin St. Louis: man erwartet von ihm Führungsqualitäten! Und dieser Herausforderung stellt sich der Gewinner der diesjährigen "Art Ross Trophy".

Nach dem Serienausgleich der ersten Runde gegen die NY Islanders wurde er besonders laut in der Kabine und erzielte direkt zwei Tore zum 3:0 Sieg im 3. Spiel, mit dem der Heimvorteil wieder nach Tampa zurückgeholt wurde. Der Schlittschuhkünstler kann nicht nur mit Worten argumentieren, er lässt auch Taten folgen.

Eishockey.ch- Scouting Report Martin St. Louis

JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren Notenschlüssel.

7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4= NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1= NLA-unwürdig

Technik/Skating: 7
Mentale Stärke: 6
Physis: 5
Kondition: 7
Disziplin: 6
Taktisches Verständnis: 5
Schusstechnik: 6
Killer Instinkt: 6
Belastbarkeit: 6
Zukunftsaussichten: 6

Total: Note 6

(Von Joel Wüthrich und Ivo Jaschick/eishockey.ch)

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