«Massenturbulenz»

Massenpanik nicht schuld an Loveparade-Katastrophe in Duisburg

publiziert: Montag, 25. Jun 2012 / 16:08 Uhr
Vor den Eingängen zum Gelände - das maximal für 250'000 Besucher ausgelegt war - und auf der Zugangsrampe kam es zum Gedränge.
Vor den Eingängen zum Gelände - das maximal für 250'000 Besucher ausgelegt war - und auf der Zugangsrampe kam es zum Gedränge.

Zürich - Soziophysiker der ETH Zürich haben untersucht, warum die Loveparade in Duisburg vor zwei Jahren in einer Katastrophe endete. Sie kommen zum Schluss, dass die Tragödie entgegen einer weitverbreiteten Vermutung nicht auf eine Massenpanik zurückgeht.

8 Meldungen im Zusammenhang
Am 24. Juli 2010 endete eine fröhliche Loveparade in Duisburg in einer Katastrophe: Vor den Eingängen zum Gelände - das maximal für 250'000 Besucher ausgelegt war - und auf der Zugangsrampe kam es zum Gedränge. 21 Menschen sind darin umgekommen, über 500 wurden verletzt.

Dirk Helbing, Professor für Soziologie an der ETH Zürich, und sein Kollege Pratik Mukerji haben die Ursachen unabhängig von der Strafverfolgungsbehörde untersucht. Dazu werteten sie frei zugängliches Datenmaterial aus, insbesondere auf der Internet-Plattform Youtube veröffentlichte Amateurvideos von Augenzeugen.

«In den Filmen sieht man, dass die Ursache der Katastrophe keine 'wild gewordene' Menschenmenge war», sagt Helbing, der die Resultate nun im Fachblatt «EPJ Data Science» veröffentlicht, am Montag in einer Mitteilung der ETH Zürich. Das Verhalten der Besucher sei überwiegend kontrolliert und nicht von Panik getrieben gewesen.

Beben in der Menschenmasse

Laut Helbing sei schlicht die Dichte der Besucher im Eingangsbereich des Festivalgeländes zu gross gewesen. Wenn Menschen zu eng beieinander stehen, werden alle Bewegungen durch die ganze Menge übertragen. Stolpert jemand, kann es zum Dominoeffekt kommen: Menschen fallen übereinander und bekommen folglich oft nicht genug Luft.

Der Wissenschaftler nennt dies «Massenturbulenz» oder «Massenbeben». «In den Videos sieht man, dass der ganze untere Bereich der Eingangsrampe zum Festivalgelände davon betroffen war», sagt er.

Die verbreitete Vorstellung solcher Katastrophen sei, dass die Menschenmenge aus irgendeinem Grund in Panik gerät und in eine Richtung drängt, wobei Leute zerquetscht werden, sagt Helbing. Solche Fälle von Massenpanik seien aber sehr selten. «Die Ursache der meisten Katastrophen mit Menschenmassen sind in der Physik zu suchen und nicht in der Psychologie.»

(knob/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Dschungelbuch Rechtliche Normen werden seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 immer offensichtlicher verletzt. Der Rechtsstaat ist im Zuge ... mehr lesen
«Hier steht eine Todesfalle»: Der Unglückstunnel in Duisburg ein Monat nach der fatalen Loveparade.
Die Loveparade-Katastrophe forderte 21 Tote und über 500 Verletzte
Duisburg - Vier Jahre nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg rollt eine Klagewelle auf die mutmasslichen Verantwortlichen zu. Eine Anwältin brachte am Freitag die ersten von rund 30 ... mehr lesen
Duisburg - Die Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten wird zum Fall für die Richter. Rund dreieinhalb Jahre nach dem Unglück hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen mutmassliche Verantwortliche erhoben. mehr lesen 
Adolf Sauerland hatte sich lange gewehrt, Verantwortung für das Unglück zu übernehmen.
Duisburg - Anderthalb Jahre nach der Katastrophe bei der Loveparade haben die Duisburger am Sonntag Oberbürgermeister Adolf Sauerland abgewählt. Knapp 130'000 Bürger hätten ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Duisburg - Ein Jahr nach der Loveparade-Massenpanik in Duisburg haben sich mehrere tausend Menschen in einer bewegenden Gedenkfeier an die 21 Toten erinnert. Angehörige der Opfer erhoben schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen. mehr lesen 
Düsseldorf - Auch rund ein Jahr nach der Loveparade-Katastrophe sieht der umstrittene Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland weiter keinen Grund, zurückzutreten. Sauerland will nur bei nachgewiesenen Fehlern sein Amt abgeben. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Francesco Schettino: Weil er das Schiff verliess, wurde er als  «Käptain Feigling» verspottet.
Francesco Schettino: Weil er das Schiff ...
Schiffsunglück  Florenz - Kapitän Francesco Schettino ist mehr als vier Jahre nach der Havarie der «Costa Concordia» auch in zweiter Instanz zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Das Berufungsgericht in Florenz bestätigte damit das Urteil aus erster Instanz. mehr lesen 
Heute Nachmittag ist es auf der Autobahn A14 in Ebikon zu einem Unfall zwischen einem Lastwagen und einem Auto gekommen. Der Lastwagen ... mehr lesen  
Durch den Unfall entstanden an den Fahrzeugen, an der Strasseneinrichtung und am Radargerät ein Sachschaden von über 100'000 Franken.
Die Wege mancher Autofahrer sind unergründlich.
Am Dienstag, 31. Mai 2016, kurz vor 08.30 Uhr, ereignete sich im Bereich der Unterführung Rothausstrasse in Muttenz BL eine Frontalkollision zwischen zwei ... mehr lesen  
Beim Kiesabladen in Gretzenbach SO  Gretzenbach SO - Beim Abladen von Kies ist am Dienstag ein Lastwagen in Gretzenbach SO auf die Seite gekippt. Der Chauffeur zog sich ... mehr lesen  
Nach einer medizinischen Erstversorgung durch die Ambulanz wurde er mit dem Helikopter in ein Spital geflogen.
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=19&col=COL_2_1
Titel Forum Teaser
  • paparazzaphotography aus Muttenz 1
    Foto Sanatorio Liebes news.ch Team, es ist für mich eine Ehre dass sie mein Foto des ... Di, 03.01.17 22:12
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Motor hinten oder vorne war dem Tram in Basel völlig egal! Ob ein Auto über- oder untersteuert, ist nicht von der Lage des Motors ... Mi, 01.06.16 10:54
  • Mashiach aus Basel 57
    Wo bleibt das gute Beispiel? Anstatt sichere, ÜBERSTEUERNDE Heckmotorwagen zu fahren, fahren sie ... Mo, 30.05.16 11:56
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Zugang "Das sunnitische Saudi-Arabien, das auch im Jemen-Konflikt verstrickt ... So, 29.05.16 22:06
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Pink Phanter-Bande? Am 25. 7. 2013 hat eine Befreiung von Pink Panther-Mitglied Milan ... So, 29.05.16 15:38
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wir sind ja alle so anders als diese "Flüchtlinge". Warum sind auch nicht alle so edel, wie ... Sa, 28.05.16 20:25
Unglücksfälle Zorn über Tötung von Gorilla in US-Zoo Cincinnati - Die Tötung eines Gorillas im Zoo der ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 5°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 8°C 18°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 4°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 5°C 16°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten