Massimo Busacca: Der schnellste WM-Ref

publiziert: Dienstag, 30. Mai 2006 / 00:01 Uhr

Für den 37-jährigen Tessiner Massimo Busacca ist ein Bubentraum in Erfüllung gegangen. Der Geschäftsführer einer Cafeteria aus Monte Carasso bildet mit seinen Assistenten Francesco Buragina (Wohlen) und Matthias Arnet (Wetzikon ZH) eines von insgesamt 21 WM-Schiedsrichter-Trios.

«Der Schiedsrichter muss eine Linie haben, strikt und korrekt handeln.»
«Der Schiedsrichter muss eine Linie haben, strikt und korrekt handeln.»
Busaccas Selektion nach den verschärften Richtlinien der FIFA überrascht nicht. Seit über einem Jahr bereitete er sich mit seinen Assistenten gezielt auf die WM-Endrunde vor.

Er leitete mit Bravour die WM-Barrage zwischen Norwegen und Tschechien (0:1), die WM-Qualifikationsspiele Nordirland - England (1:0) oder Serbien-Montenegro - Spanien (0:0) und auch das brisante WM-Entscheidungsspiel der Asien-Zone zwischen Usbekistan und Bahrain (1:1).

Er bestand alle theoretischen und praktischen Leistungstests problemlos und fiel durch Fachkompetenz, Sachlichkeit, Sprachkenntnisse (fünfsprachig), Entscheidungsfreudigkeit, Ruhe und besonders durch seine Laufwerte auf.

Mentale Bereitschaft und Ruhe

«Massimo Busacca war bei unseren Sprinttests der Beste», sagte Andreas Werz, der FIFA-Media-Officer für die Schiedsrichter in deren WM-Camp in Frankfurt/Neu-Isenburg. «Keiner war so spritzig, schnell und ausdauernd wie Busacca.»

Die Bestwerte des Tessiners kommen nicht von ungefähr. «Ich laufe jeden Tag mindestens eine Stunde», sagt Busacca, der sich als ambitionierten Schiedsrichter und Sportler bezeichnet und kein Diktator mit der Pfeife sein will.

«Meine Bestzeit über 800 m betrug einst 2:02 Minuten. Jetzt bin ich mit dem Alter etwas langsamer geworden. Der Fussball hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Er ist athletischer, schneller und intensiver geworden. Diesem hohen Level müssen sich auch die Schiedsrichter anpassen. Wichtig sind dabei auch die Ruhephasen und mentale Vorbereitung.»

Überzeugter Halbprofi

Massimo Busacca hat das Glück, dass er seine Arbeitszeit als Geschäftsführer in Bellinzona selbst einteilen und bestimmen kann. «Ich bin derzeit Halbprofi. Letztes Jahr war ich mehr als drei Monate unterwegs und im Einsatz. Wie ein Spieler braucht auch der Schiedsrichter Regenerationsphasen, um neue Kräfte zu sammeln.»

Plädiert also Busacca wie FIFA-Präsident Joseph S. Blatter für Profi-Schiedsrichter? Busacca (vorsichtig): «Ich halte das Halbprofitum für die beste Lösung. Entscheidend sind die mentale und physische Bereitschaft, muss ein Schiedsrichter doch pro Match mindestens zehn Kilometer laufen und zahlreiche Sprints zurücklegen. Er ist ständig in einer Stop-and-go-Bewegung. Zudem muss er sich total konzentrieren können.»

«Ich bin kein Superman»

Bescheidenheit und natürliche Autorität zeichnen Busacca weiter aus. «Ich bin kein Superman und mache auch Fehler. Als Schiedsrichter muss ich auch Fehler akzeptieren, die ich anhand von TV-Bildern und bei Analysen nach dem Match erkenne. Da braucht es auch Grösse, hinzustehen und Fehler einzugestehen. Ich habe mich auch schon bei Spielern auf dem Rasen für Fehler entschuldigt.»

Als ehemaliger Fussballer in unteren Ligen (Bellinzona, Gorduno) weiss Busacca, was Spieler von einem guten Spielleiter verlangen. «Der Schiedsrichter ist wie die Spieler ein Teamplayer. Er muss eine Linie haben, strikt und korrekt handeln.»

«Eine rasche Auffassungsgabe und Umsetzung ist von grossem Vorteil. Häufig spreche ich auch mit den Spielern und erkläre meine Entscheide. Wenn die Spieler spüren, dass der Schiedsrichter Spielverständnis hat, wird er akzeptiert.»

Zwiegespräch mit Gott

Massimo Busacca ist ein sehr gläubiger Katholik. Vor jedem Spiel bekreuzigt er sich. «Ich führe oft mit Gott Gespräche. Ich bitte ihn um Hilfe, damit ich am richtigen Ort stehe und richtig entscheide. Als Schiedsrichter bin ich ein Helfer, ein Diener für ein Spiel. Jeder Mensch hat aber seine Limiten. Damit ich diese erfüllen kann, brauche ich Beistand. Da hilft mir oft eine höhere Macht.»

Im Mittelpunkt zu stehen oder Geldgier sind keineswegs Busaccas Motivation. «Ich war 20-jährig und fussballverrückt, aber nicht sehr begabt, als ich angefragt wurde, ob ich Schiedsrichter werden möchte. Ich sagte zu, weil ich gerne sportlich aktiv bin, gerne Verantwortung übernehme und Entscheidungen fälle. Und ich wusste stets, wie das Spiel funktioniert.»

(von Peter Wyrsch/Si)

 
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