Paranoia und Depression bei Medienentzug

Mediensucht unter Studenten weltweit verbreitet

publiziert: Donnerstag, 14. Apr 2011 / 09:08 Uhr
Mediensucht: Entzugssymptome bis hin zu Paranoia und Angst treten auf.
Mediensucht: Entzugssymptome bis hin zu Paranoia und Angst treten auf.

College Park/Hamm/München - Die meisten Studenten sind süchtig nach Medien, egal in welchem Land sie leben. Das ergab eine Studie der Salzburg Academy on Media & Global Change der Universität Maryland. 1.000 Studierende aus zehn Ländern verzichteten 24 Stunden lang auf Handy, Laptop, Fernsehen und mp3-Player und schrieben ihre Erfahrungen nieder.

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«Wir waren überrascht, dass trotz Unterschieden in Kulturen, Wirtschaftslage und politischen Systemen die Folgen des Medienentzugs überall dieselben sind», berichtet Studienleiterin Susan D. Moeller.

Langeweile bis Verfolgungswahn

Konkret fühlten sich die Studenten ohne Medien verärgert, ängstlich, unsicher, nervös, durchgedreht, einsam, unfrei oder deprimiert bis paranoid. Ob sie dabei aus Argentinien, Chile, China, England, Hongkong, Libanon, Mexiko, der Slowakei, Uganda oder den USA stammten, spielte dabei keine Rolle. Viele waren gelangweilt und hatten Probleme damit, leere Stunden anderwärtig zu füllen. Nur wenige berichteten von positiven Effekten der Online-Abstinenz wie bessere Selbstreflexion, höhere Qualität direkter Begegnungen bis hin zu Rückbesinnen auf einfache Vergnügungen.

Deutlich wurde vor allem, welche Rolle die einzelnen Medienformate für die junge Generation spielen. «Medien werden als Erweiterung des Ichs empfunden, ohne der man glaubt, einen Teil von sich verloren zu haben», so Moeller. Die Verbindung mit Medien rund um die Uhr ist Studenten wichtig, besonders um Freundschaften aufzubauen und zu verwalten. So könne es sich heute kein Jugendlicher mit Wunsch nach Sozialleben leisten, nicht auf Facebook aktiv zu sein. Für viele ersetzen virtuelle Kontakte teils die realen, und die Beziehung zu den Medien gilt oft als eine der engsten «Freundschaften».

Eigene Mediennutzung überprüfen

Armin Koeppe von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen sieht den Sucht-Begriff bei Medien in erster Linie bei Onlinespiel-, Onlinesex- und Onlinewettsüchtigen angebracht, während bei der Alltagsnutzung Abhängigkeiten schwer zu beurteilen seien. «Immerhin sind selbst Studenten im Urlaub froh darüber, nicht immer erreichbar zu sein», so der Suchtforscher gegenüber pressetext. Sinnvoll sei es jedoch allemal, regelmässig die eigene Beziehung zu Medien durch bewussten Verzicht zu überprüfen, ähnlich wie bei Süssigkeiten in der Fastenzeit.

Weit eindringlicher beschreibt Christoph Hirte vom Verein «Aktiv gegen Mediensucht» im pressetext-Interview das Problem. «Der Missbrauch elektronischer Medien ist längst zum Flächenbrand und zur Volkskrankheit einer ganzen Generation geworden. Er raubt die Konzentration für alles Übrige, verschlechtert Schreib- und Redekompetenzen und lässt nachweislich bei jedem Dritten die Arbeitsleistung sinken.» Aufgrund wirtschaftlicher Interessen verdränge die Gesellschaft das Problem, auch wenn jede Familie betroffen sei, so der Münchner Experte für Onlinesucht-Selbsthilfe.

(dyn/pte)

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