Medwedew und Putin: Duo der Ungewissheit

publiziert: Samstag, 1. Mrz 2008 / 16:30 Uhr / aktualisiert: Samstag, 1. Mrz 2008 / 17:30 Uhr

Moskau - Zwei Köpfe an der Spitze Russlands sind besser als einer: So lautet die einfache Botschaft der Wahlkampfstrategen des Kreml, die dem russischen Präsidentschaftskandidaten Dmitri Medwedew am Sonntag den Sieg bringen soll.

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Im Zuge der wohl gesteuerten Kampagne, deren Erfolg niemand bezweifelt, hat der 42-jährige Vize-Regierungschef inzwischen immer mehr Ähnlichkeit mit seinem Ziehvater Wladimir Putin entwickelt. Dieser wird nach der Wahl zum Ministerpräsidenten ernannt, das scheint eine ausgemachte Sache zu sein.

Ob jedoch ein solches Tandem an der Spitze des Landes wirklich erfolgreich sein wird oder ob Medwedew nicht Stück für Stück seine neue Macht ausspielen wird - darüber wird in Moskau derzeit viel spekuliert. «Das Hauptziel der Wahlkampagne ist es zu zeigen, dass Medwedew Putins volles Vertrauen hat und er das bewahren wird, was Putin aufgebaut hat», sagt der Politikexperte Nikolai Petrow vom Moskauer Büro des Carnegie Centre. «Medwedew wiederholt und untermauert nur das, was Putin sagt.»

Putins Glanz auf Medwedew übertragen

So wurde kürzlich ein riesiges Poster gegenüber dem Kreml aufgehängt, auf dem die beiden mit dem schmissigen Slogan «Gemeinsam werden wir es schaffen» abgebildet sind. Die Wahlkampfmanager versuchen derzeit täglich, noch ein bisschen mehr von der in Russland ungebrochenen Magie Putins auf den doch etwas farblosen Medwedew zu übertragen.

Mittlerweile benutzt Medwedew einige Versatzstücke aus Putins Reden und ahmt sogar dessen vorsichtige Körpersprache nach. «Es ist ein bewusster Versuch, der Bevölkerung zu zeigen, dass die beiden ein und derselbe sind», sagt Andrej Kolesnikow, ein altgedienter Kreml-Korrespondent, der die beiden Politiker in den vergangenen Wochen oft begleitet hat.

Zwei russische Führer als Novum

Doch was die Wahlkampf-Manager natürlich verschweigen, sind die Probleme, die bei einem Moskauer Macht-Tandem Medwedew-Putin auftreten können. «Sie wollen einen doppelten Führer, ein römisches Duumvirat, aber es nicht klar, wie effektiv ein solches in Russland sein wird», sagt der politische Kommentator Georgi Bowt.

In Russland habe es bisher immer nur einen Führer gegeben, also einen Zar oder einen Generalsekretär in der Sowjetunion oder eben einen Präsidenten. Gemäss der russischen Verfassung könnte Medwedew, sollte er die Wahl gewinnen und Putin zum Ministerpräsidenten ernennen, diesen auch wieder feuern.

Putin betont Macht des Ministerpräsidenten

In der Vergangenheit galt der Ministerpräsident in Russland als der oberste Bürokrat des Landes und diente dem machtvollen Präsidenten oft als bequemer Sündenbock. Kaum denkbar, dass Putin in diese Rolle rutschen könnte.

Bei seiner letzten Jahrespressekonferenz Mitte Februar betonte der scheidende Staatschef, die Kompetenzen eines Ministerpräsidenten seien «sehr gross». Während der Präsident der Garant für die Verfassung sei und in Innen- und Aussenpolitik die Richtung vorgebe, habe die vom Ministerpräsidenten geführte Regierung die höchste Exekutivgewalt. Wie auch immer sich das Tandem in Moskau arrangiert - der Politikexperte Petrow erwartet nach den Wahlen zunächst einen relativ schwachen und unerfahrenen Präsidenten Medwedew: «In dieser Zeit wird Putin der Regent sein.»

(Von Conor Humphries, AFP/sda)

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