Michael Schumacher gewinnt Skandalrennen

publiziert: Sonntag, 19. Jun 2005 / 22:02 Uhr

Der Grand Prix der USA ist zu einem der skandalösesten Sportevents verkommen. Die sieben mit Michelin-Reifen ausgerüsteten Teams verzichteten aus Sicherheitsgründen auf den Start, so dass nur sechs Fahrer das Rennen aufnahmen.

Die Michelin Teams beenden das Rennen und fahren in die Boxengasse.
Die Michelin Teams beenden das Rennen und fahren in die Boxengasse.
14 Meldungen im Zusammenhang
Die Fahrer von Sauber-Petronas, McLaren-Mercedes, Renault, BMW-Williams, BAR-Honda, Toyota und Red Bull-Cosworth nahmen wohl ihren Platz in der Startaufstellung ein, kehrten aber nach der Installationsrunde wieder in die Boxen zurück.

Damit zeigte sich ein unglaubliches Bild: Die neunte Saisonprüfung wurde mit je zwei Ferrari, Jordan und Minardi aufgenommen, deren Autos allesamt auf Bridgestone-Pneus rollen. Sechs Wagen am Start zu einem Grand Prix - das hat es in der 1950 gestarteten Formel-1-WM noch nie gegeben.

Weisungen von Michelin

"Uns blieb nach den Weisungen von Michelin nichts anderes übrig. Wir durften mit diesen Reifen nicht fahren. Es war unmöglich, dieses Risiko einzugehen", sagte der verärgerte Peter Sauber. "Für den Sport ist das eine einzige Katastrophe."

Gemäss Felipe Massa haben sich die "Michelin-Teams" ganz einfach an die Vorgaben gehalten. "Der Entscheid war unter diesen Umständen richtig. Es bringt doch nichts, wenn nach einem Rennen mehrere Fahrer im Spital liegen." Ron Dennis, Teamchef von McLaren-Mercedes, sprach von einem "schlechten Tag für die Formel 1. Das Problem wäre einfach zu lösen gewesen."

Schikane

Die Partnerteams von Michelin hätten das Rennen nur bestritten, wenn vor der erhöhten Kurve vor Start und Ziel eine Schikane zur Reduzierung der Geschwindigkeit eingebaut worden wäre.

An jener Stelle werden Spitzentempi von über 300 Stundenkilometern gemessen - ein Wert, dem die Pneus aus Clermont-Ferrand nach Einschätzung von Michelin in der vorgesehenen Konfiguration über die gesamte Renndistanz nicht standgehalten hätten.

Reifenschäden

Am Ursprung des unsäglichen Theater standen die Reifenschäden an den Toyota im freien Training am Freitag, die zu Unfällen von Ralf Schumacher und Ricardo Zonta geführt hatten.

Michelin vermochte den Grund für die Havarien nicht zu eruieren und sorgte damit ungewollt dafür, dass der Sport in den Hintergrund rückte. Fortan regierten Diskussionen und Vorschläge im Sinne der Sicherheit das Geschehen auf dem Motor Speedway in Indianapolis.

Vorschläge abgewiesen

Mit den Vorschlägen stiess Michelin bei der FIA durchwegs auf taube Ohren. Vorerst hatten die Franzosen in Betracht gezogen, neue, den Anforderungen genügende Reifen aus dem Werk in Clermont- Ferrand einfliegen zu lassen. Der Weltverband wies die Absicht mit der Begründung zurück, dass das Reglement Reifenwechsel zwischen Qualifying und Rennen nicht zulasse.

Eine Disqualifikation wäre in diesem Fall nicht zu erwarten gewesen. Allerdings hätte es gemäss Charlie Whiting, dem ständigen Renndirektor der FIA, eine Strafe abgesetzt, "die hoch genug gewesen wäre, damit in Zukunft nie mehr ein Team in Versuchung kommen würde, einen Reifen nur für das Qualifikationstraining einzusetzen".

Am Renntag eskalierte die Situation vollends. Michelin unternahm mit dem Vorschlag an die FIA, vor der Steilkurve eine Schikane einzubauen, einen letzten Versuch, den Grand Prix zu retten. Mit Ausnahme von Ferrari hatten sich alle Teams damit einverstanden erklärt -- und neben den Weltmeistern aus Maranello stellte sich auch der Verband ein weiteres Mal quer.

Ungefährdete Ferraris

Unter den gegebenen Umständen blieb das Ferrari-Duo natürlich ungefährdet. Michael Schumacher kam zu seinem 84. Grand-Prix-Sieg, dem ersten in dieser Saison, und Rubens Barrichello machte den Doppelerfolg für die "Roten" perfekt.

Von den "Hinterbänklern" schnitt Tiago Monteiro im Jordan am besten ab. Der in diesem Jahr in die Formel 1 eingestiegene Portugiese wurde Dritter vor seinem Teamkollegen Narain Karthikeyan sowie Christijan Albers und Patrick Friesacher in den Minardi.

Resultate
1. Michael Schumacher (De), Ferrari. 2. Rubens Barrichello (Br), Ferrari, 1,5 Sekunden zurück. 3. eine Runde zurück: Tiago Monteiro (Por), Jordan-Toyota. 4. Narain Karthikeyan (Ind), Jordan-Toyota. 5. zwei Runden zurück: Christijan Albers (Ho), Minardi-Cosworth. 6. Patrick Friesacher (Ö), Minardi-Cosworth.

WM-Stand (9/19)
Fahrer: 1. Alonso 59. 2. Räikkönen 37. 3. Michael Schumacher 34. 4. Barrichello 29. 5. Trulli 27. 6. Hiedfeld 25. 7. Webber 22. 8. Ralf Schumacher 20. 9. Fisichella 17. 10. Coulthard 17. 11. Montoya 16. 12. Massa 7. 13. Monteiro 6. 14. Wurz 6. 15. Villeneuve 5. 16. Karthikeyan 5. 17. Albers 4. 18. De la Rosa 4. 19. Klien 4. 20. Friesacher 3. 21. Liuzzi. 22. Button 0. 23. Sato 0.

Teams: 1. Renault 76. 2. Ferrari 63. 3. McLaren-Mercedes 63. 4. BMW-Williams 47. 5. Toyota 47. 6. Red Bull-Cosworth 22. 7. Sauber-Petronas 12. 8. Jordan-Toyota 11. 9. Minardi-Cosworth 7. 10. BAR-Honda 0.

(bert/Si)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Michelin muss schon wieder eine ... mehr lesen
Michelin warnte seine Partnerteams schon vor dem Rennen.
Der Streit um das Skandalrennen in Indianapolis scheint beendet. mehr lesen 
Obwohl die Formel-1-Saison bisher ... mehr lesen
Ans Aufgeben habe Michael Schumacher noch nicht gedacht.
Max Mosley könne sich sogar einen Ausschluss von Michelin aus der Formel 1 vorstellen.
Das zur Farce verkommene ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Der Termin war anscheinend zu kurzfristig angesetzt. Der Weltrat der FIA hat den Entscheid über eine mögliche Bestrafung der sieben "Michelin-Teams" für den Startverzicht in Indianapolis vertagt. mehr lesen 
Reifenhersteller Michelin will die ... mehr lesen
Michelin will den enttäuschten Fans Geld und Tickets schenken.
Die Pneus hätten den Anforderungen nicht entsprochen.
Michelin hat am Montag ... mehr lesen
Der Internationale Verband FIA hat ... mehr lesen
Michelin hat den grössten Imageschaden zu verkraften - wurde aber noch nicht angehört.
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone: "Michelin war dumm."
Nach dem Skandalrennen von ... mehr lesen
Sauber sowie die sechs weiteren ... mehr lesen
Die Michelin-Teams beenden das Rennen bevor es angefangen hat.
Die Reaktionen auf den Grand Prix der USA in Indianapolis fielen in vielen europäischen und amerikanischen Zeitungen heftig aus. mehr lesen 
Der GP der USA wurde endgütlig zur Farce. Die Fahrer der sieben mit Michelin-Reifen ausgerüsteten Teams nahmen wohl ihren Platz in der Startaufstellung ein, kehrten nach der Installationsrunde aber wieder in die Boxen zurück. mehr lesen 
Jarno Trulli startet morgen trotz Reifen-Sorgen aus der Pole. (Bild: Archiv)
Die Sauber-Fahrer Felipe Massa und ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Mit der Pole-Position schuf sich Ricciardo die perfekte Ausgangslage, um auch das Rennen am Sonntag als Erster zu beenden.
Mit der Pole-Position schuf sich Ricciardo die perfekte Ausgangslage, um ...
Grand Prix von Monaco  Daniel Ricciardo sichert sich für den Grand Prix von Monaco die Pole-Position. Der Australier steht in der Formel 1 zum ersten Mal auf dem besten Startplatz. mehr lesen 
Zu wenig Testfahrer  Das Formel-1-Team Sauber verzichtet ... mehr lesen
Marcus Ericsson im Sauber.
Grand Prix von China  Nico Rosberg kommt seinem ersten WM-Titel einen weiteren grossen Schritt näher. Er gewinnt den Grand Prix von China und baut seine WM-Führung um weitere 19 Punkte aus. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • kurol aus Wiesendangen 4
    Das Richtige tun Hatten wir schon, talentierte Spieler wechselten zu Bayern und ... Mi, 01.06.16 12:01
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Zu dumm nur, dass der Jorian zu 100% aus chemischen Verbindungen besteht, er warnt ... Fr, 22.01.16 21:16
  • Pacino aus Brittnau 731
    Weltweit . . . . . . wird Hanf konsumiert. Zum Genuss aber auch als Arzneimittel. ... Fr, 22.01.16 08:58
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    1 : 0 Daesh (IS) vs. Freie Restwelt Es läuft aber immer noch die erst Halbzeit. Verlängerung und ... Di, 17.11.15 22:26
  • Bogoljubow aus Zug 350
    Wenn die Russen flächendeckend gedopt haben, dann muss man die Ergebnisse sehr genau ... Fr, 13.11.15 10:53
  • jorian aus Dulliken 1754
    5'000'000 zu 0 für die Verschwörungstheoretiker! Was heute um 20:15 schönes kommt! http://www.3sat.de/programm/ ... Do, 22.10.15 19:21
  • jorian aus Dulliken 1754
    Der Fussballgott! Der Name dieses Gottes wird im Hörspiel nicht genannt, dennoch weiss ... Fr, 16.10.15 18:51
  • Koelbi aus Graz 1
    Wir freuen uns... ...auf den Test gegen den Lieblingsnachbarn am 17. November. ... Mo, 12.10.15 03:31
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 1°C 7°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 2°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 6°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 7°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
Luzern 2°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig Schneeregenschauer wechselnd bewölkt
Genf 2°C 9°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 17°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten