Mikro-Wetterversicherungen gegen Ernteausfälle in Entwicklungsländern (Teil 1)

publiziert: Dienstag, 1. Nov 2011 / 18:06 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 1. Nov 2011 / 19:28 Uhr
Ines Kapphan schreibt ihre Doktorarbeit am Institut für Umweltentscheidungen der ETH Zürich. Zurzeit ist sie Gast-Doktorandin an der Universität Stanford.
Ines Kapphan schreibt ihre Doktorarbeit am Institut für Umweltentscheidungen der ETH Zürich. Zurzeit ist sie Gast-Doktorandin an der Universität Stanford.

Nach Schätzungen der Weltbank leben fast 30% der Menschen in Afrika unterhalb der Armutsgrenze; sie müssen mit weniger als 1.25 Dollar pro Tag auskommen. Die meisten der Haushalte befinden sich in ländlichen Gebieten und sind Selbstversorger. Das Wohlergehen vieler Familien hängt somit von den Erträgen aus dem Eigenanbau ab. Ernteausfälle führen zu vielschichtigen Problemen. Mikro-Wetterversicherungen könnten helfen.

Wenn der Regen einmal ausbleibt und Dürren zu Ernteausfällen führen, dann fehlt es nicht nur an Lebensmitteln zur eigenen Versorgung, sondern auch an Einkommen um notwendige Investitionen zu tätigen. Schlussendlich können viele Familien dann auch die Kleinstkredite nicht zurückzahlen, die sie zu Beginn der Saison für den Kauf von Saatgut und Dünger aufnehmen mussten.

Arme Haushalte sind besonders betroffen von schlechten Ernten

Für Mikrofinanzinstitutionen, die Kleinstkredite an Landwirte vergeben, bedeutet schlechtes Wetter eine höhere Kreditausfallwahrscheinlichkeit. Wetterbedingte Ernteeinbussen sind somit nicht nur für die betroffenen Haushalte problematisch, sondern auch für deren Kreditgeber. Landwirte stellen für die Finanzinstitutionen ein höheres Risiko dar, und haben es daher schwerer an Kredite zu kommen. Ohne Kredit bleiben die Investitionen jedoch aus. Wetterbedingten Ertragsschwankungen tragen somit dazu bei, dass Kleinstlandwirte nicht ausreichend in die Landwirtschaft investieren. Dabei ist Wachstum im Agrarsektor nicht nur notwendig, um Armut zu bekämpfen, sondern auch eine Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum. Mit dem Klimawandel könnten sich die Probleme im Agrarsektor und in der Armutsbekämpfung verschärfen.

Die Auswirkungen des Klimawandels werden vor allem in den ärmeren Ländern dieser Welt besonders spürbar sein. Häufigeres Auftreten von Dürreperioden und extremen Niederschlägen lassen Ernteausfälle zunehmen. Wetterrisiken zu managen ist für arme Haushalte besonders wichtig, da sie die Auswirkungen einer schlechten Ernte nicht selber kompensieren können. Im Extremfall kann sich eine Dürre zu einer humanitären Katastrophe ausbreiten, wie zuletzt am Horn von Afrika.

Möglichkeiten zur Versicherung der Ernte

Traditionelle Agrarversicherungssysteme auf die Landwirte in Industrieländern zurückgreifen, um sich vor den Folgen von Missernten zu schützen, existieren in Entwicklungsländern meist nicht.

Eine klassische Ernteversicherung erfordert eine Begutachtung des Schadens, bevor der Versicherte für seine Verluste entschädigt wird. Im Nachhinein ist es oft schwierig die Ursache eines Ertragsverlustes zu ermitteln. Folglich werden nicht nur wetterbedingte Verluste ausgeglichen. Versicherungspolicen werden dadurch unnötig teuer, und viele Regierungen in Industrieländern subventionieren die Agrarversicherung, um sicher zu stellen, dass die Prämien erschwinglich bleiben.

In Entwicklungsländern hingegen fehlen die Mittel, um Versicherungsprämien zu subventionieren. Auf dem Afrikanischen Kontinent haben sich daher so gut wie keine Agrarversicherungssysteme gebildet. Somit stehen den Landwirten in Entwicklungsländern derzeit keine Mittel zur Verfügung, um sich vor den finanziellen Folgen des Klimawandels zu schützen.

Mit Mikro-Wetterversicherung Klimawandelfolgen managen

Mit Mikro-Wetterversicherungen könnten sich künftig Millionen von Menschen in Entwicklungsländern gegen Missernten absichern. Bei den sogenannten index-basierten Wetterversicherungen ist die Auszahlung an ein bestimmtes Ereignis gekoppelt. Die Versicherungen zahlen aus, sobald das Wetter den Grenzwert eines Wetterindex über- oder unterschritten hat. Der grosse Vorteil besteht darin, dass der Versicherte seine Verluste nicht nachweisen muss. Das senkt nicht nur die Verwaltungskosten, sondern reduziert gleichzeitig das Risiko, dass nicht-wetterbedingte Schäden ausgeglichen werden.

Würde die Vergabe von Kleinstkrediten an den Abschluss einer solchen Mikro-Wetterversicherung gekoppelt, hätte dies positive Auswirkungen auf die Kreditvergabe: Bleibt der Regen aus oder zerstört Hitze die Ernte, zahlt die Wetterversicherung. Landwirte könnten mit diesem Geld ihre Mikrokredite bedienen, wodurch die wetterbedingten Kreditausfälle reduziert werden, was die Kreditvergabe erleichtert.

Index-basierte Wetterversicherungen, zu denen auch die oben genannten Mikro-Wetterversicherungen gehören, stellen eine innovative Alternative dar zu den klassischen, schadensbasierten Wetterversicherungen. In Pilotprojekten wird das neue Risikomanagementinstrument derzeit in einigen Afrikanischen Ländern getestet. In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich von den Herausforderungen berichten, die es zu bewältigen gilt, bevor Millionen von Landwirten von den Vorteilen einer Mikro-Wetterversicherungen profitieren können.

(ETH-Doktorandin Ines Kapphan/ETH-Zukunftsblog)

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