Mit der Kühlbox von Haus zu Haus

publiziert: Montag, 27. Mrz 2006 / 20:02 Uhr

Niamey - Niger ist nach der jüngsten Rangliste der Vereinten Nationen das ärmste Land der Welt. Zum Glück helfen Freiwillige im Kampf gegen die Kinderlähmung.

Im vergangenen Jahr gab es noch neun Fälle, die alle von Nigeria eingeschleppt worden waren.
Im vergangenen Jahr gab es noch neun Fälle, die alle von Nigeria eingeschleppt worden waren.
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Zainabu hat sich die Kühlbox wie eine Tasche umgehängt und durchquert das ausgetrocknete Flussbett eines Seitenarms des Nigers. Ein heisser Wind weht über die abgeernteten Hirsefelder am Ufer, auf denen die Erde rissig geworden ist.

Die junge Frau hat eine Mission, die sie trotz der starken Hitze unbeirrt weitergehen lässt. Sie zieht jenseits der Stadtgrenze der Hauptstadt Niamey von Hütte zu Hütte, um Kinder gegen Kinderlähmung zu impfen.

Das westafrikanische Niger ist das ärmste Land der Welt. Etwa jedes vierte Kind stirbt, bevor es fünf Jahre alt wird. Das Jahreseinkommen liegt im Schnitt bei 230 Dollar pro Kopf.

Nur 15 Prozent der Erwachsenen können lesen oder schreiben. Der Norden des Landes, das etwa zwei Mal so gross ist wie Frankreich, ist von Wüste bedeckt.

Kampf auch gegen Fehlinformationen

«Der Kampf gegen Kinderlähmung ist noch nicht gewonnen», sagt Arifa Tidjani vom Roten Kreuz in Niger. Das Land galt bereits als virusfrei, als sich vor zwei Jahren im benachbarten Nigeria Widerstand gegen die Impfkampagnen bildete.

Muslimische Prediger redeten der Bevölkerung ein, der Impfstoff sei im Auftrag der USA manipuliert und mache unfruchtbar. Im Hintergrund ging es vermutlich darum, Hilfsgelder abzuzweigen, die für die Impfungen bestimmt waren.

Die Auswirkungen waren dramatisch. Die Zahl der Poliofälle in der Region stieg an. Das Virus trat wieder in Ländern auf, in denen es als ausgerottet galt. Niger wehrte sich mit einer massiven Impfkampagne.

Zahlreiche Freiwillige unterwegs

Im vergangenen Dezember waren fast 15 000 Freiwillige unterwegs, um Kleinkindern die schützenden Tropfen in den Mund zu träufeln. Im März haben Zainabu und ihre Mitstreiter vor allem Mütter in Niamey und Umgebung besucht.

Mittlerweile gilt das Land wieder als virusfrei. Im vergangenen Jahr gab es noch neun Fälle, die alle von Nigeria eingeschleppt worden waren. Selbst wenn es gar keine Kinderlähmung mehr gäbe, müsste noch mehrere Jahre weiter geimpft werden, um das Wiederaufleben zu verhindern.

Problem des Abwassers

Wenn Zainabu mit ihrer Kühltasche in ein Dorf kommt, kennen die Menschen sie schon. Sie besucht das Dorf immer ein paar Tage vorher, um die Mütter über die Impfung aufzuklären. Kinderlähmung ist eine Viruskrankheit, die unter anderem durch Trinken von dreckigem Wasser übertragen wird.

Ein grosses Problem in Niger, denn es gibt kaum geschlossene Abwasserkanäle. Die Krankheit ist unheilbar, aber die Schluckimpfung schützt zuverlässig. Sie wird auch in Deutschland empfohlen und dort oft auf einem Stück Zucker verabreicht.

Der kleine Suleyman ist gerade drei Wochen alt und schläft zufrieden im Tragtuch auf dem Rücken seiner Mutter. Zainabu setzt sich unter das niedrige Schattendach aus Reisig, das neben der Strohhütte aufgebaut ist.

Dann holt sie ein kleines Fläschchen aus der Kühlbox und drückt vorsichtig beide Wangen des Säuglings, so dass er den Mund öffnet. Geübt träufelt sie zwei Tropfen der durchsichtigen Flüssigkeit hinein. «Jetzt ist er sein Leben lang vor Kinderlähmung sicher», erklärt sie der Mutter.

(Ulrike Koltermann/ dpa/sda)

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