EU und IWF helfen Irland

Multimilliarden für Irland

publiziert: Montag, 22. Nov 2010 / 07:22 Uhr / aktualisiert: Montag, 22. Nov 2010 / 10:21 Uhr

Dublin - Irland hat sich mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) grundsätzlich auf Finanzhilfen für notleidende irische Banken geeinigt. Das bestätigte der irische Ministerpräsident Brian Cowen am Sonntagabend in Dublin.

7 Meldungen im Zusammenhang
Die Einzelheiten des Rettungspakets würden in den nächsten Wochen zu Ende verhandelt, sagte Cowen. Die genaue Höhe der Kredite ist noch nicht bekannt. Der irische Finanzminister Brian Lenihan hatte zuvor von «mehreren zehn Milliarden Euro» gesprochen. Aus EU-Kreisen verlautete, das Hilfspaket habe einen Umfang zwischen 80 und 90 Milliarden Euro.

Ausser den Mitteln des Euro-Rettungschirms, der sich aus einem Fonds der EU-Kommission, der Euroländer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) speist, könnte Irland auch Hilfe von Staaten ausserhalb der Eurozone bekommen. Grossbritannien kündigte bereits an, dem Nachbarn beistehen zu wollen.

«Schutz für Europa»

Die EU-Finanzminister begründeten die geplanten Milliarden-Hilfen für Irland mit dem Schutz ganz Europas. Die Unterstützung des Landes sei zur Sicherung «der finanziellen Stabilität in der EU und der Eurozone» gerechtfertigt, hiess es in einer Erklärung der Minister, die am Sonntagabend veröffentlicht wurde.

Der Rat der Europäischen Zentralbank begrüsste den irischen Antrag. Das Hilfspakt werde beitragen, die Stabilität des irischen Bankensystems zu gewährleisten, erklärte das Gremium in einer Mitteilung.

Harter Sparkurs und Steuererhöhungen

Irland ist das erste Euro-Land, das den Rettungsschirm der EU und des IWF in Anspruch nehmen wird. Griechenland hatte im Mai Hilfen in der Höhe von 110 Milliarden Euro erhalten, damals hatte es aber noch keinen Rettungsschirm gegeben.

Im Gegenzug für internationale Hilfen muss sich Irland zu einem harten Sparkurs verpflichten. Die irische Regierung schloss am Sonntag die Ausarbeitung eines Vierjahresplans zur Sanierung des Staatshaushalts ab. Das 160 Seiten umfassende Papier soll am Dienstag veröffentlicht werden.

Der irische Staatshaushalt soll in den nächsten vier Jahren um 15 Mrd. Euro entlastet werden. Zu zwei Dritteln werde dies durch Sparmassnahmen erfolgen, zu einem Drittel mittels Steuererhöhungen, sagte Cowen.

Irland hatte sich mit milliardenschweren Rettungsmassnahmen für seine maroden Banken in eine Rekordverschuldung gestürzt und steht am Rande des Bankrotts. Anders als bei Griechenland, das im Frühling vor dem Kollaps gerettet werden musste, gibt es aber keinen akuten Liquiditätsengpass.

Schweres Budgetdefizit

Derzeit liegt das irische Defizit wegen Milliardenbürgschaften für die angeschlagenen irischen Finanzinstitute bei 32 Prozent des BIP. Die EU erlaubt in ihrem Stabilitätspakt aber nur drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die irischen Bürger müssen sich auf drastische Kürzungen bei den Sozialleistungen gefasst machen. Die Regierung wolle den Rotstift unter anderem bei Zuwendungen an Kinder, Mindestlöhnen und beim Arbeitslosengeld ansetzen, berichteten irische Medien.

Eine Anhebung der Unternehmenssteuern - dessen niedriger Satz zahlreiche Firmen auf die Insel gelockt hat und der anderen EU-Ländern damit ein Dorn im Auge ist - hatte der irische Finanzminister Lenihan zunächst ausgeschlossen.

Schäuble nennt Auflagen

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble betonte am Sonntagabend im ZDF, die mögliche Hilfe werde Irland nicht automatisch gewährt. Nach dem Antrag müsse erst geprüft werden, ob durch das Land tatsächlich die Stabilität des Euro gefährdet sei. Dies sei Voraussetzung für die Hilfe über den Euro-Rettungsschirm, der nach der Griechenland-Krise eingerichtet worden war.

Auch bei grünem Licht für die Unterstützung müsse Irland «strenge Auflagen erfüllen», sagte Schäuble. Diese würden in den nächsten Tagen ausgehandelt, «damit es eben nicht nur eine Finanzierung ist, sondern damit auch die Probleme gelöst werden».

Irland braucht nach Schätzungen von Experten zwischen 40 und 100 Milliarden Euro, um seine Bankenkrise in den Griff zu bekommen.

(fkl/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Dublin - Irland wird 85 Mrd. Euro aus dem internationalen Rettungsfonds erhalten. Selbst will das Land bis 2014 weitere 15 ... mehr lesen
Finanzminister Brian Lenihan.
Brian Cowen hat Rücktrittsforderungen bislang zurückgewiesen.
Dublin - Nach Irlands Flucht unter ... mehr lesen
Singapur - Sorgen über eine ... mehr lesen
Die Börse in Hongkong verzeichnete den grössten Tagesverlust seit sechs Monaten.
London - Die irische Finanzkrise hat auf die Politik übergegriffen: Nach dem irischen Antrag auf europäische Finanzhilfe steuert das hoch verschuldete Land auf Neuwahlen zu. Ministerpräsident Brian Cowen erklärte am Montagabend, er wolle das Parlament im Januar auflösen. mehr lesen 
Das Fell des keltischen Tigers kann an der Wand des Büros eines Banken-CEO's besichtigt werden.
Etschmayer Es war eine Zeit, wie sie Irland noch ... mehr lesen 3
Weitere Artikel im Zusammenhang
Dublin - Irland schlüpft unter den ... mehr lesen
Notfallreserve benötigt: Brian Leniham.
Der EU-Währungskommissar Olli Rehn.
Brüssel - Irland hat seinen ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store ...
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte Regeln im App Store missbraucht und Konkurrenten im Musik-Streaming-Geschäft behindert. Ein zentraler Punkt ist das allgemeine Verbot von Apple für Entwickler, in ihren Apps auf günstigere Kauf- oder Abonnementmöglichkeiten hinzuweisen. mehr lesen 
Die EU hat Meta, den Mutterkonzern von Facebook, mit einer historischen Geldbusse belegt. Der Konzern hatte wegen der fortlaufenden Übertragung von Nutzerdaten in die USA gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstossen. Zusätzlich wurde Meta aufgefordert, den Transfer von Daten unverzüglich zu beenden. mehr lesen  
Befürworter holen auf  London - Die Gegner eines Verbleibs ... mehr lesen
Noch 51 Prozent befürworten einen Verbleib in der EU.
Riexingers Rede wie auch der Parteitag wurden nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt.
Deutschland - Die Linke  Magdeburg - Ein unbekannter Mann hat die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht auf dem ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 2°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Basel 3°C 12°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
St. Gallen 1°C 8°C Schneeregenschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 2°C 11°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
Luzern 2°C 11°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
Genf 2°C 14°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Lugano 6°C 15°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten