Muppetshow in Washington

publiziert: Freitag, 21. Okt 2005 / 11:28 Uhr / aktualisiert: Freitag, 21. Okt 2005 / 18:25 Uhr

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Erinnern Sie sich noch an 'Scooter' aus der Muppet Show? Der ewige Teenager, orange, hektisch und mehr als einmal der Show-Retter, der verloren gegangene Stargäste wieder auftrieb? Er war die sympathische Figur, die es fast nie auf die Bühne schaffte.

Ebenso geschäftig im Hintergrund tätig ist ein anderer Scooter. Allerdings ist seine Bühne nicht eine Puppenshow sondern das Weisse Haus. Und besonders sympathisch machen seine Aktivitäten Irve Lewis 'Scooter' Libby auch nicht.

Doch wer zum Henker ist Scooter Libby? Libby ist – wie einmal salopp beschrieben – Dick Cheney's Dick Cheney. So wie der Vizepräsident der böse Kettenhund des US-Präsidenten ist, ist Libby Cheney's Zerberus. Libby ist aggressiv, ideologisch radikal und gnadenlos mit seinen Gegnern.

Einer dieser Gegner wurde 2003 Joseph C. Wilson, ein früherer Diplomat. Er bezeichnete am 6. Juli 2003 in einem in der Times erschienen Artikel, die Behauptung der US-Regierung, dass der Irak aus dem Niger Uran bezogen hätte, nach einer Erkundungsreise im Auftrag der CIA in den Niger, als absolut falsch. Wilson erschütterte so einen der Gründe, weshalb der Irakische Diktator gestürzt werden müsse.

Libby war in der Folge stocksauer auf Wilson und lancierte eine Kampagne gegen ihn. Scheinbar gehörte dazu auch, die Identität der Frau von Wilson, Valerie Plame, als CIA-Agentin zu enthüllen.

Tatsächlich wurde Plames Name nur wenige Tage nach dem Erscheinen Wilsons Artikel in einer Kolumne enthüllt. Plame-Wilson und die anderen Agenten der Tarnfirma, für die sie arbeitete, waren ausgeschaltet. Ein Geheimnisverrat grösster Schwere.

Seit 22 Monaten findet eine Grand Jury Anhörung unter Sonderstaatsanwalt Patrick J. Fitzgerald statt und sie konzentriert sich nun – kurz vor Ihrem Ende - auf Libby und den Vize-Stabschef von George W. Bush, Carl Rove. In diesem Zusammenhang fiel auch immer mehr auf, dass Libby geradezu eine Besessenheit für Wilson entwickelt hatte. Er liess von seinem Stab alle Presseberichte und Interviews sammeln und auswerten, sanktionierte Reporter und Zeitungen, die über Wilson zu positiv berichteten, alles mit dem offenbaren Ziel, ihn politisch zu zerstören.

Diese Besessenheit wendet sich nun gegen Libby. Denn sein Eifer, Wilson zu schaden, machte ihn selbst verdächtig in die Plame-Sache verwickelt zu sein – scheinbar mit Grund.

Doch dieser Skandal, der die innersten Kreise des Weissen Hauses erschütterte, ist nur einer von vielen, die das Vertrauen der Bevölkerung in Bush und seine Truppe schwinden lässt. Tom DeLay und Bill Frist sind immer noch Objekte von Ermittlungen, der Irak kommt nicht zur Ruhe, das Katastrophen-Management bei den Hurrikanen....

Und es kommt noch mehr: Beim Wiederaufbau in den Hurrikan-Gebieten kommen alte bekannte wieder ohne Ausschreibungen an Riesenaufträge: Kellog, Brown & Root - Tochter des Konzerns Halliburton - wird ebenso grosszügig bedacht wie Bechtel, ein Bauriese, der ebenso wie KBR auch schon dick im Irak-Geschäft involviert ist und beste Verbindungen zur Regierung hat. Lokale Unternehmen haben da fast keine Chance.

Es dämmert nun immer mehr US-Bürgern, dass die Bush-Administration dabei ist, eine Art Feudalstaat zu installieren. Wenn in einem guten Jahr Kongress-Wahlen anstehen, könnte diesem Günstlings-Staat endlich Einhalt geboten werden. Die Tatsache, dass sich die Republikaner immer tiefer im selbst angelegten Sumpf versenken, lässt hoffen, dass sie sich auch bis dahin nicht wieder daraus befreit haben werden.

In der Muppet-Show hatten Waldorf und Stattler immer das letzte Wort – hier sind es die Wähler. Hoffen wir, dass ihr Urteil auch so vernichtend ausfallen wird, wie jenes der alten Meckerer.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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